Mit einem erneut starken Auftritt ziehen Deutschlands Handballer nach einem 31:30 (17:16) gegen Mitfavorit Spanien in das WM-Halbfinale ein. Dort trifft das Team um Bundestrainer Prokop auf einen höchst unangenehmen Gegner.
Bundestrainer Christian Prokop stand mit einem seligen Lächeln an der Seitenlinie, als die deutschen Handballer von den begeisterten Fans mit La Ola aus ihrem "Wohnzimmer" Köln verabschiedet wurden.
Mit einer tollen Tore-Party beim 31:30 (17:16) gegen Europameister Spanien hat sich die DHB-Auswahl für das WM-Halbfinale gegen Norwegen in Stimmung gebracht und die Hoffnung auf die erste WM-Medaille seit dem Gold von 2007 weiter geschürt. "Wir fahren mit einem guten Gefühl nach Hamburg", sagte Prokop.
Dort geht es am Freitag (20:30 Uhr/ARD und bei uns im Live-Ticker) im Duell mit dem Vizeweltmeister von 2017 um das Endspielticket. "Jetzt wollen wir natürlich auch ins Finale", sagte Rückraumspieler Paul Drux. Im zweiten Halbfinale treffen Co-Gastgeber Dänemark und Rekord-Weltmeister Frankreich aufeinander.
Bereits bei EM 2018 gegen Norwegen
Vor 19.250 Zuschauern war Fabian Böhm mit fünf Toren bester deutscher Werfer im Duell mit den Spaniern, die lediglich um Rang sieben spielen. "Vielen Dank Köln für diese Hauptrundentage. Ihr habt uns getragen. Wir haben es genossen, hier zu spielen", schickte Prokop einen speziellen Gruss an die Fans. Auch Kreisläufer Jannik Kohlbacher war von der Stimmung begeistert: "Ohne euch hätten wir das nicht so hinbekommen. Was hier abgegangen ist, war Weltklasse!"
Bei der Europameisterschaft im Vorjahr waren beide Teams ebenfalls im letzten Hauptrundenspiel aufeinander getroffen. Doch anders als vor zwölf Monaten, als die DHB-Auswahl mit einer 27:31-Niederlage ihre Medaillenchance vergab und als enttäuschter Neunter abreiste, hatte sie dieses Mal schon vor dem Anpfiff das Ticket für das Halbfinale sicher. "Wir hatten mal nicht das Messer am Hals und den ganzen Tag über eine gelöste Stimmung", sagte Prokop.
Dennoch verzichtete er zu Beginn auf personelle Experimente. Lediglich Hendrik Pekeler erhielt eine Verschnaufpause und wurde im Abwehr-Innenblock durch Finn Lemke ersetzt. Für den schwer verletzten Martin Strobel, der nach seinem gegen Kroatien erlittenen Kreuzband- und Innenbandriss am Dienstag operiert worden war, rückte Drux auf die Spielmacherposition.
Kroatien mit Mini-Schützenhilfe für Deutschland
Nachdem Titelverteidiger Frankreich zuvor beim 20:23 gegen Kroatien seine erste WM-Niederlage seit sechs Jahren kassiert hatte, konnte sich die deutsche Mannschaft im Kampf um den Gruppensieg sogar eine Pleite mit sieben Toren leisten. Trotz der komfortablen Ausgangslage begann die Prokop-Truppe schwungvoll. Schon früh riss Gensheimer die Zuschauer mit einem sensationellen Kontertor zum 2:1 von den Sitzen.
Nach zwölf Minuten kam dann der für Strobel nachnominierte Tim Suton zu seinem WM-Debüt und führte sich wenig später mit seinem ersten Tor gleich gut ein. Auch Pekeler durfte nun mittun, weil Prokop munter durchwechselte. Bereits nach 20 Minuten waren bis auf Steffen Weinhold, der nach seiner Zerrung im Adduktorenbereich noch nicht ganz fit zu sein scheint, alle deutschen Spieler im Einsatz.
Viel Lob für Neuling Tim Suton
WM-Neuling Suton machte seine Sache sehr gut. "Es war auf jeden Fall ein super Einstand. Ich habe mich zwei Tage darauf gefreut - und das es so gut geklappt hat, war natürlich super", sagte der Mann vom TBV Lemgo. Prokop war mit dem erfrischenden Auftritt sehr zufrieden. "Er hat sich nahtlos eingefügt", lobte der Coach.
Während die Defensive dem Europameister oft ungewohnt viele Lücken bot, lief es im deutschen Angriffsspiel ganz ordentlich, so dass die Partie im ersten Durchgang ausgeglichen blieb. "Wir spielen super vorne. In der Abwehr haben wir noch ein bisschen Luft nach oben, müssen unseren Torhütern etwas mehr helfen", befand Teammanager Oliver Roggisch in der Pause.
Silvio Heinevetter zeigt gleich mehrere Glanzparaden
Während Prokop sein Team in der Kabine auf die zweite Halbzeit einschwor, feierten die Fans auf dem Parkett die Weltmeister von 2007. Und stimmungsvoll ging es weiter. Torwart Silvio Heinevetter zeigte nun gleich mehrere Glanzparaden - und vorne wurde weiter Druck gemacht. Lohn war eine erstmalige Vier-Tore-Führung beim 23:19 nach 41 Minuten.
Erst in der Schlussphase liess die Konzentration etwas nach, was den Bundestrainer aber nicht störte. "Ich freue mich über das gesamte Spiel. Wir haben das fantastisch gemacht, denn es ging ja nicht mehr wirklich um etwas", sagte Prokop. "Jetzt freuen wir uns auf Hamburg." (br/dpa)
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