Beim Handball-Topspiel zwischen Wisla Plock und Industria Kielce überschlagen sich die Ereignisse nach der Schlusssirene. Beide Trainer machen sich gegenseitig heftige Vorwürfe – es geht um Spuck-Attacken, Morddrohungen und Rassismus.

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Es ist das Duell schlechthin in Polens erster Handball-Liga: Wisla Plock gegen Industria Kielce. Das Topspiel der ewigen Rivalen wird unter Fans auch als "Heiliger Krieg" bezeichnet.

Am vergangenen Wochenende jedoch erreichte dieser "Heilige Krieg" eine neue Eskalationsstufe: Am Ende gab es insgesamt 21 Zwei-Minuten-Strafen, eine Rote Karte sowie eine Blaue Karte.

Was bedeutet die Blaue Karte im Handball?

  • Die Blaue Karte signalisiert im Handball eine Disqualifikation mit anschliessendem schriftlichen Bericht. Sie wird mitunter bei besonders schweren Fouls und Tätlichkeiten sowie grob unsportlichem Verhalten – etwa bei schweren Beleidigungen – gezeigt. Im Gegensatz zu einer normalen Roten Karte leitet eine Blaue Karte ein Disziplinarverfahren ein.

Der 29:25-Sieg von Plock wurde nach der Schlusssirene schnell zur Nebensache. Stattdessen spielten Plock-Trainer Xavi Sabate und Kielce-Coach Talant Dujshebaev plötzlich die Hauptrollen im Skandalspiel.

Trainer eskalieren nach dem Spiel

Beide Trainer waren ausser sich vor Wut und lieferten sich ein hitziges Wortgefecht. Mehr noch: Sabate und Dujshebaev wollten aufeinander losgehen und konnten nur mit Mühe von anderen Mannschaftsverantwortlichen zurückgehalten werden. Die Nerven lagen blank.

Auf der anschliessenden Pressekonferenz stellten die Beteiligten klar, warum sie so geladen waren – und machten sich dabei gegenseitig heftige Vorwürfe. Sabate erklärte, dass er von seinem Trainer-Kollegen beleidigt und sogar angespuckt worden wäre.

Heftige Vorwürfe von beiden Trainern

Zudem soll es Morddrohungen gegeben haben, wie der Klub später in einer offiziellen Mitteilung erklärte. Darin heisst es: "Heute, nachdem unsere Mannschaft zum fünften Mal in Folge das Spiel gegen Industria Kielce gewonnen hatte, hörte Xavi Sabate, wie Talant Dujshebajew auf Spanisch sprach und ihm sagte: 'Hijo de puta, te voy a matar' (Übersetzung: 'Hurensohn, ich werde dich töten')."

Plock-Trainer Xavi Sabate
Plock-Trainer Xavi Sabate. © picture alliance/Ritzau Scanpix/Claus Fisker

Laut der Mitteilung soll Sabate Dujshebaev daraufhin gefragt haben, was er gerade gesagt habe. "Dann spuckte Talant Dujshebaev, der Xavi Sabate am Hals packte, ins Gesicht. Die gesamte Situation war im Fernsehen zu sehen und wurde von einem Zeugen beobachtet." In der Vereinsmitteilung heisst es weiter, dass Sabate rechtliche Schritte gegen seinen Trainer-Kollegen einleiten werde.

Auch Dujshebaev wurde laut eigener Aussage beleidigt und warf dem Plock-Trainer Rassismus vor. "Sabate hat nach dem Spiel rassistische Parolen gerufen, in denen er mich als 'verdammten Chinesen' bezeichnet hat", erklärte der aus Kirgistan stammende Coach auf der Pressekonferenz.

"Für mich ist er ein Rassist."

Talant Dujshebaev bei "wkielcach.info" über Xavi Sabate

Kielce sah sich nach dem Skandalspiel ebenfalls dazu veranlasst, eine Mitteilung zu veröffentlichen. In dieser wurden Dujshebaevs Vorwürfe nochmal bekräftigt. Zudem soll es auch rassistische Angriffe von Plock-Fans auf Kielce-Spieler Dylan Nahi gegeben haben, der den Vorfall nach dem Spiel entsprechend gemeldet hatte. "Als Verein möchten wir darauf hinweisen, dass diese Art von rassistischem oder ethnischem Verhalten und Angriffen im Profisport auf höchstem Niveau inakzeptabel ist. Sport soll vereinen und nicht Unterschiede verstärken", schreibt der polnische Klub in seinem Statement.

Später legte Dujshebaev nochmal nach: "Für mich ist er ein Rassist", sagte er gegenüber "wkielcach.info" und stellte klar: "Sabate wusste, dass er falsch lag, deshalb ging er während der Pressekonferenz auf Angriff." Zudem präzisierte er die Rassismus-Attacke gegen seinen Spieler Nahi, der von den Plock-Fans als "schwarzes Schwein" bezeichnet worden sein soll.

Was bleibt, ist der bislang wohl unrühmliche Höhepunkt des "Heiligen Kriegs" in Polen. Bleibt nur zu hoffen, dass beim nächsten Topspiel zwischen Plock und Kielce wieder der Sport im Vordergrund steht.

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