Spanien ist ausgeschieden, England auch. Italien hat gegen Costa Rica verloren und Brasilien nur Remis gegen Mexiko gespielt. Die WM 2014 hat bereits für einige Überraschungen gesorgt. Und langsam wird klar: Die verschiedenen Mannschaften liegen sehr viel näher beieinander, als man das vor dem Turnier vielleicht hätte erahnen können.
Hans Sarpei ist der unumstrittene Social-Media-König des deutschen Fussballs. Nach der Niederlage von Italien gegen Costa Rica hat der ehemalige Spieler des FC Schalke 04 mal wieder einen Volltreffer gelandet. "Es gibt keine Grossen mehr" twitterte er und man muss ihm bei dieser Aussage ohne Umschweife Recht geben.
Die Weltmeisterschaft in Brasilien bringt mit fast jedem Spieltag den Beweis, dass sich hier keine Nation auf Titeln oder grossen Namen ausruhen kann. Spanien, der amtierende Weltmeister, ist schon ausgeschieden, ebenso das Mutterland des Fussballs, England. Und auch Italien und Brasilien straucheln. Die "Squadra Azzurra" darf nach der blutleeren Niederlage gegen Costa Rica im letzten Spiel gegen Uruguay - das sind die, die England ins Tal der Tränen gestossen haben - auf keinen Fall verlieren, sonst können sie sich einen Flieger mit den Spaniern teilen. Und sollte Brasilien am letzten Spieltag gegen Kamerun verlieren, sind sie auf einen Sieg der Mexikaner gegen Kroatien angewiesen.
Eine WM voller Überraschungen
Es ist eine interessante, eine überraschungsreiche WM, die den Fans in Brasilien geboten wird und das darf auch gerne so bleiben. "Kleine" Mannschaften kann es bei einem solchen Turnier ohnehin nicht geben. Das hätte den ehemaligen Favoriten Spanien und England eigentlich bewusst sein müssen. Auch wenn Nigeria oder der Iran Spanien vermutlich nicht aus dem Turnier gekegelt hätten.
Bei einigen Teams wird sich ein Generationenwechsel vollziehen. Die spanische Mannschaft, die ehemals goldene Generation des Tiki-Taka, die ausgeschieden ist, wird in dieser Konstellation bei keinem Turnier mehr auflaufen. Und bei den Engländern werden alte Haudegen wie Steven Gerrard oder vielleicht auch Wayne Rooney nach der Abreise aus Brasilien nicht mehr das Trikot mit den three lions überziehen. Alternde Stars, die ihrer Mannschaft nicht mehr genug helfen können, mögen ein Grund für das Ausscheiden dieser Mannschaften sein.
Es wird professioneller gearbeitet
Im Fall der Spanier wurde zudem viel davon gesprochen, dass die Mannschaft zu satt sei. Im Fall von England, Italien oder Brasilien würde das wohl niemand behaupten. Viel wahrscheinlicher ist, dass im Fussball eine Entwicklung stattgefunden hat, die dazu geführt hat, dass die verschiedenen Mannschaften näher zusammengerückt sind. Inzwischen wird fast überall auf der Welt professionell gearbeitet. Der Sprung in eine der europäischen Topligen ist nicht mehr unbedingt nötig - wenn auch immer noch beliebt -, um mit den Superstars mithalten zu können.
Der Chilene Charles Aranguiz beispielsweise, der den Spaniern mit seinem Tor zum 2:0 endgültig das Genick gebrochen hat, spielte eine Saison in Brasilien bei Internacional Porto Alegre und wird nun zu seinem Klub Universidad de Chile zurückkehren. In Europa hat er nie gespielt. Dank Internet und Co. treten neue Trainingsmethoden und Erkenntnisse ihre Reise auf andere Kontinente sehr viel schneller an, als sie das früher getan haben. Man muss keine teuren Reisen mehr antreten, um einen Gegner zu analysieren. Videomaterial ist inzwischen überall auf der Welt verfügbar.
Natürlich kann man beispielsweise die südamerikanischen Ligen dennoch nicht mit den europäischen vergleichen. Dazu steckt man in Europa zu viel Geld in den Fussball. Und deshalb werden auch weiter europäische Mannschaften ganz vorne mitspielen. Dennoch täten die renommierten Teams gut daran, keinen ihrer Gegner zu unterschätzen. Denn: Es gibt keine Grossen mehr im im Fussball.
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