- Cristiano Ronaldo bricht den Rekord von Ex-Bayern-Spieler Ali Daei.
- Damit schreibt er auf seine ganz typische Art und Weise wieder einmal Geschichte.
Einhundertelf. Diese Zahl steht jetzt in den Geschichtsbüchern und um es mit
Er hat jetzt 111 Länderspieltore erzielt, so viele wie noch kein anderer vor ihm. Vor der Partie gegen Irland am Mittwochabend im Rahmen der WM-Qualifikation musste sich Ronaldo den Rekord noch mit Ali Daei teilen. Der Iraner stand wie Ronaldo bei 109 Toren, nun ist Daei seinen Rekord aus den Nullerjahren tatsächlich los.
Die ganz grosse Bühne hatte sich Ronaldo für seinen speziellen Abend nicht mehr geboten, diese Chance hatte er bei Portugals EM-Aus gegen Belgien vertan. Damals hatte sich die Öffentlichkeit auf eine neue Bestmarke eingerichtet und fast schon darauf hingefiebert. Passiert ist dann aber nichts, Portugal schied mit 0:1 aus, Ronaldo musste seine grosse Show ein paar Wochen verlegen.
Mit der letzten Aktion die Explosion
Portugals Heimspiel gegen die zweitklassigen Iren lief am Mittwochabend in einer Nebenrolle und um das alles ein wenig aufzupeppen und sie in ein standesgemässes Format zu pressen, strickte Ronaldo selbst den grösstmöglichen Spannungsbogen. Erst verschoss er einen Elfmeter und vergab damit die Chance, schon früh in der Partie die Bestmarke zu knacken. Vor der Ausführung des Strafstosses legte sich Ronaldo mit Gegenspieler Dara O‘Shea an, wischte dem Iren mit der Hand durchs Gesicht.
Der VAR musste einschreiten, fiel aber nicht auf O‘Sheas Theatralik rein und liess Ronaldo auf dem Platz. Ein paar Minuten nach dem Fehlschuss geriet Portugal sogar in Rückstand, womit sich die Lage auf das einzig denkbare Szenario hin bewegte: Ronaldo musste - mal wieder - seine Mannschaft retten. Eine Minute vor dem Ende dann die Erlösung, das 110. Länderspieltor, der Ausgleich. Aber noch ohne das ganz grosse Happy End: Den Sieg, dank eines Ronaldo-Treffers.
Bis zur sechsten Minute der Nachspielzeit liess sich CR7 Zeit für die Explosion: Flanke von der rechten Seite, eine baugleiche Szene wie beim Ausgleich kurz zuvor. Ronaldo stieg am höchsten, köpfte den Ball unhaltbar ins Tor. Eine geradezu ikonische Szene, der Kopfball, die Erlösung, der Jubel danach: Runter mit dem Trikot, der Ronaldo-Shuffle. Und danach das Jersey mit der Nummer sieben in die Kamera gehalten. Ein wenig wie
180 Länderspiele, 111 Tore
Cristiano Ronaldo wird in den offiziellen Statistiken ab sofort und bis auf Weiteres als bester Torjäger aller Zeiten geführt. Das ist nur angemessen für diesen Jahrhundert-Spieler und die Elogen auf Ronaldos Versessenheit, seine Disziplin, sein Arbeitsethos und seine herausragenden körperlichen Fähigkeiten sind längst geschrieben.
Und natürlich profitiert Ronaldo von der Schwemme an Länderspielen, die sich die Verbände in den letzten 15 Jahren ausgedacht haben und von einer Mannschaft mit sehr guten Mitspielern, die mit ihm eigentlich permanent zu den Top zehn der Welt gehört und damit automatisch in vielen Spielen dem jeweiligen Gegner überlegen ist.
Und trotzdem ist diese vorläufige Bestmarke so unvorstellbar. Ronaldo steht jetzt bei 180 Länderspielen für sein Land, was an sich schon ein Wahnsinn ist. Vor fast genau 18 Jahren ging das los. Damals hiessen Testspiele noch Freundschaftsspiele, Portugal hatte Kasachstan zu Gast und zur zweiten Halbzeit löste der recht unbekannte Ronaldo, damals 18 Jahre, sechs Monate und 15 Tage jung, die Ikone Luis Figo ab.
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Ronaldo erfand sich noch einmal neu
Das erste Tor folgte bei der Heim-EM gegen Griechenland, Portugal verlor trotzdem und am Ende des Turniers auch den sicher geglaubten Titel - erneut gegen Griechenland. Eine erste grosse Enttäuschung, aber auch der immerwährende Antrieb für einen wie Ronaldo, der nie Ruhe gibt, nie zufrieden ist, immer noch mehr haben will.
Und der auf seine alten Tage in der Lage war, sich noch einmal neu zu erfinden. Vor einigen Jahren war das, als Ronaldo sein Spiel umgestellt hat. Weniger Schnörkel, weniger Dribblings, weniger von der Seite nach innen ziehen und damit auch deutlich weniger Gegenspielerkontakt.
Ronaldo verlagerte seinen Arbeitsplatz von der linken Angriffsseite ins Zentrum. Das reduzierte zwar seine Ballkontakte, vergrösserte seinen Wirkungskreis letztlich aber und brachte ihn vor allen Dingen dorthin, wo der Weg zum Tor für einen Scharfschützen am kürzesten ist. Oft genügt ihm schon eine kleine Bewegung, ein minimaler Sprint, um im Strafraum einen atemberaubend hohen Luftstand zu erreichen. Der Rest ist dann im Prinzip nur noch Formsache.
Besser als alle anderen
Im Klub lief es in den letzten Jahren nicht mehr so gut, der Wechsel ist im Nachhinein als verlorene Zeit zu betrachten. Umso spannender ist seine Rückkehr nach Manchester einzuordnen und nun der Rekord.
Den hat Ronaldo nicht mit einer seiner wenigen Klubmannschaften erreicht, sondern mit "seiner" Nationalmannschaft. Er ist jetzt an nackten Zahlen gemessen auch ganz offiziell besser als Maradona, besser als Pele, besser als Gerd Müller, besser als Lionel Messi. Und es dürfte sehr, sehr lange dauern, bis ein anderer kommt und noch mehr Tore für sein Land erzielt.
Kylian Mbappe hat ganz gute Voraussetzungen, vielleicht Erling Haaland. Wobei der eine nicht so von Ehrgeiz zerfressen ist und der andere - bei allem Respekt - für Norwegen auf Torejagd geht. Und wer weiss denn schon, wie lange das noch weitergeht mit Ronaldo und den Toren?
Das nächste Spiel steht ja schon nächste Woche an, Portugal trifft dann auf Aserbaidschan, den letzten seiner Qualifikationsgruppe. Man sollte sich wohl besser auf den einen oder anderen Ronaldo-Treffer einstellen.
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