Die Schweiz hat bei der Auslosung zur WM 2018 mit Brasilien zwar einen echten Brocken vorgesetzt bekommen, dafür sind die beiden anderen Gegner Costa Rica und Serbien für die Nati absolut schlagbar.
Eigentlich hat es die Schweizer Nationalmannschaft bei der Auslosung der WM-Gruppen in Moskau doch ganz gut erwischt. Natürlich ist Brasilien ein brutales Kaliber und einer der Topfavoriten auf den Titel. Aber die restlichen beiden Gruppengegner Costa Rica und Serbien bewegen sich mit der Nati allenfalls auf Augenhöhe - der Traum von der K.o.-Runde ist absolut realisierbar für Vladimir Petkovic‘ Team.
Gleich zum Auftakt kommt es in Rostow zum Duell gegen Brasilien und dann wird sich schnell zeigen, wie viel Petkovic‘ Worte von den Stunden unmittelbar vor der Auslosung noch wert sind. "Wir wollen dominant spielen, mit viel Ballbesitz und uns gegen jeden Gegner durchsetzen. Das ist unser Anspruch", sagte der Bosnier da. Dieses Unterfangen dürfte gegen den fünfmaligen Weltmeister schwer umzusetzen sein.
Brasilien dürfte kaum schlagbar sein
Brasilien hat eine fulminante Qualifikation gespielt, in der Südamerika-Staffel nahezu alles in Grund und Boden gestampft und in 18 Spielen nur eine einzige Niederlage kassiert. Die Selecao war vor etwas mehr als einem Jahr noch völlig am Boden, nach dem Desaster des 1:7 bei der Heim-WM gegen Deutschland folgte das blamable Aus bei der Copa America. Dann sollte sich eine Trainerentscheidung endlich mal als die absolut richtige erweisen. Auf den umstrittenen Carlos Dunga folgte Tite, ein eher unbekannter Trainer, der die Mannschaft aber schnell in den Griff bekam und von Sieg zu Sieg führte, insgesamt neun in Folge.
Mit jedem Erfolg kehrte das stark angeknackste Vertrauen in die eigenen Stärken wieder zurück. Und dass Brasilien immer noch eine der vier, fünf besten Mannschaften der Welt stellt, sollte eigentlich unbestritten sein. Vieles orientiert sich immer noch an
Natürlich wird auch in Russland wieder viel an Neymar hängen bleiben und auf den PSG-Star ankommen. Aber die Selecao hat sich in gewisser Weise emanzipiert und führt ein Eigenleben. Die Brasilianer sind in der Gruppe E turmhoher Favorit und auch für Schweiz wohl eine Nummer zu gross.
Costa Ricas grosser Vorteil ist weg
Anders sieht die Lage da schon bei Costa Rica aus. Vor vier Jahren schockten die Zentralamerikaner noch die Welt und beendeten ihre Gruppe vor den drei Ex-Weltmeistern Uruguay, Italien und England sensationell auf Rang eins. Das Märchen fand dann erst im Viertelfinale und nach Elfmeterschiessen gegen die Niederlande sein Ende.
Vom damaligen Glanz und Gloria ist die aktuelle Mannschaft aber ein ganzes Stück entfernt. Los Ticos sind unter Trainer Oscar Ramirez immer noch ein ganz besonders unbequemer Gegner, damals in Brasilien machten sie das 5-4-1-Defensivkontrukt wieder salonfähig, mauerten sich tief in der eigenen Hälfte ein und überraschten die Gegner mit überfallartigen Kontern.
Die Mannschaft ist im Kern zusammengeblieben, was unweigerlich auch heisst, dass die Protagonisten vier Jahre älter geworden sind. Real-Madrid-Keeper Keylor Navas ist immer noch der Star der Truppe, flankiert wird er dabei von den Routiniers Celso Borges und Bryan Ruiz, die beide über 100 Länderspiele aufweisen. In der Qualifikation setzte sich Costa Rica erstaunlich souverän hinter Mexiko durch.
Costa Rica kann ein harter Brocken werden, aber den allergrössten Vorteil haben Los Ticos nicht mehr auf ihrer Seite: Sie werden wohl kaum mehr unterschätzt.
Serbische Wundertüte
Serbien dürfte sich in einer Gewichtsklasse mit der Schweiz bewegen. Die Serben haben sich in der durchaus schwierigen Qualifikationsgruppe gegen Irland, Wales und Österreich durchgesetzt und letztlich doch souverän das Endturnier erreicht. Die Mannschaft von Übergangstrainer Mladen Krstajic ist ein ausgeglichenes Kollektiv, das solide verteidigen, aber auch erfrischend angreifen kann.
Das Gerüst der Mannschaft bilden die Routiniers Branislav Ivanovic, Nemanja Matic, Dusan Tadic und Aleksandar Kolarov, ein paar junge Wilde aus dem Kader der U-20-Weltmeister von 2015 und jede Menge gestandener Profis unter anderem aus der deutschen Bundesliga runden die gute Mischung im Team ab.
Der Trubel um die Entmachtung von Erfolgstrainer Slavoljub Muslin hat aber ordentlich Staub aufgewirbelt, einzelne Spieler sollen sich gegen den Verband und für Muslin ausgesprochen haben, der am Ende vor einigen Wochen trotzdem gehen musste. Bisher ist nicht klar, wie die Mannschaft mit der ungewohnten Situation umgehen wird und ob wirklich alle Differenzen ausgeräumt sind bis zum Sommer nächsten Jahres.
Das zweite Gruppenspiel gegen die Serben dürfte aus Schweizer Sicht der Knackpunkt werden - gegen einen Gegner, der derzeit wie eine Wundertüte daherkommt.
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