Gesa Krause ist Leistungssportlerin, Leichtathletin – und hochschwanger. In ihrer neuen Kolumne lässt sie uns teilhaben an den letzten Wochen vor der Geburt, ihrem neuen Leben als Mama im Leistungssport und dem Weg zu ihrem grössten Ziel: der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris 2024. Dieses Mal: Welche Sportlerin Krauses ganz persönliches Vorbild ist, wenn es um Leistungssport als Mama geht.
Der zehnte Monat ist angebrochen und eigentlich wäre langsam Zeit für Ruhe, aber die letzten Tage waren wirklich stressig. Es ist einfach schwierig, einzuschätzen, was ich nach der Geburt noch machen kann und was auf der Strecke bleiben wird. Deshalb versuche ich, noch so viel wie möglich zu erledigen. Eine Maniküre muss zum Beispiel auch noch sein. Irgendwas sagt mir, dass dafür mit Baby erst mal keine Zeit sein wird.
Auch für meine Kolumne, Interviews und Social Media wird wahrscheinlich bald nicht mehr viel Zeit sein. Aber so lange die Zeit da ist, will ich sie nutzen und meine Geschichte erzählen. Und das tue ich in erster Linie für mich selbst. Ich muss mich nicht nach aussen darstellen, um anderen zu imponieren. Es ist einfach mein Wunsch und mein Traum, meine Leidenschaft für den Sport mit dem Mamasein zu verbinden. Ich fand schon immer Mütter inspirierend, starke Frauen, die Karriere gemacht und trotzdem nicht auf ihr Familienleben verzichtet haben. Wir wissen alle, dass das nicht einfach ist. Aber ich möchte das! Warum soll meine Leidenschaft für den Sport es ausschliessen, Mama zu werden – und andersherum. Jetzt war ich einfach an einem Punkt in meinem Leben und in meiner Karriere, wo alles gepasst hat.
Gesa Krause: "Ich habe auch Ängste"
Trotz allem hatte und habe ich auch Ängste. Ich habe Ängste, wie es sportlich weitergeht, wie sich mein Körper verändert, wie ich alles unter einen Hut bekomme. Ich habe auch Angst vor der Geburt, vor den Nachwehen, vor dem Wiedereinstieg. Das sind Gedanken, die auch viele andere Frauen kennen und vor denen auch ich nicht gefeit bin.
Es ist manchmal heikel, mit den eigenen Ängsten so öffentlich umzugehen, wie ich das tue, aber im Endeffekt sitzen wir da alle in einem Boot. Gerade die Rolle der Frau nimmt heutzutage eine ganz neue Position ein: Wir wollen Frauen in Führungspositionen haben, wir streben nach Gleichberechtigung. Und trotz allem wünsche ich mir, dass es Kinder auf der Welt gibt.
Deshalb finde ich es wichtig, über das ganze Schwanger- und Mutterschaftsthema zu sprechen und zu zeigen: Hier bin ich, das ist mein Wunsch, mein Traum, mein Weg. Ich versuche es einfach! Vielleicht mache ich anderen damit Mut. Und wenn das so sein sollte, dann freue ich mich natürlich darüber.
"Katrin Dörre-Heinig ist mein ganz persönliches Vorbild"
Mein persönliches Vorbild ist die Frau meines Trainers, Katrin Dörre-Heinig. Sie war selbst Leistungssportlerin und ist nach der Geburt ihrer Tochter ihre Bestzeiten im Marathon gelaufen. Auch sie war während ihrer Schwangerschaft aktiv. Und so hat mir dann auch mein Trainer kommuniziert: "Hey, du kannst auch während der Schwangerschaft etwas machen. Du musst dich nicht neun Monate auf die Couch legen und warten, bis das Baby kommt." Durch Dörre-Heinigs Vorleben war mir immer klar, sollte ich mal schwanger werden, will ich trotzdem weiterhin einen aktiven Lebensstil haben. Und dazu möchte ich nun auch andere Frauen ermutigen, nicht mit Angst durch eine Schwangerschaft zu gehen. Wichtig ist mir aber auch zu sagen: Es sollte immer alles in Absprache mit Ärztin oder Arzt geschehen. Was mir guttut, muss noch lange nicht für alle passen.
Vielleicht liegt es auch an meinem Alter – ich bin jetzt 30 –, dass ich gerade bei Weitem nicht die einzige Sportlerin bin, die schwanger ist oder ein Kind gekriegt hat. Ich finde es wahnsinnig ermutigend, nach links und rechts blicken zu können und zu sehen, wie auch andere Mütter diesen Weg gehen.
Eine Frage des Geldes
Gerade das Thema Geld begleitet mich und meine Kolleginnen dabei immens. In anderen Berufen geht man einfach in Mutterschutz und Elternzeit. So etwas gibt es bei uns nicht und ich bin Gott sei Dank nicht darauf angewiesen. Aber Fakt ist, dass ich jetzt ein Jahr lang keine sportlichen Leistungen bringen kann. Da stellen sich manche Sponsoren sicher die Frage: "Was bringt die uns dann überhaupt?"
Ich persönlich hatte einen Sponsorenvertrag, der ausgelaufen ist und nicht verlängert wurde. Natürlich wird dabei nicht gesagt, dass das an meiner Schwangerschaft lag, aber eine Begründung habe ich nicht erhalten.
Ich habe auch Verträge, die an Leistungen gebunden sind. Dann läuft der Vertrag zwar weiter, aber es wird kein Geld ausgeschüttet, solange ich nicht in Wettkämpfen antreten kann. Da haben die meisten meiner Sponsoren und Förderer zugesichert, dass ihre Unterstützung weiter bestehen bleibt. Das ist eine grosse Erleichterung!
Nun werde ich mich bis zur Geburt Anfang Mai noch ein bisschen ausruhen und Kräfte sammeln. Meine nächste Kolumne gibt es nach der Geburt meiner Tochter. Ich bin auf jeden Fall ganz schön aufgeregt, wie es weitergeht und wie das Leben als Mama so ist.
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