Weniger sportliche Fragen beschäftigen Teams und Fans der Major League Baseball vor dem Start in die Saison. Vielmehr wird über die Qualität der Ausrüstung diskutiert, über Trikots von minderwertiger Qualität und zu eng geschnittene Hosen - und auf die warten viele Klubs bisher auch noch vergebens. Der weltbekannte Ausrüster ist blamiert.
Es zwickt und zwackt, gut schaut's auch nicht aus. Für gewöhnlich geht es im "Spring Training" der 30 Mannschaften der Major League Baseball (MLB), das, weil ja in der Tat noch Winter ist, in den warmen Bundesstaaten Arizona und Florida abgehalten wird, um sportliche Fragen wie: Wann schlägt der 700-Millionen-Mann Shohei Ohtani seinen ersten Homerun? Verstärkt sich mein Team noch? Wer bekommt auf den letzten Drücker noch einen Mega-Vertrag?
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Exklusiv-Ausrüster Nike muss sich harte Kritik gefallen lassen
Weil aber nichts so bleibt, wie es immer war, beschäftigten sich Spieler und Fans vor dem Saisonstart Ende März derzeit in zunehmend erregtem Masse mit einer modischen Komponente. Der Exklusiv-Ausrüster der Liga hat neuartige "uniforms", also die aus verschiedenen Oberteilen und Hosen bestehende Spielkleidung produzieren lassen - und steht nun heftig in der Kritik: Die Trikots sähen eher aus wie minderwertige Fanartikel, die Hosen passten oft nicht und seien zu dünn.
Für den Sportartikel-Riesen Nike, der die 30 Klubs seit 2020 zum Preis von einer Milliarde Dollar für zehn Jahre exklusiv und mit einem Kooperationspartner ausstattet, ist die Sache sehr unangenehm. Schon 2020 gab es Ärger mit den traditionsbewussten Fans, weil auf den Spielertrikots und den Fanartikeln plötzlich erstmals das Firmen-Emblem des Herstellers zu sehen war. Und nun kommen die Trikots eher daher wie schnell gefertigte Massenware.
Hinter den Textilien steckt als tatsächlicher Hersteller das Unternehmen Fanatics. Im Jahr 2011 in Jacksonville im US-Bundesstaat Florida von den Brüdern Alan und Mitch Trager gegründet, ist Fanatics als Merchandise-Händler nicht nur im Bereich des Baseballs aktiv, sondern stattet mit seinen Produkten auch die NBA, die NFL, die NHL, die MLS, die Formel 1 und diverse kleinere Ligen aus.
Die Hosen-Frage erregt die Klubs wie die Spielergewerkschaft
Ein gefundenes Fressen für alle grossen Medien ist im Falle der MLB aber vor allem die Kritik der Spieler und Betreuer an den zumeist langen Hosen: Sie können nur aus drei Standardmodellen mit jeweils fünf verschiedenen Taillengrössen wählen, offensichtlich viel zu wenig. Einige Klubs haben noch gar keine Lieferung erhalten. Auch die mächtige Spielergewerkschaft MLBPA hat sich mittlerweile eingeschaltet. "Die Hosen", teilte ihr Chef Tony Clark mit, erregten "allgemeine Besorgnis".
In der Vergangenheit erhielten die Klubs die Ausrüstung pünktlich zu Beginn des "Spring Trainings" angeliefert, danach konnten sich die Spieler die Hosen noch individuell anpassen lassen. Und nun? Die Ligaleitung und der Ausrüster beeilten sich mitzuteilen, dass sie sorgfältig gearbeitet hätten und etwaige Probleme schnell zu beheben seien. Einstweilen ist ihr Plan freilich in die Hose gegangen. (sid/hau)
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