Wolfgang Overath ist Meister der ersten Bundesligastunde, zudem Weltmeister und bis heute der Kölner Spieler mit den meisten Pflichtspieleinsätzen. Der legendäre Regisseur des FC kickt auch als 80-Jähriger noch jede Woche: "Gott hat es gut mit mir gemeint."
Wolfgang Overath geniesst zu seinem 80. Geburtstag seine Ruhe. "Den 50. habe ich gefeiert", sagte er: "Mit 500 Leuten im 'Phantasialand'.
Grundsätzlich sei der 80. Geburtstag "ein relativ schlimmer Tag". Doch Overath erfreut sich noch guter Gesundheit. Wöchentlich spielt er Fussball in der Halle, täglich sitzt er seinem Büro und arbeitet weiterhin als Bauunternehmer. Trotzdem sei er nun "hundealt und gehe auf die 100 zu", sagte Overath lächelnd und ist dankbar für sein Leben: "Wenn es morgen oder übermorgen zu Ende geht - und das kommt ja immer näher auf mich zu - dann kann ich sagen: Ich habe so ein wunderbares Leben gehabt, dass es schöner nicht geht. Und jeden Abend bevor ich schlafen gehe, danke ich dem da oben dafür."
Wolfgang Overath hatte bei seiner Geburt sieben ältere Geschwister
Am 29. September 1943 wurde Overath während des Zweiten Weltkriegs als jüngstes von acht Kindern geboren, die Familie hielt sich mit Müh und Not über Wasser. "Das hat mich geprägt", betonte Overath: "Und daraus entsteht dann der Wille, der Biss, das Durchsetzungsvermögen, der Ehrgeiz, das Gewinnen-Wollen, der unbedingte Wunsch, es besser zu haben im eigenen Leben."
Seine Fussballkarriere begann er 1953 beim Siegburger SV, und aus dem kleinen Jungen wurde ein Spielmacher, ein edler Techniker mit kreativem Köpfchen. Der grösste Moment war dann zweifellos der Gewinn der Heim-WM 1974, als Regisseur der deutschen Auswahl neben Franz Beckenbauer und Gerd Müller. "Darüber geht nichts", sagte er dem SID einst, zu seinem damaligen Rivalen Günter Netzer hält er bis heute eine enge Freundschaft.
Teil der ersten Meister-Mannschaft in der Bundesliga-Geschichte
In Köln war Overath da schon längst eine Legende. 1964 führte er den FC zur ersten Bundesliga-Meisterschaft, schoss das erste Bundesligator der Kölner überhaupt, rettete den Klub 1969 vor dem Abstieg und feierte auch zwei Triumphe im DFB-Pokal (1968, 1977). Den Verein wechselte er nie wieder, obwohl es als dreimaliger WM-Teilnehmer (1966 in England Zweiter, 1970 in Mexiko Dritter) genügend Angebote gegeben hätte.
Die Liebe zu seinem FC erlosch aber nie. Selbst seine unglückliche und im Streit beendete Zeit als Präsident (2004 bis 2011) änderte daran nichts, auch wenn Overath nach seinem Rücktritt erst 2017 wieder ein Heimspiel der Kölner im Stadion verfolgte. "Das war und ist mein Klub", sagt er: "Immer."
Lesen Sie auch: Wiedersehen für Serhou Guirassy mit dem 1. FC Köln
Wolfgang Overath hat Bedürftige nie vergessen
An Beschäftigungen hatte es der "ewigen Nummer 10" nach dem Karriereende 1977 ohnehin nie gemangelt. Schon in jungen Jahren hatte er an seinem Immobilien-Imperium gebaut, das ihn auch heute noch auf Trab hält, dazu schob er soziale Projekte an. Zwei Mehrfamilien-Häuser liess Overath für Obdachlose bauen. Bis heute lädt er Bedürftige zu einem jährlichen Weihnachtsessen ein. (dpa/sid/hau)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.