London - Dass Giulia Gwinn ein feines Gespür für die richtigen Entscheidungen hat, bewies die deutsche Doppeltorschützin auch noch nach dem 4:3-Spektakel der deutschen Fussballerinnen gegen England. In der Jackentasche des Bayern-Stars steckte zusammengeknüllt das Trikot von Georgia Stanway, der englischen Doppeltorschützin, wie Gwinn mit einem erfrischenden Lachen verriet.
Das stoffliche Souvenir ihrer Vereinskollegin war der eine Grund, warum die deutsche Kapitänin das Londoner Wembley-Stadion mit einem positiven Gefühl verlassen durfte. Der andere und weitaus wichtigere lag in der Art und Weise, wie das DFB-Team beim Debüt von Neu-Bundestrainer
Wücks Gedanken nach 29 Minuten: "Es läuft"
3:0 führte die DFB-Elf nach rasanten 29 Minuten. Beim Europameister und Vize-Weltmeister. "Das war schon verrückt", fand Linda Dallmann. "Da hat man schon gespürt, dass wir mit richtig Feuer ins Spiel gegangen sind." Und Wück antwortete auf eine entsprechende Frage: "Was mir da durch den Kopf gegangen ist, war eigentlich ganz einfach: Es läuft."
Viele Ideen des Trainerteams seien aufgegangen, führte der 51-Jährige aus: Schnell umschalten (wie beim 1:0 und 3:0), die Seiten oft verlagern (wie beim 2:0), den Druck aufs eigene Tor fernhalten (was die ersten 30 Minuten gut, danach aber nicht immer klappte). "Das Spiel hatte fast alles, was wir heute haben wollten", meinte Dallmann.
Gwinn: "Alle haben gebrannt"
Von einem guten "Vibe", der die ganze Woche geherrscht habe, erzählte
Und wie sie spielten, die Deutschen, die bei Olympia unter Wück-Vorgänger Horst Hrubesch zwar Bronze gewonnen hatten, das aber eher recht rumpelig. Die Umstellung besteht nun auch darin, "dass wir nicht diesen Sicherheitsfussball spielen wollen und gefühlt immer fünf Spielerinnen hinter dem Ball haben möchten", erklärte Gwinn. Stattdessen "risikobehafteter", auch aus der Defensive heraus. Mit Raffinesse.
Wie die Londoner U-Bahn rauschten die deutschen Angriffszüge durch Wembley, auch vor den drei Treffern in Hälfte eins durch Gwinn (4. Minute, Foulelfmeter/11.) und
Bühl, Brand, Dallmann? "Absolutes Top-Level"
"Er hat da einfach den Ansatz, dass er uns viel zutraut und dass wir mutig spielen sollen", führte Gwinn die Wück-Idee aus. Und "jede Spielerin auch bereit war, den Mut zu fassen." Gerade in der Offensive, in der Wück dem Bayern-Duo Dallmann/Bühl sowie Wolfsburgs
So richtig ärgerten Wück nur die Gegentore durch Stanway (33., Handelfmeter/36.) und Lucy Bronze (81.). "Die sind alle durch unsere Fehler passiert", monierte der frühere Bundesliga-Profi. Der grösste unterlief Torhüterin Ann-Katrin Berger, als ihr der Ball beim 3:4 nach einer harmlosen Flanke aus den Händen gerutscht war.
Wück spricht über Popp-Abschied
Am Montag will es das deutsche Team noch ein wenig besser machen, weniger fehlerbehaftet. Zwar wird bei Wücks Heimdebüt in Duisburg gegen Australien (18.10 Uhr/ZDF) die langjährige Kapitänin Alexandra Popp in ihrem 145. und letzten Länderspiel verabschiedet, doch soll für Wück der Fokus "ganz klar" auf dem Sportlichen liegen.
Popp werde als Kapitänin beginnen, "aber keine Halbzeit spielen", kündigte der Coach an. "Für mich und für die Mannschaft dient das Spiel als Testspiel, um die nächste Entwicklung zu machen." Der Umbruch läuft. Und das vielleicht rasanter als erwartet. © Deutsche Presse-Agentur
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