Vor dem Finale der WM 2014 am Sonntag um 21:00 Uhr MEZ in Rio de Janeiro (LIVE in der ARD und bei uns im Ticker) erinnert vieles an das Endspiel von 1990. Wieder spielt Deutschland gegen Argentinien, wieder sind die Südamerikaner abhängig von ihrem Superstar. Was damals Diego Maradona war, ist heute Lionel Messi. Doch wie kann das DFB-Team den "Zauberfloh" stoppen?
Lionel Messi ist nach Ansicht vieler Experten momentan der beste Fussballer der Welt. Im argentinischen Nationalteam ist der Wirbelwind vom FC Barcelona der unumstrittene Superstar und Anführer. Alles konzentriert sich auf Messi. Für das DFB-Team von Bundestrainer Joachim Löw bedeutet das: Messi kaltstellen, heisst Argentinien kaltstellen. Messi stoppen, heisst Weltmeister werden.
Taktische Anarchie für Lionel Messi
Im Gegensatz zum FC Barcelona lässt Argentiniens Trainer Alejandro Sabella seinem Star jede Freiheit auf dem Platz. Defensivarbeit verrichtet der Rest der Mannschaft. Messi ist davon entbunden und kann sich auf die Offensive konzentrieren. Bei eigenem Ballbesitz hält sich der 27-Jährige bevorzugt als "Zehner" hinter Stürmer Gonzalo Higuain auf. Allerdings weicht Messi auch oft auf die Flügel aus oder rückt selbst in die Spitze. Das grösste Problem ist also, ihn überhaupt zu fassen zu kriegen.
Für die DFB-Elf ist also defensive Schwerstarbeit angesagt. Hält sich Messi in der Zentrale auf, muss das deutsche Mittelfeld ihn sofort stellen. Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira sind hier gefragt. Auf den Flügeln müssen Benedikt Höwedes und Philipp Lahm auf der Hut sein. Messis Stärken sind vor allem sein blitzschneller Antritt und unberechenbare Richtungsänderungen. DFB-Kapitän Philipp Lahm tut sich vom Körperbau gesehen wohl am leichtesten mit dem 1,69 Meter kleinen Argentinier. Höwedes hingegen könnte seine eigene starke Physis zum Verhängnis werden - der Schalker ist 18 Zentimeter grösser, 13 Kilo schwerer und damit eine ganze Ecke unbeweglicher als der Argentinier.
Doppeln ist Trumpf
Der Schlüssel zum Erfolg wird dabei sein, dass Messis Gegenspieler sofort Unterstützung bekommt. Doppeln lautet die Devise. Ist also Höwedes gerade mit dem kleinen Argentinier beschäftigt, müssen Schweinsteiger oder Khedira sofort zu Hilfe eilen. In der Innenverteidigung spricht alles dafür, dass wieder Jerome Boateng und Mats Hummels den Vorzug vor Per Mertesacker bekommen.
Denn der 1,98-Meter-Hüne vom FC Arsenal ist zwar zweikampfstark, aber auch wesentlich langsamer und antrittsschwächer als seine beiden Kollegen. Wenn Messi in die Sturmspitze vorstösst, müssen also Boateng und Hummels die gefährlichen Haken und Finten des Technikers vorausahnen. Ob Mats Hummels nach seiner Knieblessur rechtzeitig fit wird, entscheidet sich wohl erst am Spieltag.
Eine nicht zu verteidigende Stärke Messis sind seine Standards. Sein Können bei ruhenden Bällen zeigte "Leo" bereits im Vorrundenspiel gegen Nigeria. Aus etwa 25 Metern zirkelte er einen Freistoss passgenau in den Winkel. Also, liebe DFB-Elf: Fouls in Strafraumnähe sind unter allen Umständen zu vermeiden. Manuel Neuer ist zwar in Topform, aber alles wird selbst er nicht halten können. Zumal Messi nicht nur als Vollstrecker, sondern auch als Vorlagengeber glänzen kann. Die Kopfballstärke von Innenverteidiger Martin Demichelis ist aus seiner Zeit beim FC Bayern München noch bekannt und Ezequiel Garay steht ihm in nichts nach. Für Messi spricht, dass er nicht als Freistossschinder bekannt ist. Verzichtet das Team von Jogi Löw auf Fouls, wird es wenig Standard-Chancen für Argentinien geben.
Vorsicht vor Messis Kontern
Insgesamt dürfte es kein Geheimnis sein, dass Argentinien sich gegen die deutsche Mannschaft eher auf die Verteidigung konzentrieren und Messi an der Mittellinie auf Konter lauern wird. Also kommt dem Umschaltspiel von Angriff auf die Defensive grosse Bedeutung zu. Geht der DFB-Elf im Sturm der Ball verloren, müssen blitzschnell Lauf- und Passwege dichtgemacht werden, um Messis Schnelligkeit und Ballsicherheit nicht zur Geltung kommen zu lassen.
Legt Deutschland aber so los wie gegen Brasilien im Halbfinale, muss man sich um Messis Stärken wenig Gedanken machen. Der Superstar ist zwar immer in der Lage, Tore aus dem Nichts zu erzielen, alleine kann aber auch er gegen ein deutsches Team in Höchstform wenig ausrichten. Also gilt die alte Fussballerweisheit: "Angriff ist die beste Verteidigung."
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