Toni Kroos ist in der DFB-Elf unverzichtbarer Leistungsträger, bei den Bayern geniesst er diese Wertschätzung nicht. Sein Verein ist am Mittwoch mit einer Rumpfmannschaft von acht Profis in die Saisonvorbereitung gestartet. Die WM-Fahrer steigen erst später ins Training ein – voraussichtlich ohne den wechselwilligen Kroos. Doch vielleicht ändert sich das noch.
Toni Kroos kann es selbst kaum fassen. Soeben hat er in der 24. Minute des WM-Halbfinals gegen Brasilien das 3:0 erzielt. Aus 16 Metern zieht er mit links ab, Torhüter Julio Cesar ist zwar noch am Ball dran, doch er zappelt links unten im Netz. Kroos dreht zum Jubeln ab und schlägt die Hände vors Gesicht. Zwei Minuten später staubt er noch zum 4:0 ab.
Zwei Tore, zwei Vorlagen, "Man of the Match": Das ist der Arbeitsnachweis des Bayernspielers in der Partie gegen Brasilien (7:1). In der Nationalmannschaft mauserte er sich bei dieser WM zum unverzichtbaren Stammspieler. Seine DFB-Teamkollegen loben seine präzisen Pässe und Standards. Doch diese Qualitäten spielen beim FC Bayern wohl keine Rolle mehr.
Real Madrid bietet Toni Kroos zwölf Millionen Euro pro Jahr
Kroos steht wahrscheinlich bald bei Real Madrid unter Vertrag. Die Bayern wollen offenbar seine Gehaltsvorstellungen nicht erfüllen. Laut mehreren Medienberichten fordert der 24-Jährige, in Lohndimensionen eines Franck Ribéry, Arjen Robben oder Bastian Schweinsteiger aufzusteigen. Von zehn Millionen Euro pro Jahr ist die Rede. Ein Angebot der Bayern mit deutlich niedrigeren Bezügen hat sein Berater angeblich abgelehnt. Madrid biete Kroos hingegen rund zwölf Millionen Euro pro Jahr.
Der 24-Jährige will sich während der WM aber nicht mit dem Thema befassen. "Ich möchte erst diese WM spielen, und wenn sie vorbei ist, wird es eine Entscheidung geben", sagte er auf einer Pressekonferenz.
Beim Trainingsauftakt der Bayern äusserte sich Sportdirektor Matthias Sammer ebenfalls nicht über die Zukunft des Mittelfeldspielers: "Über Kroos gibt es momentan nichts zu sagen."
Robert Lewandowski: "Meine Batterien sind voll"
Beim ersten Vorbereitungstag auf die neue Saison standen Trainer Pep Guardiola nur acht Profis zur Verfügung: Claudio Pizarro, Rafinha, Pierre-Emil Hojbjerg, Tom Starke, Holger Badstuber, David Alaba sowie die beiden Neuzugänge Sebastian Rode und Robert Lewandowski. Der dritte Neuzugang der Münchner, der spanische U-21-Nationalspieler Juan Bernat, steigt erst am Donnerstag ins Training ein. Franck Ribéry und Thiago Alcantara fehlen noch verletzungsbedingt, werden aber bald zurückerwartet.
Neuzugang Lewandowski war mit Polen nicht für die WM qualifiziert und ist für die Herausforderung FC Bayern bereit: "Meine Batterien sind voll", sagte er bei der Antrittspressekonferenz. Der ehemalige Dortmunder erhält die Rückennummer "9".
Vergangene Saison trug Mario Mandzukic diese Zahl. Doch er spielt bald beim Champions-League-Finalisten Atlético Madrid. Es gibt bereits eine mündliche Vereinbarung mit den Spaniern. "Es ist noch nichts unterschrieben. Aber ich denke, dass man sich auf das Wort gegenseitig verlassen kann", sagte Sportdirektor Matthias Sammer. Die Ablöse soll bei rund 22 Millionen Euro liegen.
Kämpft der FC Bayern noch um Toni Kroos?
Für Toni Kroos müsste Real Madrid rund 30 Millionen Euro bezahlen. Sollten ihn die Bayern erst nach dieser Saison ziehen lassen, wäre er ablösefrei. Sein Vertrag läuft aus.
Doch vielleicht denkt die Vereinsführung der Bayern noch um. Sie hat sicherlich seine überzeugenden Leistungen bei der WM registriert. Einen jungen Spieler mit solch einer Spielübersicht einfach so ziehen zu lassen – das ist eigentlich nicht die Art des FC Bayern. Vielleicht macht der Rekordmeister noch die eine oder andere Million locker. Kroos ist schliesslich erst 24 Jahre alt. Seine Gehaltserhöhung wäre eine Investition in die Zukunft.
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