Der Anpfiff der Fussball-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland rückt immer näher. Doch noch ist die Fernsehübertragung des Turniers in Deutschland nicht gesichert. Den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF liegen zwei Forderungen auf dem Tisch: Eine kommt von der Fifa, die andere von der Konkurrenz mit Abo-Kunden.

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Fünf Wochen vor dem Anpfiff der Frauenfussball-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) droht den Fussballfans in den europäischen Hochburgen Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien der schwarze Bildschirm.

Der Ursprung der verfahrenen Situation liegt bei der Fifa. Sie hat erstmals in der Geschichte den Erwerb der TV-Übertragungsrechte für eine Frauen-WM von dem für eine Männer-WM entkoppelt. Offensichtlich will der Weltverband von der weltweit wachsenden Bedeutung des Frauenfussballs profitieren.

Gianni Infantino beschwert sich über Angebote der TV-Sender

Doch bisher geht die Rechnung der Fifa nicht auf. Deren Präsident Gianni Infantino klagte im Mai, die "Angebote der Sender, besonders aus den fünf grossen europäischen Ländern" seien "immer noch sehr enttäuschend und einfach nicht akzeptabel". Die Fifa habe aber die "moralische und rechtliche Verpflichtung, die Frauen-WM nicht unter Wert zu verkaufen".

Infantino erinnerte die öffentlich-rechtlichen Sender daran, dass sie in der Vergangenheit die unterschiedliche Bezahlung im Männer- und Frauenfussball kritisiert hätten. Nun habe die Fifa die Preisgelder für die Frauen-WM deutlich erhöht. Die Fernsehanstalten sollten ihrerseits den "Worten Taten folgen lassen". Laut Fifa böten diese bisher aber "nur ein bis zehn Prozent" der Summe, die sie im Vergleich für eine Männer-WM ausgeben.

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Tom Buhrow vergleicht Gianni Infantino mit einem Trompeter

Tom Buhrow, bei der ARD für die Sportrechteverhandlungen zuständig, warf Infantino daraufhin vor, in der Öffentlichkeit "herumzutrompeten" und "moralischen Druck" auszuüben. So kämen beide Seiten nicht zusammen.

ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky erklärte, das Angebot der ARD an die Fifa sei "marktgerecht", und Balkausky ergänzte Anfang Juni, es gebe "keinen neuen Stand" in den Gesprächen mit der Fifa. Sein Zwischenfazit lautete: "Wir sind erstmalig damit konfrontiert, dass es eine Ausschreibung gab, die wir angeblich gewonnen haben", aber es trotzdem keine Einigung gebe. Die Fifa habe sich noch nicht konkret dazu geäussert, "was wir zu zahlen haben".

Sky und DAZN winken ab

Gleichzeitig haben die Bezahlsender Sky und DAZN im Rahmen von Äusserungen auf dem SpoBis-Kongress in Düsseldorf die Verantwortung für den Erwerb der TV-Übertragungsrechte auf ARD und ZDF abgeschoben. Sky und DAZN haben trotz ihres verstärkten Engagements im Frauensport kein Interesse an den TV-Rechten der Fussball-WM.

"Viele fragen mich, ob wir die Rechte kaufen können", sagte Alice Mascia, Geschäftsführerin des Streamingdienstes DAZN. Aber "das würde nicht zu uns passen", so die Managerin. "Ich wünsche mir, dass es einen Abschluss gibt zwischen Fifa und den öffentlich-rechtlichen Sendern. Ähnlich äusserte sich Sky-Manager Charly Classen. "Die Frauen-Nationalmannschaft hat es verdient, im Sommer da zu sein", sagte er über ARD und ZDF.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser unterstrich, ohne ins Detail zu gehen: "Ich appelliere noch einmal sehr stark, im Sinne der Menschen, die Teilhabe an diesem wunderbaren Fussballfest haben wollen, eine Übertragung zu gewährleisten."

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • news.de: Weltmeisterschaft 2023: FIFA-Zoff mit ARD und ZDF! Fällt Deutschland-Übertragung der Frauen-WM flach?
  • sky.de: Frauen-WM 2023: Alle Infos zur Übertragung im TV & Stream
  • sky.de: Frauen-WM: Infantino droht europäischen Fussballnationen
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