Eine starke Quali macht noch keinen Weltmeister. Die deutsche Nationalmannschaft hat im Hinblick auf die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland noch genügend Baustellen.
So souverän ist keine Nation jemals zuvor durch die WM-Quali marschiert: Zehn Spiele, zehn Siege, dazu ein starkes Torverhältnis von 43:4. Diese Zahlen sind ein neuer Weltrekord.
Doch was sagt die starke Qualifikation in einer eher schwachen Gruppe aus? Ist der Weltrekordhalter nun auch der grosse WM-Favorit?
Viele Top-Spieler
Auf den ersten Blick spricht vieles dafür: Deutschland ist der Titelverteidiger, gewann zudem im Sommer mit einer B-Auswahl den Confed Cup und wurde zudem auch noch U-21-Europameister.
Dazu ist der Kader gespickt mit vielen Top-Spielern: Im Mittelfeld verkörpern
Auch die Innenverteidigung ist mit
Die anderen Positionen hingegen bereiten Joachim Löw Kopfzerbrechen. "Gerade auf den Aussenpositionen haben wir nicht allzu viele Spieler, die permanent auch international spielen", sagt der Bundestrainer auf DFB.de.
"Rechts ist nur
Tatsächlich fehlt es dem Bundestrainer bei den Aussenverteidigern an Optionen.
Es bleibt abzuwarten, ob er danach seine Form findet. Marvin Plattenhardt,
Erreicht Neuer rechtzeitig Weltklasse-Niveau?
Auch im Tor ist die deutsche Nationalmannschaft nicht sorgenfrei. Manuel Neuer mag der beste Torwart der Welt sein. Sein Mittelfussbruch setzt ihn jedoch längerfristig ausser Gefecht.
Laut eigener Aussage könnte der Heilungsprozess schlimmstenfalls noch ein halbes Jahr dauern. Ob er dann in der Lage wäre, bis zur WM wieder Weltklasse-Niveau zu erreichen?
In
Und wie sieht es im Angriff aus? Timo Werner mag zu den aufstrebenden Stürmern Europas gehören, hat aber bislang kaum internationale Erfahrung. Selbiges trifft auf Sandro Wagner und Lars Stindl zu.
Mario Gomez wiederum ist erfahren genug, wird bei der WM allerdings schon fast 33 Jahre alt sein und ist zudem momentan verletzt. Es bleibt abzuwarten, in welchem Zustand er sich im Sommer 2018 präsentiert.
Das sieht offenbar auch
Schwierige Rolle als Titelverteidiger
Überhaupt erwartet die deutsche Nationalmannschaft in Russland eine völlig andere Situation als 2014 in Brasilien. Die Rolle als Titelverteidiger ist laut Löw schwieriger: "Nur wir haben etwas zu verlieren, alle anderen haben etwas zu gewinnen."
Zudem haben sich die Kräfte im Weltfussball in den vergangenen drei Jahren verschoben. Als die letzte WM ausgespielt wurde, war der deutsche Fussball das Mass aller Dinge.
Der FC Bayern München und Borussia Dortmund hatten erst ein Jahr zuvor ein deutsches Champions-League-Finale bestritten. Gefühlt ist das schon lange her.
Momentan geben die deutschen Vereine, wo die meisten Nationalspieler noch immer beschäftigt sind, kein gutes Bild ab. Selbst die Nationalspieler vom FC Bayern München tragen momentan nicht das "Sieger-Gen" in sich.
Auch Löw ist hinsichtlich des letzten internationalen Spieltages besorgt: "Die sechs Spiele, die im internationalen Vergleich verloren wurden, sind natürlich ein wenig alarmierend."
"Zu wenig Drecksäcke"
Womöglich fehlt es Deutschland an echten "Mentalitäts-Monstern", die für einen WM-Sieg notwendig sind.
Trainer-Legende Christoph Daum sagte im "Sport 1 Doppelpass": "Wir haben viele gut ausgebildete Spieler, aber zu wenig Drecksäcke." Damit meint er Spieler, die sich "in einem Zweikampf durchsetzen und auch in einem Hexenkessel behaupten können".
Erschwerend kommt hinzu, dass sich viele andere Nationen in einer herausragenden Form befinden. In Südamerika hat Brasilien mit ihrem Superstar Neymar eine ganz starke Qualifikation hingelegt und zählt wieder zum Favoritenkreis.
In Frankreich ist rund um den Mega-Stürmer Antoine Griezmann eine goldene Generation herangewachsen.
Auch England und Spanien scheinen ihre zwischenzeitliche Krise überwunden zu haben und machen sich Hoffnungen auf den Titel.
Sollten Portugal und Argentinien mit den weltbesten Spielern Cristiano Ronaldo und Lionel Messi ebenfalls die Quali schaffen, rechnen sich auch diese Nationen Chancen aus.
Deutschland ist also nur einer von vielen Titelanwärtern. Aber das war 2014 ja nicht anders.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.