- Mit dem letzten Hauptrunden-Auftritt gegen Russland endet für die deutschen Handballer eine denkwürdige EM.
- Sie stand ganz im Zeichen von Corona-Infektionen.
- Nur vier Spieler des Ursprungs-Kaders blieben von einem positiven Test verschont.
- Vor dem sportlich bedeutungslosen Abschiedsspiel erwischt es Patrick Wiencek und Simon Ernst - und den Verbandschef.
Die Akkus sind leer, der Kader ist dezimiert und der sportliche Wert gleich null: Für Deutschlands coronageplagten Handballer wird das letzte EM-Spiel gegen Russland an diesem Dienstag (18:00 Uhr/ZDF) vor allem ein mentaler Kraftakt. "Russland wird eine Herausforderung für jeden einzelnen, aber ich denke, dass die Mannschaft das schafft", sagte Kapitän Johannes Golla.
Das Personal
Bundestrainer
Die Probleme
Vor allem in der Abwehr wird das Personal knapp. Als etatmässiger Innenblockspieler steht lediglich noch Kreisläufer Golla vom deutschen Vizemeister SG Flensburg-Handewitt bereit. Die Spieler nehmen die aussergewöhnliche Situation an und wollen den widrigen Umständen trotzen. "Bis auf Rechtsaussen habe ich schon auf allen Positionen gespielt - immer da, wo Not am Mann war. Dazu bin ich bereit", sagte Rückraumspieler Paul Drux und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: "Ob das dann gut für die Mannschaft ist, weiss ich jedoch nicht."
Die Aussichten
Bedingt durch die personellen Probleme geht die deutsche Mannschaft sicher nicht als Favorit in die Partie. "Die Russen haben eine starke Abwehr und machen wenig Fehler. Das wird schwer", sagte Gislason.
Unklar ist, ob der 62 Jahre alte Isländer in der Not auf Spieler zurückgreift, die sich in Bratislava infiziert hatten und tagelang in Quarantäne sassen. Dafür infrage kommt ohnehin nur ein Trio: Torwart Andreas Wolff sowie die Rückraumspieler Julius Kühn und Hendrik Wagner, der bei seinem EM-Debüt gegen Schweden schon nach wenigen Minuten über Atemprobleme geklagt hatte.
Wagner wird gegen Russland nicht mehr eingesetzt - eine "Vorsichtsmassnahme", wie DHB-Sportvorstand Axel Kromer dem SID kurz vor dem Spiel in Bratislava bestätigte.
Und nicht nur deutsche Spieler erwischte das Coronavirus: DHB-Präsident Andreas Michelmann ist nach der Rückkehr von der Europameisterschaft positiv getestet worden. "Mir geht es soweit gut. Husten, Schnupfen – von allem ein bisschen, aber nichts Dramatisches. Ich bin ja auch geboostert", sagte der 62-Jährige am Dienstag dem Online-Portal Sportbuzzer.
Eine EM-Rückkehr zum Final-Wochenende in Budapest, wo der DHB am Samstag seine Pläne für die Heim-
Europameisterschaft 2024 vorstellen will, schloss Michelmann aber aus.
Michelmann: "Bei einem EM-Rückzug wäre der DHB pleite gewesen"
Der DHB-Präsident bekräftigte, dass ein Rückzug der Mannschaft von der Endrunde, bei der sich bis zum Dienstagnachmittag insgesamt 15 deutsche Spieler infiziert hatten, keine Option gewesen sei. Kurzfristig wären auf den Verband in diesem Fall Regressforderungen in zweistelliger Millionenhöhe zugekommen. "Klipp und klar: Wir wären als DHB dann pleite gewesen", betonte Michelmann. Zudem habe die Mannschaft stets kommuniziert, das Turnier zu Ende spielen zu wollen. "Sie wäre dieser Chance beraubt worden", sagte Michelmann.
Laut Verband befinden sich "auch die letzten während des Turniers aufgrund positiver PCR-Testergebnisse ausgefallenen Spieler und Delegationsmitglieder auf der Heimreise". Alle verbliebenen Teammitglieder werden am Mittwochmorgen zusammen per Charterflug die Heimreise von Bratislava nach Frankfurt am Main antreten. (dpa/SID/hau)
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