Im Halbfinale der Heim-EM geht es für Deutschland am Freitagabend gegen Weltmeister und Turnierfavorit Dänemark. Der Respekt ist riesig, es gibt aber auch Faktoren, die Mut machen. Vor allem das Publikum kann für einen Unterschied sorgen.
Die Frage brachte die deutschen Handballer ein bisschen aus dem Konzept. Torhüter
Und auch Knorr meinte: "Da müssen wir schauen, ob wir überhaupt welche finden." Und das ist nicht einmal übertrieben, denn Dänemark ist das Mass der Dinge im Handball. Nach dem letzten Hauptrundenspiel der Deutschen gegen Kroatien (24:30) fiel das Wort "Weltmacht" sehr häufig. Denn die Dänen dominieren den Sport seit Jahren.
Zuletzt gab es drei WM-Titel in Serie, dafür liegt der letzte EM-Titel aber fast schon eine Ewigkeit zurück – vor zwölf Jahren gewannen die Skandinavier zuletzt die europäische Krone, in einem EM-Finale standen sie zuletzt vor zehn Jahren. Das Starensemble um Topscorer Mathias Gidsel, den dreimaligen Welthandballer Mikkel Hansen und Torhüter Niklas Landin spielt trotzdem mit einem Selbstvertrauen und Selbstverständnis, das beeindruckend ist.
Unzählige Stärken
Deshalb landeten die deutschen Spieler dann auch schnell bei den vielen Stärken, die die Dänen mitbringen. "Die beiden Torhüter können ein Spiel alleine entscheiden", sagte
Das Team verkörpere einen fantastischen Tempo-Handball, betonte Wolff. "Sie haben eine beneidenswerte Fähigkeit, den Ball nach Ballgewinnen nach vorne zu tragen. Ich weiss gar nicht, wie lange es dauert von der Parade des Torhüters, bis der Ball im gegnerischen Tor ist, das können wahrscheinlich nur zwei Sekunden sein", so Wolff.
Die Dänen seien unfassbar stark im 1 gegen 1, unglaublich abschlussstark und auch eine sehr, sehr erfahrene Truppe, sagte der deutsche Keeper. Neben der geballten individuellen Qualität "sind sie aber auch taktisch als Team stark", fügte Knorr hinzu.
Temporeich, präzise und dynamisch
Die Dänen agieren temporeich, präzise und dynamisch, dazu mit wenigen Fehlern und können auf eine extreme Breite im Kader zurückgreifen. Deshalb findet man wahrscheinlich auch im Grunde keine Schwächen: Erwischt einer der Starspieler einen schlechten Tag, springt eben ein anderer auf hohem Niveau ein.
Dazu kommt der Titelhunger. "Wir jagen Endspiele. Mir ist egal, welches Turnier ich gewinne. Hauptsache, ich gewinne", sagte Dänemarks Nationaltrainer Nikolaj Jacobsen und trägt das erwähnte Selbstverständnis auch verbal zur Schau: "Wenn wir gut spielen, wird es schwer für die anderen, uns zu schlagen. Das ist unser Motto".
Das ist der Punkt: Es wird schwer, ist aber natürlich nicht unmöglich. Dahmke findet zum Beispiel, dass das deutsche Team eine bessere Rolle kaum einnehmen könne vor dem Halbfinale. Denn die DHB-Auswahl hat ihr sportliches Mindestziel erreicht und hat die Favoritenrolle diesmal nicht inne. Im Grunde kann sie das Spiel geniessen. Die Pflicht ist erledigt, jetzt folgt die Kür.
"Du hast ein ausverkauftes Haus und trotzdem hast du nicht den Druck auf deiner Seite. Das ist etwas Besonderes. Dass du hier zu Hause spielen und sagen kannst, dass wir alles reinwerfen und schauen, ob etwas dabei herauskommt, ist eine unvergleichliche Situation", sagte er.
Worauf wird es ankommen?
Worauf wird es gegen die Weltauswahl ankommen? "Auf eine hohe Wurfeffektivität und dass wir in der Abwehr die Kreise der Dänen weitestgehend eindämmen, dass wir einen guten Rückzug haben, dass wir die Dänen einfach überhaupt nicht ihr Spiel spielen lassen", betonte Wolff.
"Wenn wir uns auf ein offenes Scheibenschliessen einlassen, ziehen wir den Kürzeren." Während die Dänen mit ihrer individuellen Klasse Respekt verbreiten, kommt Deutschland vor allem über den Kampf und das Kollektiv. "Wir müssen die beste Leistung der letzten Jahrzehnte abrufen", sagte Bundestrainer Alfred Gislason. Zuzutrauen ist es dem DHB-Team allemal.
Wichtig wird es sein, den Gegner zu beschäftigen, zum Nachdenken und die Abwehr in Bewegung zu bringen. Der Start in die Partie ist essenziell, das DHB-Team muss von Anfang an im Spiel sein, mit einer Abwehr, die zusammenrückt und im Verbund mit dem bei diesem Turnier bislang überragenden Wolff den dänischen Angriff entnervt.
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Vorne müssen die Fehler minimiert und die Wurfeffektivität deutlich erhöht werden, in Kombination mit einem grundsätzlich variablen Offensivspiel. Mit dem bislang erarbeiteten Selbstvertrauen muss die deutsche Mannschaft einen Flow finden, der sich dann mit dem wohl grössten X-Faktor verbindet: dem Publikum in der Kölner Lanxess Arena. Denn das kann einen Unterschied machen.
Arena in Köln "kann uns beflügeln"
"Das kann uns beflügeln wie nichts anderes", weiss Dahmke. "Gerade wenn alle verstehen, dass du nur mit Kampf überhaupt eine Chance hast. Und wenn wir das verkörpern, dann holen wir die Halle von der ersten Minute an ab. Und dann bin ich sicher, dass auch die Dänen irgendwann spüren werden, dass sie jetzt aufpassen müssen." Oder wie Christoph Steinert es ausdrückte: "Die Dänen sind die weltbeste Mannschaft, wir haben die weltbesten Fans."
Auch Knorr betonte, dass das fanatische Kölner Publikum ein "riesiger Faktor" wird. "Sie haben uns gepusht. Wir brauchen das, es war bisher gigantisch, aber wir brauchen noch mehr. Wir brauchen vielleicht das Doppelte, weil wir jeden brauchen, der in der Halle ist. Wir brauchen jeden, der für uns brüllt, schreit, uns nach vorne peitscht. Wir müssen zusammenstehen, als Mannschaft vorangehen, aber dann auch gemeinsam in der Halle." Und Dahmke ergänzte: Wenn du irgendwo eine Chance auf ein Wunder hast, dann in Köln."
Das weiss auch Jacobsen. "Das wird ein grosser Faktor", sagte der dänische Coach und ergänzte: "Wir wissen, dass diese Halle extra Kraft für die Deutschen gibt." Damit an diesem Abend vielleicht ausnahmsweise die Dänen aus dem Konzept gebracht werden.
Verwendete Quellen
- Pressekonferenz
- Mixed Zone Lanxess Arena
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