Nachdem sich zwei deutsche Sprinterinnen bei der Leichtathletik-WM in Katar über die Kameras in den Startblöcken beschwert hatten, meldet sich der Verband zu Wort. Die IAAF begründet den Einsatz der Kameras und erklärt, welche Absicht hinter der ungewöhnlichen Perspektive steckt.
An den Startblöcken für die Sprinter und Hürdenläufer sind ganz vorne neuerdings Kameras angebracht. Diese filmen bei der Leichtathletik-WM die Gesichter der Läufer und Läuferinnen direkt vor Beginn des Rennens. Sind die Kameras schon früher eingeschaltet, zeigen sie aber auch, wie die Athletinnen und Athleten über den Block steigen und filmen somit in den Schritt. Das bezeichneten die deutschen Sprinterinnen Gina Lückenkemper und Tatjana Pinto als "sehr fragwürdig".
Nun rechtfertigt sich der Verband für den Einsatz der neuen Kameras. "Die Leichtathletik besteht aus aussergewöhnlichen Farben und Bewegungen im Wettbewerb, wir wollen dies alles der Welt auf eine neue und aufregende Weise präsentieren", erklärte der Fernsehdirektor James Lord vom Weltverband IAAF der "Bild"-Zeitung (Dienstag) zufolge den ungewöhnlichen Winkel.
IAAF-Produktionsdirektor Westbury Gillett, der der Zeitung zufolge die Idee hatte, sagte: "Die neuen Kameras halten den intensiven Moment fest, kurz bevor das Rennen losgeht."
Leichtathletik-WM: Hersteller weist Vorwürfe von sich
Der Geschäftsführer der japanischen Herstellerfirma Seiko, Harumitsu Akashi, sagte der "Bild", sein Unternehmen habe die Kamera nur entwickelt, die Idee sei von der IAAF gekommen.
"Ich habe auch davon gehört, dass die deutschen Sprinterinnen Probleme damit haben, allerdings nicht offiziell. Ich kann sie sogar verstehen. Das war nicht unsere Absicht. Aber die Entwicklung ist so neu, da müssen sich erstmal alle dran gewöhnen", sagt er.
Die deutschen Sprinterinnen Gina Lückenkemper und Tatjana Pinto hatten sich über die neuen Kameras beschwert. "In den knappen Sachen über diese Kamera zu steigen, um in den Block zu gehen, finde ich sehr unangenehm", begründete Lückenkemper ihren Einwand. Sie und Pinto schieden am Sonntag über 100 Meter im Halbfinale aus.
Beschwerde des DLV hat Erfolg
"Ob eine Frau an der Blockentwicklung beteiligt war, mit diesen Kameras, das wage ich zu bezweifeln", gab Lückenkemper in einem Interview mit der "Sportschau" zu bedenken. Neben den störenden Bildern war der verlängerte Block für die Athletin auch beim Start ein Ärgernis: Sie stiess mit dem Fuss dagegen.
Dem Deutschen Leichtathletik-Verband zufolge führte die eingereichte Beschwerde zu einem Erfolg. Demnach werden die Bilder der sogenannten "upper cameras" im TV-Kontrollraum des Khalifa-Stadions, im Fernsehen und auf der Stadion-Videowand erst gross gezeigt, wenn die Athleten im Block sitzen. Ausserdem sollen die Aufnahmen täglich gelöscht werden.
Unterstützung bekamen die Sprinterinnen von Amélie Ebert, Präsidiumsmitglied im unabhängigen Verein "Athleten Deutschland". "Wenn bei einem Wettkampf die gewohnte Kameraführung geändert oder sogar pikante Kamerapositionen eingeführt werden sollen, wäre im Vorfeld eine Abstimmung mit der Athletenvertretung der IAAF wünschenswert", sagte sie der "Rheinischen Post" (Dienstag). (awa/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.