Das deutsche Handball-Nationalteam muss sich im EM-Halbfinale knapp Titelfavorit Dänemark geschlagen geben. Nun geht es im Spiel um Platz drei voraussichtlich gegen Schweden.

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Deutschlands Handballer haben eine Sensation verpasst und sind im Halbfinale der Heim-EM an den übermächtigen Dänen gescheitert.

Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason verlor am Freitag gegen den skandinavischen Titel-Favoriten nach grossem Kampf 26:29 (14:12) und spielt am Sonntag (15 Uhr) voraussichtlich gegen Schweden um die Bronzemedaille.

Das Drei-Kronen-Team hatte sich im Halbfinale den Franzosen zunächst 30:34 geschlagen geben müssen - wenig später legten die Skandinavier aber Protest gegen die Wertung ein. Sofern es für das DHB-Team zum Duell mit Schweden kommt, geht es neben Bronze auch um ein Direktticket für die Olympischen Sommerspiele in Paris. Eine Entscheidung stand am Freitagabend noch aus.

DHB-Torwart Andreas Wolff im EM-Halbfinale gegen Dänemark.
DHB-Torwart Andreas Wolff im EM-Halbfinale gegen Dänemark. © Getty Images/Christof Koepsel

Uscins bester deutscher Werfer gegen Dänemark

Deutschland muss nach dem Triumph 2004 in Slowenien sowie dem Gold-Rausch vor acht Jahren in Polen weiter auf seinen dritten Titel bei Europameisterschaften waren. Dennoch bietet sich für das DHB-Team, bei dem Renars Uscins mit fünf Toren bester Werfer war, erstmals seit fünf Jahren wieder eine Medaillenchance. Damals verlor Deutschland bei der Heim-WM das kleine Finale gegen Frankreich und wurde Vierter.

Gislason hatte von seiner Mannschaft "das beste Spiel der letzten Jahrzehnte" gefordert, seine Spieler hofften auf einen "magischen Tag". Und tatsächlich versprühte die deutsche Sieben im Kölner Hexenkessel zunächst einen gewissen Zauber. Die Abwehr mit dem Innenblock-Duo Johannes Golla und Julian Köster stand kompakt, die Chancenverwertung war deutlich verbessert - und Dänemark wirkte gegen auftrumpfende DHB-Profis ideenlos.

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Die Handball-Übermacht Dänemark wackelte

Deutschland war hellwach und zwang das nordeuropäische Star-Ensemble um die Füchse-Profis Hans Lindberg und Mathias Gidsel zu zahlreichen technischen Fehlern. Die Handball-Übermacht Dänemark wackelte, die Zuschauer begleiteten jeden ihrer Angriffe mit einem gellenden Pfeifkonzert.

Deutschland hielt seine knappe Führung, leistete sich aber ohne den angeschlagenen Rechtsaussen Timo Kastening und den aus privaten Gründen bereits abgereisten Routinier Kai Häfner immer mehr Fehler im Angriffsspiel. Verlass war in dieser Schwächephase einmal mehr auf Torhüter Andreas Wolff und die deutschen Abwehrspieler, die Dänemark immer wieder den Ball abluchsten. Zweieinhalb Minuten vor der Halbzeit baute das DHB-Team seinen Vorsprung erstmals auf drei Tore aus. Die Halle tobte.

Dänemarks Emil Nielsen in Höchstform

DHB-Sportvorstand Axel Kromer lobte zur Halbzeit den Mut der deutschen Mannschaft. "Wahnsinnig intensiv, emotional, gnadenlos in der Abwehr und Renars Uscins ist wie Phönix aus der Asche gekommen", befand Kromer über den U21-Weltmeister, der viele erfolgreiche Akzente setzte.

Der Mut verliess Deutschland unmittelbar nach der Halbzeit und Dänemark drehte das Spiel. Dass der Weltmeister nicht komplett davoneilte, lag am einmal mehr überragend parierenden Wolff. Das DHB-Team fing sich kurzzeitig wieder und die Abwehr bewegte sich erstklassig. Auf den Sitzen hielt es in der Kölner Arena niemanden mehr.

Auf dänischer Seite lief Keeper Emil Nielsen jetzt zur Höchstform auf und vereitelte einen deutschen Angriff nach dem anderen. Die Mannschaft von Gislason kämpfte, wirkte aber erschöpft. Die Bewegungen waren längst nicht mehr so flüssig wie in der ersten Halbzeit.

Rund 14 Minuten vor Spielende ging der Top-Favorit erstmals mit drei Toren in Führung. Der Olympia-Zweite gab diesen Vorsprung nicht mehr her und zerstörte so die deutschen Träume von einer Goldmedaille bei der Heim-EM. (dpa/ms)

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