- Bei der WM in Katar wurden bisher über ein Drittel aller Elfmeter verschossen.
- Unter anderem scheiterten auch Superstars wie Lionel Messi und Robert Lewandowski.
- Was ist der Grund für das schlechte Abschneiden vieler Profis bei diesem Turnier?
Bei der WM in Katar sind bisher auffällig viele Spieler bei Elfmetern gescheitert. Japan schied deswegen im Achtelfinale gegen Kroatien aus, nur einen Tag später erwischte es Spanien im Elfmeterschiessen gegen Marokko. Japan vergab dabei drei von vier Elfmetern. Die Spanier scheiterten an Marokkos Torwart Bono ebenfalls dreimal, für Marokkos verschoss Badr Banoun. Am Freitag flogen dann im Viertelfinale Brasilien und die Niederlande jeweils im Elfmeterschiessen raus.
Auch in der regulären Spielzeit wurden bei dieser WM bereits Elfmeter verschossen. Die prominentesten Beispiele sind
Insgesamt gab es bei dieser WM bis zum Samstag 50 Elfmeter (inklusive Elfmeterschiessen), von denen nur 32 verwandelt wurden. Das entspricht einer Erfolgsquote von 64 Prozent. Normalerweise liegt die Torwahrscheinlichkeit bei Elfmetern laut diversen Berechnungen bei 77 Prozent.
Bei Elfmetern spielen Versagensängste eine grosse Rolle
Was ist der Grund für das schwache Abschneiden bei Elfmetern? Laut dem in der Sportwelt tätigen Mentalcoach Thomas Baschab ist ein möglicher Grund, dass eine Weltmeisterschaft anders ist als beispielsweise ein einfaches Bundesligaspiel. "Bei einer Weltmeisterschaft können sie ein Weltstar werden oder aber ihr Weltstartum verbrennen. Das wissen die Spieler. Das ist Marktwert und Marktwert ist Existenz", erklärt er gegenüber unserer Redaktion. Und das führt zu einem höheren Druck. Generell spielen bei Elfmetern Versagensängste eine grosse Rolle.
Was können Elfmeterschützen nun besser machen? "Es gibt immer dann eine ungünstige Ausgangssituation für den Schützen, wenn er viel nachdenkt, weil bekanntermassen denken stört, sowohl beim Fussball als auch bei anderen Sportarten", sagt Baschab. Am besten ist, wenn der Schütze bereits vorher genau weiss, was er machen will. "Er darf auf gar keinen Fall unterwegs den Plan ändern", so Baschab. Ausserdem solle man die Sache nicht mehr intellektuell verkomplizieren.
Ein weiterer Tipp des Experten: "Der Schütze muss von Anfang ganz klar den Punkt anvisieren, wo er hinschiessen will – natürlich ohne offensichtlich hinzuschauen und sich dem Torwart gegenüber zu verraten."
Bei Elfmetern kann man den Schuss üben, aber nicht die Drucksituation
Bei Elfmetern sei allerdings das Problem, dass man zwar den Schuss üben kann, die Drucksituation aber nicht. Druck ist laut Baschab zudem etwas, das sich körperlich auswirkt. "Unter Druck erhöht sich die Körperspannung, also der Muskeltonus. Das sieht man oft auch in Spielsituationen. Da laufen Spieler zum Ball und man denkt, die wollen nicht. Das stimmt nicht. Die wollen immer, sie können nur nicht", erklärt er.
Einen erhöhten Muskeltonus vergleich Baschab mit einer leichten Verkrampfung, die wiederum die feinmotorischen Möglichkeiten reduziert. "Wenn der Ball bei einem Schuss zwei Meter drüber geht, entspricht das einem Millimeter am Fuss. Und dieser Millimeter passt nicht mehr so wie im Training, weil die Drucksituation und die dadurch erhöhte Körperspannung dazukommt", erklärt Baschab.
Es gibt allerdings mentale Techniken, die man lernen kann, die den Muskeltonus auf genau das richtige Mass heben. Das kann man dann in der jeweiligen Drucksituation anwenden. Das heisst laut Baschab nicht, "dass es immer gut geht, aber es erhöht die Wahrscheinlichkeit".
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Thomas Baschab
- rp-online.de: "Warum bei dieser WM schon so viele Elfmeter verschossen wurden"
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