Wenn Caja Schöpf über sich selbst spricht, beschreibt sie sich ganz bescheiden als "Teil der Berge". Dabei ist die 29-Jährige weit mehr: Schöpf ist Profi-Freeskierin und gehört in dieser Sportart zu den besten Frauen Deutschlands. Mit unserem Portal sprach die Wahl-Innsbruckerin über ihre Karriere, Frauen in Extremsportarten und die Angst vor Lawinen.
Seit den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi ist die Extremsportart Freeskiing auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Zumindest ein Teil davon. Denn in Russland gehörten die Disziplinen Slopestyle und Halfpipe erstmals zum olympischen Programm. Dabei ist Freeskiing weit mehr: Neben den Hindernisparcours in sogenannten Parks über Kicker und Rails und dem Fahren in der Halfpipe zählt auch das Freeriden dazu. Also das Fahren im Tiefschnee abseits der präparierten Skipisten.
Caja Schöpf aus Ohlstadt bei Garmisch-Partenkirchen ist eine der besten und bekanntesten deutschen Freeskierinnen. Mittlerweile steht sie vor allem bei den Aufnahmen zu atemberaubenden Skifilmen vor der Kamera. Ihr aktuelles Projekt ist der Film "Pure" aus der "Shades of Winter"-Reihe.
Caja, der Winter in Deutschland lässt noch auf sich warten. Hat die Saison für dich überhaupt schon begonnen?
Caja Schöpf: Eigentlich schon lange. Ich war bereits im August für ein grosses Fotoshooting in Chile unterwegs. Was den Schnee hier zu Lande betrifft, ist es tatsächlich noch etwas mager. Aber dafür geht es auf den Gletschern, wie zum Beispiel im Stubai, schon ganz gut.
Was machst du eigentlich, wenn du mal nicht Ski fahren kannst?
Dann mache ich trotzdem viel Sport. Im Sommer habe ich meinen ersten Triathlon über die der olympische Distanz absolviert. Ich gehe gerne wandern, schwimmen, Beachvolleyball spielen und unternehme viel mit meinen Freunden und vor allem der Familie. Eine weitere grosse Leidenschaft von mir ist das Reisen – auch ohne Ski.
Wie bist du überhaupt zum Freeskiing gekommen?
Das war eher Zufall. Mit drei Jahren fing ich an Ski zu fahren. Draussen in den Bergen und im Schnee zu sein, war schon immer meine Leidenschaft. In der Pubertät ging ich den Skiern zwei Jahre mit dem Snowboard "fremd", bis ich wieder zur Vernunft gekommen bin. Das war wohl auch gut so.
Was waren bislang die Highlights deiner Karriere?
Zum einen die Wettkämpfe die ich bestritten habe. Beispielsweise die Weltmeisterschaft 2010 in Salt Lake City, die New Zealand Open, die Nippon Open in Japan oder die US Open. Die Teilnahme beim Invitational "Nine Queens" war für mich persönlich ein Ritterschlag.
Am meisten geben mir aber die zahlreichen Skireisen zum Beispiel nach Indien, Norwegen, Neuseeland, Japan oder Chile. Es ist ein Privileg, so viel von der Welt zu sehen und ich weiss das sehr, sehr zu schätzen.
Neben den Wettkämpfen sind Freeskier häufig als Akteure bei spektakulären Skifilmen gefragt. Sind für dich die Contests oder die Film- und Fotoshootings spannender?
Wettkämpfe fahre ich jetzt nicht mehr. Einerseits leider, da ich ein sehr ehrgeiziger Mensch bin, mich gerne mit anderen messe und die Atmosphäre auch genossen habe. Aber jetzt gehört meine ganze Motivation den Film- und Fotoaufnahmen. Für mich bedeutet das, Dinge zu erleben und mit anderen zu teilen, die für immer lebendig sind.
Aktuell läuft dein Film "Pure" auf der European Outdoor Film Tour. Die "Shades of Winter"-Reihe ist eine rein weibliche Skifilm-Produktion. Wie war es mit lauter Frauen zu drehen?
Zickenterror, Zwicken, Kratzen! Nein, nein, es war wirklich sehr harmonisch und hat sehr viel Spass gemacht. Die Mädels wollten ja schliesslich alle nur eines: Einen sehr guten Film drehen, gute Action zeigen und damit erfolgreich sein. Und das ist uns ganz gut gelungen, glaube ich.
Und was haben die Mädels im Vergleich zu den Jungs so drauf?
Ich würde sagen, das Niveau ist absolut weltklasse und ein Vergleich mit den Jungs ergibt keinen Sinn. Bei den Alpinen fragt ja auch niemand, warum Maria Riesch einen anderen Slalom fährt als Felix Neureuther. Ich habe mich am Anfang immer mit den Jungs gemessen, mir blieb einfach nichts anderes übrig. Aber irgendwann sind uns rein physisch einfach Grenzen gesetzt und das ist auch ok.
Kannst du eigentlich vom Skifahren leben oder gehst du nebenbei einem "normalen" Beruf nach?
Ich kann mir mein Studentenleben ganz gut finanzieren. Aber bei uns Freeskiern ist es mit grosszügigen Sponsoren nicht so einfach. Und es ist mit sehr viel Arbeit abseits des Schnees verbunden: verhandeln, sich selbst vermarkten, Medienkontakte knüpfen, Trips organisieren, trainieren. Das alles mache ich selbst und habe damit gut zu tun. Nebenher hab ich Psychologie studiert, eine Ausbildung zur Sportpsychologin gemacht und schreibe momentan meine Masterarbeit im Studiengang Wirtschaftspsychologie. Einem "normalen" Beruf steht also nichts im Wege.
In den Bergen spielt die Lawinengefahr oder das Risiko von schweren Stürzen immer eine Rolle. Wie gehst du mit der Angst um?
Das ist eine gute Frage und ich mache mir viele Gedanken darüber. Inzwischen nenne ich es aber eher Respekt als Angst. Der ist wichtig, um Fehler zu vermeiden, schwierige Situationen richtig abzuwägen und ein gutes Gespür nicht zu verlieren. Sobald ich merke, dass es nicht mehr Respekt, sondern Angst ist, habe ich gelernt "nein" zu sagen. Gesundheit geht einfach vor, denn die ist unbezahlbar.
Zum Abschluss: Welche Projekte stehen für dich diesen Winter und in der Zukunft an?
Ich werde auf jeden Fall wieder mit "Shades of Winter" filmen. Dazu kommen ein bis zwei persönliche Projekte, über die ich aber noch nicht allzu viel verraten kann. Ausserdem starte ich im Januar mit dem ersten Shades-Of-Winter-Freeride-Camp für Mädels in Japan, auf das ich mich ganz besonders freue.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.