In den letzten Testspielen kurz vor der WM 2014 taten sich viele Favoriten wie Italien oder England schwer. Vermeintliche Aussenseiter überzeugten hingegen mit guten Ergebnissen. Ein Fingerzeig für das Turnier? Wir zeigen ihnen, welche Underdogs in Brasilien für eine Überraschung sorgen könnten.
England kam in seinem Testspiel kurz vor dem Beginn der Weltmeisterschaft in Brasilien nicht über ein 2:2 gegen Ecuador hinaus. Mitfavorit Italien blamierte sich mit einem 1:1 gegen Fussballzwerg Luxemburg sogar bis auf die Knochen. Anders die vermeintlichen Aussenseiter: Die Schweiz, Japan und Chile konnten ihre Testspiele teils deutlich gewinnen. Grund genug, die Geheimfavoriten der WM genauer anzusehen.
Belgiens goldene Generation
Die Nationalmannschaft Belgiens ist Geheimtipp Nummer eins. Experten und Fans weisen immer wieder auf die Stärke des jungen Teams hin. Zurecht: Denn die "Roten Teufel" haben in den vergangenen Jahren einen enormen Wandel vollzogen. Der Verband konzentrierte sich auf die Nachwuchsarbeit und brachte eine Vielzahl an Talenten hervor. Jetzt erntet das Land die Früchte dieser Arbeit. Der aktuelle Kader ist gespickt mit exzellenten Individualisten. Trotz ihres jungen Alters haben viele Spieler ihre Qualität bereits in den besten Ligen Europas bewiesen.
Im Tor steht mit Thibaut Courtois von Atletico Madrid zum Beispiel ein aktueller spanischer Meister. Abwehrchef der Belgier ist Vincent Kompany vom englischen Meister Manchester City. Ihn unterstützt in der Innenverteidigung der erfahrene Daniel van Buyten vom FC Bayern München. Das Mittelfeld ist Belgiens Prunkstück: Aus einer Reihe von Spielern wie Axel Witsel, Marouane Fellaini und Kevin de Bruyne sticht Superstar Eden Hazard vom FC Chelsea besonders hervor. Der 23-Jährige ist bei den "Blues" längst ein Leistungsträger und auch in der Nationalmannschaft unverzichtbar. Im Sturm wirbelt mit Romelu Lukaku und Kevin Mirallas ein gefährliches Duo vom FC Everton.
Trainer Marc Wilmots hat es geschafft, aus den hochbegabten Individualisten eine verschworene Einheit zu formen. Die Spieler selbst bezeichnen ihre Mannschaft als "grosse Gruppe von Freunden". Beste Voraussetzungen also um bei der Weltmeisterschaft erfolgreich zu sein.
Die Vorrundengruppe mit Russland, Südkorea und Algerien sollte für Belgien kein Problem darstellen. Im Achtelfinale muss die Mannschaft zeigen, ob sie den hohen Erwartungen gerecht wird. Dort würden die "Roten Teufel" auf ein Team aus der Gruppe G treffen: wahrscheinlich Deutschland oder Portugal. Sollten sie diese Prüfung bestehen, kann Belgien sogar um den Titel mitspielen.
Die Schweiz gehört nicht mehr zu den Kleinen
Auch die Schweiz hat sich aus der zweiten Reihe nach oben gearbeitet. In der Qualifikation zur WM 2014 blieben die Schweizer ungeschlagen und lösten als Gruppensieger das Ticket nach Brasilien. Die vom deutschen Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld betreute Mannschaft besticht mit konstanten Leistungen. Neben Gastgeber Brasilien ist die Schweiz sogar das einzige Land, das in den letzten siebeneinhalb Jahren ein Pflichtspiel gegen Welt- und Europameister Spanien gewann.
Wie die Belgier spielen die Stützen der Schweizer Nationalmannschaft mittlerweile in den grossen europäischen Ligen und sind in ihren Clubs Leistungsträger. Stephan Lichtsteiner (Juventus Turin), Philippe Senderos (FC Fulham), Valon Behrami und Gökhan Inler (beide SSC Neapel) sammelten so wertvolle internationale Erfahrung. Neben ihnen vertraut Hitzfeld vor allem auf Profis aus der deutschen Bundesliga. Xherdan Shaqiri vom FC Bayern, Ricardo Rodriguez aus Wolfsburg, Josip Drmic vom 1. FC Nürnberg und Granit Xhaka von Borussia Mönchengladbach sind in Brasilien dabei.
In Gruppe E gilt die "Nati" als Mitfavorit auf den Gruppensieg. Ecuador und Honduras sollten zu schlagen sein. Und auch Frankreich muss sich gegen die Eidgenossen auf einen harten Kampf einstellen. Umgeht die Schweiz im Achtelfinale die starken Argentinier, wäre im Viertelfinale ein Aufeinandertreffen mit Deutschland möglich.
Japans Spieler sind hungrig auf Erfolge
Der japanische Fussball ist auf dem Vormarsch. Bei der WM 2006 in Deutschland schied die Mannschaft aus Fernost noch als Gruppenletzter in der Vorrunde aus. 2010 in Südafrika kam sie ins Achtelfinale. Für Brasilien hat sich das Team von Alberto Zaccheroni noch einmal mehr vorgenommen.
Die verbesserte fussballerische Ausbildung in Japan sorgt dafür, dass sich europäische Vereine um die Top-Talente regelrecht reissen. Der Ex-Dortmunder Shinji Kagawa spielt bei Weltclub Manchester United und Keisuke Honda wird beim AC Mailand sogar schon mit David Beckham verglichen. Auch in Deutschlands Profiligen finden sich immer mehr japanische Spieler. Mit Atsuto Uchida (Schalke 04), Gotoku Sakai (VfB Stuttgart), Hiroki Sakai (Hannover 96), Hajime Hosogai (Hertha BSC), Makoto Hasebe (1. FC Nürnberg), Yuya Osako (1860 München) und Shinji Okazaki (FSV Mainz 05) wurden gleich sieben Deutschland-Legionäre in Japans WM-Kader berufen.
Die überwiegend jungen Spieler sind hungrig auf Erfolge mit der Nationalmannschaft. Mit ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit könnten sie in Brasilien für die ein oder andere Überraschung sorgen. Ihr Glück ist es, mit Kolumbien, Griechenland und der Elfenbeinküste eine relativ leichte Gruppe erwischt zu haben. Das Weiterkommen ist fast Pflicht. Im Achtelfinale drohen jedoch Gegner wie England oder Italien.
Chile hofft auf Vidal
Auch Chile werden in Brasilien Aussenseiterchancen eingeräumt. Die Südamerikaner haben auf ihrem Kontinent einen kleinen Heimvorteil. Neben den beiden Leistungsträgern Arturo Vidal und Alexis Sanchez setzt "La Roja" vor allem auf ihre Unberechenbarkeit. In der schweren Gruppe B dürfen sie sich jedoch keinen Aussetzer leisten. Australien kann als Aufbaugegner angesehen werden. Doch die Spiele gegen Spanien und die Niederlande haben es in sich. Das Überstehen der Vorrunde könnte dem Land einen enormen Schub geben. Im Achtelfinale könnte es dann aber gegen das übermächtig wirkende Brasilien gehen. Dort wäre eine weitere grosse Überraschung nötig.
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