Algerien will vor dem WM-Achtelfinale nur eines: Rache für die "Schande von Gijón". Vor 32 Jahren schieden die Algerier wegen einer unsportlichen Absprache der Deutschen aus. Entsprechend aufgebracht sind Fans, Medien und Trainer vor dem heutigen Duell. Sie wollen die "Deutschen zum Fastenbrechen verspeisen".
Sensationell besiegte Algerien die deutsche Mannschaft im ersten Gruppenspiel der WM 1982 mit 2:1. Doch die "Wüstenfüchse" verpassten dennoch die zweite Finalrunde und schieden aus. Schuld daran war der deutsch-österreichische "Nichtangriffspakt", der als "Schande von Gijón" Schlagzeilen machte.
Die Schande von Gijón: Algerisches Nationaltrauma
Für Algerien ein Trauma. 32 Jahre später will das nordafrikanische Land Revanche. Entsprechend hitzig äussern sich Medien, Fans, Trainer und Spieler.
"Wir haben 1982 nicht vergessen, nicht Gijón, nicht Deutschland. Jeder spricht noch darüber", sagte Algeriens bosnischer Nationaltrainer Vahid Halilhodzic. "Es ist lange her, aber jeder Algerier weiss noch, was damals passiert ist." Gegen Deutschland wolle man noch besser spielen als gegen die bisherigen Gegner.
Flügelspieler Sofiane Feghouli strotzt nur so vor Selbstvertrauen. "Wenn wir das algerische Trikot tragen, haben wir vor niemandem Angst", zitiert ihn die Zeitung "le Buteur". Das gesamte Team habe sich nach Abpfiff des vorigen Spiels in der Umkleidekabine eingestimmt. Die Spieler hätten dem Blatt zufolge "Deutschland, wir kommen!" gerufen.
"Wir verspeisen die Deutschen zum Fastenbrechen"
Martialische Schlagzeilen beim Fussballportal "Hadaaf". "Wir fasten im Ramadan und verspeisen die Deutschen zum Fastenbrechen", titelte es auf seiner Startseite.
Der bekannte algerische Karikaturist Dilem veröffentlichte die Zeichnung eines deutschen Nationalspielers. Der flucht mit hochrotem Kopf: "Scheisse!"
Die algerische Presse ist selbstbewusst. Die Kommentatoren der Zeitungen sind überzeugt, dass Algerien Geschichte schreiben und alle Araber ehren werde. Und falls es auf die Unterstützung vom Spielfeldrand ankomme: Mehr Fans als Deutschland habe Algerien auch.
"An den Deutschen rächen"
Der ehemalige Nationalspieler Lakhdar Belloumi war vor 32 Jahren als Spieler mit dabei. Überwunden hat er das Aus offenbar bis heute nicht. "Die Grünen müssen sich an den Deutschen rächen", forderte er gegenüber der Internetseite "France24".
Ähnlich äussern sie sich fast überall in Algerien. "Die algerische Jugend will nicht länger Geschichten vom legendären Sieg gegen Deutschland hören. Wir würden lieber über die Heldentat von 2014 sprechen", so der algerische Regisseur Amine Hattou.
Auch auf Twitter sind die algerischen Fans siegessicher. Viele hoffen: "Heute gibt es Rache für die Schande von Gijón".
Ob Algerien seine Revanche bekommt, zeigt sich ab 22:00 Uhr (live im ZDF und bei uns im Ticker). © Glutamat
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