Indien feiert seinen Schach-Weltmeister Dommaraju Gukesh. Dass dieser aber dennoch nicht der beste Schachspieler der Welt ist, gesteht sich der 18-Jährige selbst ein. Ein Duell mit Magnus Carlsen wird es jedoch in absehbarer Zeit nicht geben.

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Als Dommaraju Gukesh im fernen Singapur voller Freude seinem Vater um den Hals fiel, kannte der Jubel in Indien keine Grenzen mehr. Nach elf Jahren hat es wieder einer der Söhne des schachverrückten Landes auf den WM-Thron geschafft. Einer, der mit seinen erst 18 Jahren und als jüngster Weltmeister der Geschichte in eine rosige Zukunft blickt - und der nun eine Ära prägen will.

Natürlich sei es jetzt das Ziel, "so lange wie möglich" an der Spitze zu bleiben, stellte Gukesh klar, nachdem er dem amtierenden Weltmeister Ding Liren aus China mit einem Überraschungssieg in der letzten regulären Partie doch noch den Titel entrissen hatte. Mit dem Rückenwind dieses Erfolges will er seine Landsleute noch viele Jahre verzücken.

Gukesh gibt sich bescheiden

Doch bei allem Selbstbewusstsein: Im Moment seines grössten Erfolgs gab sich Gukesh in erster Linie bescheiden. Dass er ob seines Erfolgs nicht automatisch der beste Spieler der Welt sei, gestand der Weltranglistenfünfte brav ein. Denn da gebe es ja "offensichtlich" immer noch diesen Magnus Carlsen.

Der Magnus Carlsen, der trotz seines Verzichts auf die "klassische" WM trotzdem irgendwie omnipräsent ist im Schach - und der die Wettkämpfe aus der Ferne intensiv verfolgte und durchaus gönnerhaft kommentierte. Einen "insgesamt verdienten Sieg" mit "sehr guten" sowie "sehr schwachen Momenten" attestierte der Norweger Gukesh auf dem Youtube-Kanal "Take Take Take".

Carlsen erteilt möglichem Duell Absage

Wer künftig auf ein Duell der beiden Wunderspieler auf der ganz grossen Bühne hofft, dürfte aber enttäuscht werden. Carlsen, amtierender Weltmeister im Schnell- und Blitzschach, der seinen Titel im klassischen Schach 2023 nach zehn Jahren freiwillig abgegeben hatte, hat weiterhin keine Lust auf das anstrengende und vorbereitungsintensive WM-Format.

"Ich werde nicht derjenige sein", stellte der Norweger klar, danach gefragt, wer denn 2026 - nach den Corona-Jahren kehrt die FIDE zum Zweijahres-Rhythmus zurück - Gukeshs Herausforderer werde: "Ich bin nicht mehr Teil dieses Zirkus."

Carlsens Nach-Nachfolger Gukesh dürfte das vorerst herzlich egal sein, wenn er in der Heimat als neuer Weltmeister empfangen wird. Er habe immer davon geträumt, derjenige zu sein, "der den Titel zurückbringt", sagte er nach seinem Triumph. Elf Jahre nachdem sein Vorbild, der legendäre Viswanathan Anand, sich Carlsen hatte geschlagen geben müssen, ist es ihm gelungen. (sid/bearbeitet von ska)

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