New York (dpa) - Weltmeister Magnus Carlsen hat mehr Mühe als erwartet, Herausforderer Sergej Karjakin wittert seine Chance - und die Schachwelt staunt über die erste Halbzeit eines spannenden WM-Duells.

Mehr News zum Thema Sport

Dem 25 Jahre alten Norweger Carlsen sitzt in New York mit dem Russen Karjakin ein härterer Kontrahent gegenüber als der Inder Viswanathan Anand in seinen früheren Partien. Zur Halbzeit des weltweit beachteten Matches steht es 3:3, weil Karjakin erheblichen Widerstand leistet.

Der auf der Krim in der Ukraine geborene Russe, der nur wenige Monate älter als Carlsen ist, zeigte im dritten und vierten Spiel eine unglaubliche Verteidigungsleistung. In den Mammut-Partien über viele Stunden schaffte es Carlsen nicht, seine Stellungsvorteile in einen Sieg umzumünzen. Im fünften Spiel übernahm dann sogar der Russe die Initiative und hätte dem Champion beinahe eine Niederlage verpasst. Karjakin fand aber bei knapper Bedenkzeit nicht das gewinnträchtige Manöver am Königsflügel.

Interessant wird es sein, wie der sieggewohnte Carlsen damit umgeht, wenn er mal eine Partie verliert. Vielleicht schon die siebte, denn der ehrgeizige Russe zieht nach dem (heutigen) Ruhetag am Sonntag (20.00 Uhr MEZ) nach einem "Farbenwechsel" wieder mit Weiss an. Zum Auftakt des WM-Duells hatte Carlsen die weissen Steine. Weltmeister wird, wer nach zwölf Partien 6,5 Punkte geholt hat.

Das bislang so enge Match wird von Millionen Schachfans auf allen Kontinenten mit Spannung im Internet verfolgt. Am grössten ist natürlich das Interesse in Norwegen und Russland. Das norwegische Fernsehen überträgt alle WM-Partien live. Der staatliche Sender NRK hat sich die TV-Rechte für die Schachweltmeisterschaften bis 2020 gesichert. Offenbar ist man zuversichtlich, dass Carlsen noch ein paar Jahre den Titel trägt. Die Summe für die Übertragungsrechte soll sich im "niedrigen siebenstelligen Bereich" bewegen.

Der Favorit hatte zum WM-Beginn eine gute Show versprochen, ist aber mit seinem bisherigen Spiel nicht zufrieden. Carlsen räumte ein, in zwei Partien zu schlampig agiert und seine Chancen nicht genutzt zu haben. "Das ist nicht der Standard, auf dem ich sein will", sagte der Titelverteidiger.

Laut Carlsens Management habe die Regierung in Oslo mitgeteilt, dass die schier endlosen Partien auch den Politikern die Nachtruhe rauben. Der Champion wirkte zuletzt ebenfalls müde: Wenn Karjakin am Zug war, legte er sich auf die Couch in seinem Ruheraum.

Die spielfreie Zeit verbringt Carlsen gern mit Sport, Fussball oder Basketball sind seine Favoriten. Der etwas ruhigere Karjakin geht im Central Park spazieren oder flaniert auf der Fifth Avenue, manchmal von Kameras des russischen Fernsehens begleitet.

Die Notation der sechsten Partie:

Weiss: Sergej Karjakin (Russland) -Schwarz: Magnus Carlsen (Norwegen)

Spanische Partie

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 0-0 8.h3 Lb7 9.d3 d5 10.exd5 Sxd5 11.Sxe5 Sd4 12.Sc3 Sb4 13.Lf4 Sxb3 14.axb3 c5 15.Se4 f6 16.Sf3 f5 17.Seg5 Lxg5 18.Sxg5 h6 19.Se6 Dd5 20.f3 Tfe8 21.Te5 Dd6 22.c3 Txe6 23.Txe6 Dxe6 24.cxb4 cxb4 25.Tc1 Tc8 26.Txc8+ Dxc8 27.De1 Dd7 28.Kh2 a5 29.De3 Ld5 30.Db6 Lxb3 31.Dxa5 Dxd3 32.Dxb4 Le6 remis.

Stand: 3:3  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.