Tibor Pleiss wechselt in die NBA zu den Utah Jazz. Dort versprechen sie sich viel von dem Riesen. Aber hat der deutsche Basketball-Nationalspieler das Zeug, ein zweiter Dirk Nowitzki zu werden?
Es ist eine alte Weisheit, häufig ausgesprochen von Müttern oder Vätern am Mittagstisch: Wer gross und stark werden will, der muss seinen Teller leer essen. Tibor Pleiss, einer der talentiertesten deutschen Basketballer, hat dies offenbar meist befolgt. "Er isst wie ein Pferd", witzelte einmal sein Nationalmannschaftskollege Chris Kaman über ihn. "Er hat immer etwas im Mund und kaut."
Tibor Pleiss jedenfalls ist gross geworden, 2,18 Meter misst der Center. Mit Körpergrösse allein aber ist man noch kein guter Basketballspieler. Pleiss hat ein feines Händchen, vor allem aber ist er trotz seiner Grösse enorm beweglich. Ein grosser Deutscher mit Beweglichkeit und Ballgefühl - die Parallelen zu
Auf den ersten Blick liest es sich wie der Höhepunkt einer Karriere, die in den vergangenen Jahren eher im Zickzackkurs denn steil nach oben verlief. Pleiss galt schon vor sechs Jahren als potenzieller Nachfolger des deutschen Basketballhelden Dirk Nowitzki. In Bamberg waren sie stolz auf diesen jungen Hünen, der so elegant unter den eigenen und den gegnerischen Körben agierte. Dünn und schlaksig wurde er so manches Mal weggedrückt, doch war man sich sicher, dass die Kraft im Laufe der Zeit zunähme.
Pleiss arbeitete an sich, nur blieb die von Beobachtern prognostizierte Leistungsexplosion aus. Nach der erfolgreichen EM-Qualifikation im Sommer 2012 wechselte er zum spanischen Verein Laboral Kutxa. Dort spielte er 2013/14 eine überragende Saison, sodass sich flugs der FC Barcelona die Rechte an ihm sicherte. Es schien wieder aufwärts zu gehen für Pleiss. Nur fand er sich in Barcelona nicht gut zurecht, an dem starken Center Ante Tomic kam er nicht vorbei.
"Der FC Barcelona ist einer der besten Klubs Europas", sagte Pleiss in einer DBB-TV-Reportage vor wenigen Wochen. "Man kann nicht erwarten, hierherzukommen und gleich 20 Minuten Spielzeit zu bekommen." Pleiss, das wird aus diesen Worten deutlich, entspricht nicht dem grossmäuligen Spielertypen, wie er durchaus in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA üblich ist. Der gebürtige Bergisch Gladbacher gilt als reflektierter Charakter.
Dass er nun trotz der durchwachsenen Saison in Barcelona bei den Utah Jazz gelandet ist, liegt an seinem guten Ruf in den USA. Dort hat er nie gespielt, doch schon 2010 wurde er von den New Jersey Nets (heute Brooklyn Nets) gedraftet. Die Aussicht, dass sich Pleiss zu einem zweiten Nowitzki entwickeln würde, machte ihn auf dem amerikanischen Markt interessant - bis heute. "Er ist sehr gross und dafür ein sehr beweglicher Spieler mit einem guten Wurf. Er wird immer besser und entwickelt sein Spiel stetig weiter", schwärmte der General Manager der Jazz, Dennis Lindsey, Anfang des Jahres in einem "Spox"-Interview von Pleiss.
Pleiss arbeitete hart an seiner Physis, auf dem Parkett aber kommt der Center immer noch etwas schmalbrüstig daher. "Tibor muss sich physisch noch weiterentwickeln und etwas an Stärke gewinnen", sagte Lindsey. Sollte Pleiss an Stärke gewinnen, ohne gross an Beweglichkeit zu verlieren, könnte aus ihm - mit etwas Verspätung - doch noch ein richtig guter deutscher NBA-Spieler werden. Er muss ja nicht gleich ein neuer Nowitzki sein.
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