Der ehemalige deutsche Nationalspieler Marko Pesic ist Sportdirektor und Geschäftsführer der Basketballabteilung des FC Bayern München. Nach nur drei Jahren Erstligazugehörigkeit führte er den Verein vergangene Saison zur Meisterschaft. 2012 installierte er seinen Vater Svetislav als Trainer beim FCB. Im Interview mit unserem Portal spricht Pesic über erhöhte Fan-Ansprüche, das Vater-Sohn-Verhältnis, und Uli Hoeness.
Herr Pesic, seit zwei Jahren sind Sie neben der Funktion des Sportdirektors auch als Geschäftsführer in der Basketballabteilung des FC Bayern München tätig. Klingt nach viel Arbeit.
Marko Pesic: Das ist es auch. Aber die Arbeit macht viel Spass. Am Ende des Tages laufen alle Fäden natürlich bei der Geschäftsführung mit Volker Stix und mir zusammen. Doch inzwischen verteilen wir die Aufgaben so, dass die Angestellten des Vereins viele Dinge eigenständig erledigen können und wir sie abnicken. Wenn man den Mitarbeitern Verantwortung überträgt, funktioniert es gut.
Sind Sie nah dran an der Mannschaft?
Ich bin bei jedem Training und Spiel dabei, ich spreche regelmässig mit den Spielern und dem Trainerstab. Ich glaube, dass ich ein gutes Gefühl für die Mannschaft und deren Klima habe.
Können die Basketballer so dominant werden die Fussballer vom FC Bayern?
Wir wollen natürlich immer erfolgreich sein und viele Titel gewinnen. Der Vereinsname allein ist Verpflichtung. Aber beide Sportarten zu vergleichen, wäre vermessen. Die Fussballabteilung des FC Bayern ist über 40 Jahre gewachsen, und die Basketballmannschaft spielt erst seit 2011 wieder erstklassig. Bis wir so erfolgreich sind, müssen wir noch sehr, sehr viele Erfahrungen sammeln - positive wie negative. Die Öffentlichkeit und die Medien erwarten immer mehr von uns.
Wie ist das Verhältnis zu den Fussballern?
Zu
Gibt es auch Neid der Basketballer gegenüber den Fussballern, etwa wegen der viel höheren Gehälter?
Nein, so etwas gibt es beim FC Bayern nicht. Warum auch? Ganz im Gegenteil. Die Basketballer und Fussballer treten sich mit grossem Respekt gegenüber. Niemand redet darüber, dass die Fussballer soundso viel Euro im Jahr verdienen und die Basketballer viel weniger. Zum anderen muss man auch respektieren und anerkennen, dass Fussballer in Deutschland viel stärker in der Öffentlichkeit und unter grösserem Druck stehen als Basketballer.
Sie sind amtierender Deutscher Meister. Wer ist Ihr grösster Konkurrent diese Saison?
Alba Berlin spielt eine herausragende und konstante Saison. Man sieht gar keine Schwächen. Und Bamberg ist mindestens genauso stark wie Berlin. Nicht umsonst sind sie vier Jahre in Serie Meister geworden. Doch bis zu den Playoffs sind es noch vier Monate, da kann noch viel passieren.
Seit November 2012 sind Sie auch der Chef von Ihrem Vater Svetislav, dem Trainer der Mannschaft. Sind Sie zufrieden mit dem Angestellten Pesic?
Das sind wir. Nicht nur ich, der ganze Verein. Der Erfolg gibt ihm recht. Der FC Bayern ist nach nur vier Jahren Erstligazugehörigkeit deutscher Basketballmeister geworden und will den Titel in der laufenden Saison verteidigen.
Wie beschreiben Sie Ihre berufliche Beziehung?
Mein Vater ist der Trainer und ich bin der Geschäftsführer. Er zieht mich oft zurate. Wir sprechen über fast alles, auch viele Details - nur beim Sportlichen, der Taktik oder der Aufstellung nicht. Das ist sein Bereich. Es ist bei uns wie bei den Fussballern: Bei denen ist auch nur Pep Guardiola als Trainer für die Mannschaft verantwortlich.
Ist es von Vorteil, dass man aus einer Familie kommt.
Das ist es immer, weil man kritisch miteinander umgehen kann, ohne dass der andere beleidigt ist. Für uns beide, als Vater und Sohn, sowie Trainer und Geschäftsführer, ist das eine gute Konstellation.
Ist es nicht manchmal so, dass Ihr Vater sagt,"Ich bin älter und verstehe mehr vom Basketball oder vom Leben"?
Nein, das tut er schon lange nicht mehr.(lacht)
Haben Sie Kontakt zu
Wir haben uns zuletzt getroffen und gesprochen. Allerdings haben wir uns nicht über das Sportliche unterhalten, sondern nur privat.
Gab es auch Überlegungen, dass er während seiner Freigängerzeit in der Basketballabteilung einsteigt?
Dies stand nie zur Debatte. Ich glaube, dass es eine sinnvolle Entscheidung von ihm war, in der Jugendabteilung der Fussballer zu arbeiten, weil er dort viel bewegen kann. Uli hat uns schon immer allein arbeiten lassen und nicht jeden Schritt kontrolliert. Im Gegenzug wussten aber auch alle, dass man zu ihm gehen kann, wenn man einen Rat braucht. Das ist heute noch so.
Glauben Sie, dass Uli Hoeness wieder zu alter Stärke zurück finden wird?
Davon bin ich überzeugt. Jemand, der sich solange dem Sport gewidmet hat und immer nur für den Verein da war, wird früher oder später wieder der Alte sein. Neben seiner fürsorglichen Familie wird ihm sicher auch der FC Bayern dazu Kraft geben, das hoffe ich.
Zurück zum Basketball: Im Sommer findet die Gruppenphase der Europameisterschaft in Berlin statt. Welche Chancen räumen Sie der deutschen Mannschaft ein?
Man kann derzeit an der Handball-WM in Katar sehen, dass die Mannschaft mit Heimvorteil eine grosse Chance hat, etwas Unerwartetes zu schaffen. Warum soll die deutsche Mannschaft nicht ähnlich weit kommen? Wenn sie die Gruppenphase übersteht - was ich für sehr schwer halte - ist alles möglich. Die Topfavoriten sind für mich Spanien und Serbien.
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