Kroatien wollte unbedingt den ersten EM-Titel. Das spannende, aber torarme Finale steht bis zum Schluss auf Messers Schneide. Mit dem besseren Ende für Spanien.
Domagoj Duvnjak hat sich den Traum vom ersten EM-Titel mit Kroatien nicht erfüllen können. Der Star vom deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel verlor am Sonntag nach grossem Kampf das Finale der Europameisterschaft gegen Titelverteidiger Spanien mit 20:22 (11:12). Vor 17 800 Zuschauern in Stockholm reichten auch fünf Treffer von Duvnjak nicht zum ersehnten Triumph.
"Wir haben noch nie die Europameisterschaft gewonnen. Es wäre für die ganze Nation schön, wenn uns das gelingt", hatte Duvnjak vor dem Finale gesagt. Selbst Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarović war kurzfristig in die schwedische Hauptstadt gereist und drückte im Kroatien-Trikot auf der Tribüne die Daumen.
Ohnehin war die riesige Tele2 Arena fest in der Hand tausender kroatischer Fans, die ihre Mannschaft wie schon beim dramatischen 29:28-Sieg nach zweimaliger Verlängerung im Halbfinale gegen den EM-Dritten Norwegen frenetisch unterstützten. Vor allem Kapitän Duvnjak wurde immer wieder gefeiert.
Der 31 Jahre alte Rückraumspieler, der schon 2008 und 2010 in den verlorenen EM-Endspielen dabei war, nahm das Zepter zu Beginn in die Hand und zeigte vor allem vom Siebenmeterpunkt Nervenstärke. "Er ist ein Topspieler, eine grosse Persönlichkeit mit einem grossen Herz. Er ist unser Held und Anführer", hatte Kreisläufer Zeljko Musa vom SC Magdeburg schon nach dem Halbfinal-Thriller den vor dem Anpfiff zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählten Duvnjak gelobt.
Kämpferherz zahlt sich nicht aus
Die Spanier, für die es bereits das sechste EM-Endspiel war, liessen sich jedoch weder von der hitzigen Atmosphäre auf den Rängen noch von der individuellen Klasse der Kroaten beeindrucken und blieben bis zum 6:6 auf Augenhöhe. Selbst als Kroatien in der 19. Minute beim 10:7 erstmals auf drei Tore weg zog, blieben die Iberer cool.
Mit stoischer Gelassenheit spielte der Champion von 2018 seine Angriffe erfolgreich aus und hinten lief der zum besten EM-Torwart gekürte Gonzalo Perez de Vargas zur Hochform auf. Nach einem 4:0-Lauf ging Spanien erstmals in Führung und nahm diese auch mit in die Halbzeit.
Nach dem Wechsel blieb das Momentum erst einmal bei den Spaniern. Während die Kroaten schwere Beine bekamen, nutzte der deutsche Vorrundengegner jede sich bietende Chance und schuf sich beim 16:12 ein Vier-Tore-Polster.
Doch der Weltmeister von 2003 und Olympiasieger von 2004 bewies erneut sein grosses Kämpferherz. Das Team von Trainerfuchs Lino Cervar, der damals schon an der Seitenlinie stand, war Mitte der zweiten Halbzeit beim 15:16 wieder dran und ging sechs Minuten vor Schluss in Führung. Doch in der Schlussphase schlugen die Spanier zurück und bejubelten den Sieg. Zugleich sicherten sie sich damit auch das Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio. (br/dpa)
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