• Katar wird von Nasser Al-Khelaifi in diversen Fussballgremien vertreten.
  • Positionen in Entscheidungsgremien ermöglichen dem Emirat den Zugang zu informellen Zirkeln.
  • Darüber hinaus sind die Sponsoringaktivitäten von Qatar Airways essenziell, um das Land als Marke in der Fussballwelt zu präsentieren.

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Vertreter des Fussball-Weltverbands Fifa halten trotz des erwartbaren öffentlichen Gegenwinds felsenfest zu WM-Gastgeber Katar. Den Oberen des Weltfussballs bleibt eigentlich auch nichts anderes übrig, ohne das Turnier als Ganzes infrage zu stellen. Allerdings pflegt das Emirat grundsätzlich sehr gute Beziehungen zu Funktionären, ganz besonders in Europa.

Deutlich wurde dies vor allem im vergangenen Jahr, als zwölf Spitzenclubs den Versuch unternahmen, eine Super League als Alternative zur Uefa Champions League ins Leben zu rufen. Auffällig war, dass neben Borussia Dortmund und Bayern München auch Paris Saint-Germain der Gruppe fernblieb. Obwohl PSG in der aktuell mittelmässigen Ligue 1 spielt und eigentlich ein Superstar-Team für grosse Auftritte auf internationaler Bühne aufgebaut hat, wollte der Club mit dem Vorhaben nichts zu tun haben.

Al-Khelaifi als einflussreicher Funktionär

Der Grund dafür lag allerdings sofort auf der Hand: Die Eigentümer von PSG, namentlich Qatar Sports Investments, sind eng verbunden mit dem europäischen Fussballverband Uefa und dem Weltverband Fifa. Allein deshalb wollte sich PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi nicht gegen seine Verbündeten stellen, was sicherlich mit einem gewissen Risiko verbunden war. Wenn die Super League Realität geworden wäre, hätte Paris im schlimmsten Fall zunächst zuschauen müssen.

Allerdings endete der Machtkampf in diesem Fall zugunsten der Uefa und damit auch von PSG. Der vormalige Vorsitzende der europäischen Clubvereinigung ECA, Andrea Agnelli, trat zurück und wurde durch Al-Khelaifi ersetzt, welcher mit einem Schlag zum mächtigsten Clubfunktionär auf dem Kontinent aufstieg. Dadurch vertritt er neben Karl-Heinz Rummenigge die ECA im Uefa-Exekutivkomitee.

Angst vor Krawallen: Argentinien erteilt 6.000 Fans WM-Reiseverbot

Argentinien soll rund 6.000 Fans die Reise zur umstrittenen Fussball-Weltmeisterschaft in Katar untersagt haben. Dort geht die Angst um, dass es bei der WM in Katar Krawalle zwischen Fan-Gruppierungen geben könnte. (Vorschaubild: action press/SIPA PRESS/CHINE NOUVELLE)

Trikotsponsor grosser Clubs

Al-Khelaifi ist neben diesen Funktionen auch Vorsitzender der beIN Media Group, die auf dem Markt für Übertragungsrechte seit geraumer Zeit mitmischt. Seine Positionen ermöglichen dem Katarer nicht nur effektive Mitsprache bei exekutiven Entscheidungen, sondern erlauben ihm auch Eintritt in informelle Zirkel. Ähnlich verhält es sich bei Saoud Al-Mohannadi, der Vizepräsident des asiatischen Fussballverbands AFC ist und im FIFA-Rat sitzt.

Darüber hinaus hat sich Qatar Airways, die staatliche Fluggesellschaft des Emirats, als wichtiger Sponsor im internationalen Fussball etabliert. Das Logo war schon auf dem Trikot des FC Barcelona, der AS Roma und Boca Juniors und nicht zuletzt auf dem Ärmel von Bayern München zu sehen. Darüber hinaus hat das Unternehmen bereits die Fussball-Europameisterschaft 2021, den Gold Cup 2021 und südamerikanische Clubwettbewerbe als Premium-Sponsor unterstützt.

Diplomatie im Schnellverfahren

Damit ist nicht nur der Name "Qatar" für viele Millionen Zuschauer deutlich und gut zu sehen, sondern auch ein auf den ersten Blick unpolitischer Eintritt in die Elitewelt des Sports möglich. "Sponsoring selbst ist eine Art Hülle. Was sich in der Hülle befindet, ist ein komplexes Netzwerk an Kontakten. Es ist quasi Diplomatie im Schnellverfahren", analysiert Simon Chadwick, Professor für Sportökonomie an der SKEMA Business School, allgemein zu Sponsorenaktivitäten von staatlichen Unternehmen.

Zusätzlich hilft für die breite Vermarktung des eigenen Landes die Werbung mit bekannten Gesichtern. Als Botschafter für Katar fungierte etwa bereits der wohl bekannteste Trainer der Welt: Pep Guardiola. Der ehemalige Bayern-Profi Javi Martínez kickt momentan für Qatar SC und macht auf seinem Instagram in landesüblicher Kluft Werbung für das Emirat. Es gibt viele weitere Beispiele.

Bayern wieder im Wintertrainingslager

Das Engagement von Qatar Airways hat nicht zuletzt innerhalb der Mitgliedschaft von Bayern München eine weitreichende und aufgeladene Diskussion entfacht. Führungsfiguren des Clubs verteidigen bislang die Partnerschaft und das Bundesliga-Team wird im Januar auch erneut das eigene Trainingslager in Katar abhalten.

Nach der Weltmeisterschaft in den kommenden Wochen enden für das Emirat die Aktivitäten im Weltfussball keineswegs. Stattdessen wird die Nähe mit wichtigen Fussballpersönlichkeiten weiterhin genutzt, um Werbung für das eigene Land und damit auch für etwaige geopolitische Absichten zu betreiben.

Verwendete Quellen:

  • gazzetta.it: : "Roma, Qatar Airways nuovo main sponsor: 40 milioni più bonus in 3 anni"
  • lanacion.com.ar: "Qatar Airways será el nuevo sponsor de Boca hasta la temporada 2022/23"
  • uefa.com: "Qatar Airways becomes official airline of UEFA Euro 2020"
  • sportspromedia.com: "Conmebol takes flight with Qatar Airways"
  • Instagram-Kanal von Javi Martinez
  • Interview mit Simon Chadwick
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