Sie dominierte das Frauenbasketball mit ihrer Mannschaft vom US-College Baylor wie keine andere Spielerin vor ihr und wird jetzt Profi. Doch die 2,03 Meter grosse Brittney Griner spielt so gut Basketball, dass sie vor einer wichtigen Entscheidung steht: Will sie lieber mit den Mädchen spielen oder doch lieber mit den grossen Jungs?
Die jährliche Spielerauswahl für die WNBA, die US-Profiliga im Frauenbasketball, ist gerade vorbei und selbstverständlich wurde die 22-jährige Griner als erste Spielerin gezogen. Die Mannschaft aus Phoenix hatte Glück und sicherte sich die Rechte an der bislang wohl dominantesten Basketballspielerin. Die junge Frau, neben der die anderen Spielerinnen im College oft wie Mädchen aussahen, ist auch eine von nur zwei Frauen, denen bislang aus dem Spiel heraus ein Dunk gelang.
Einladung von den Dallas Mavericks
Doch obwohl Phoenix nun die WNBA-Rechte an Griner hat, ist es nicht sicher, ob Griner je das Trikot der Mercury überstreifen wird. Denn es könnte sein, dass sie lieber mit den Männern in der NBA spielt. Zumindest will Mark Cuban, exaltierter Eigentümer des NBA-Clubs Dallas Mavericks und Boss von Dirk Nowitzki, Griner zu einem Probetraining einladen. Auch wenn nicht sicher ist, ob es jemals zu einem Vertragsangebot kommen würde, sorgte allein diese Ankündigung für einen Riesen-Hype in den basketballverrückten USA.
Cubans Interesse mündete schnell in eine Diskussion über die Frage, ob Frauen jemals gut genug für die Männer-Profiliga NBA sein könnten. Die meisten NBA-Veteranen äusserten sich skeptisch: "Ein Mädchen kann nicht gegen Männer spielen", sagte etwa Charles Barkley. Doch an der nötigen Härte fehlt es Griner sicher nicht: In einem Spiel ihrer College-Mannschaft gegen Texas Tech schlug sie einer Gegenspielerin so hart ins Gesicht, dass diese sich die Nase brach. Konsequenz war eine Sperre von zwei Spielen.
Doch in der Tat erscheint es fraglich, ob Athletik, Grösse und Gewicht Griners in der NBA ausreichen würden. Schliesslich sind die starken Jungs, die wie Griner auf den Positionen nah am Korb spielen, noch einmal deutlich grösser und im Schnitt sicher 20 bis 30 Kilo schwerer - und sprunggewaltiger dazu. Geno Auriemma, Trainer der US-Frauen-Nationalmannschaft, bezeichnete Cubans Vorstoss sogar als "absolut lächerlich".
Warum dann der Vorstoss Cubans, obwohl sich alle Experten einig sind, dass Griner keine Chance gegen Männer hätte? Vielleicht wollte der publicitysüchtige Cuban ja nur von den schlechten Leistungen seiner Mavericks in dieser Saison ablenken. Einen Gefallen hat er Griner mit seinem Vorstoss jedenfalls nicht getan: Bei Twitter wird die Spielerin unter #grinernba seitdem mit Häme übergossen - bezogen sowohl auf ihre sexuelle Orientierung als auch auf ihre angebliche Transsexualität. Schade, dass die Karriere der vielversprechendsten Profi-Basketballerin aller Zeiten so beginnt.
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