Nogaro - Phil Bauhaus machte es sich mit einer Dose Orangenlimo in einem Campingstuhl bequem und nahm nach seinem zweiten Podium die Glückwünsche seiner Teamkollegen entgegen.
Aufgeregt diskutierten sie das von mehreren Stürzen überschattete Finale der vierten Etappe der Tour de France, in dem Bauhaus mit Platz drei erneut ein glänzendes Ergebnis ablieferte. Nur Jasper Philipsen war auf der Rennstrecke von Nogaro unantastbar, der Belgier verwies bei seiner zweiten Sprint-Show den Australier Caleb Ewan und Bauhaus auf die Plätze.
"Ich bin beim grössten Radrennen der Welt zweimal aufs Podium gefahren. Ich denke, dass ich bewiesen habe, dass ich zu Besten gehöre", sagte Bauhaus. "Die Konkurrenten kennen mich alle. Die wissen, dass ich kein Neuling bin. Ich habe sie alle schon geschlagen." Der 28-Jährige war am Montag schon auf Platz zwei gerast. Nun fehlt ihm nur noch ein Sieg, um sein persönliches Podium zu komplettieren. Beweist Bauhaus weiterhin so ein herausragendes taktisches Gespür, ist der grosse Coup nicht unmöglich.
Arndt: "Phil ist in der Form seines Lebens"
Allerdings fehlten dem Bocholter schon einige Meter zum unwiderstehlichen Philipsen. "Er hat zweimal gewonnen. Ich hoffe, dass ich irgendwann der Glückliche bin, der ihn schlagen kann", meinte Bauhaus und schob mit Blick auf weitere Sprints hinterher: "Jetzt muss ich erst einmal über die Berge kommen". Sein Anfahrer Nikias Arndt ist in diesem Punkt ungebremst optimistisch: "Phil ist in der Form seines Lebens."
Weiter in der Warteschleife ist auch Mark Cavendish, der Fünfter wurde. Der Superstar ist auf der Jagd nach seinem 35. Etappensieg, mit dem er den bisher gemeinsamen Rekordhalter Eddy Merckx hinter sich lassen würde. Cavendish muss nun bis Freitag warten, wenn es nach dem Pyrenäen-Abstecher in Bordeaux die nächste Chance für die Sprinter gibt.
Ruhiger Tag für die Klassementfahrer
In der Gesamtwertung gab es erwartungsgemäss keine Veränderung an der Spitze. Der Brite Adam Yates verteidigte sein beim Auftakt in Bilbao erobertes Gelbes Trikot einmal mehr erfolgreich. Direkt hinter dem UAE-Profi folgt mit sechs Sekunden Rückstand sein Kapitän Tadej Pogacar, der zeitgleich mit Yates' Zwilling Simon ist. Emanuel Buchmann behauptete an dem für Klassementfahrer ruhigen Tag seinen Platz in den Top 20.
Bis zum Finale furioso auf der ersten permanenten Rennstrecke Frankreichs war es ein Rennen, das Gelegenheit zu einem ausgedehnten Mittagsschlaf bot. Es gab zwar einige zaghafte Attacken, doch erst nach 100 Kilometern setzten sich die Franzosen Anthony Delaplace und Benoit Cosnefroy etwas ab. Diese Flucht war 25 Kilometer vor dem Ziel beendet, als die Sprinter-Teams das Kommando übernahmen. Das Peloton fuhr im Finale etwa 2,5 Kilometer der 3,6 Kilometer langen Rennstrecke, mehrere 180-Grad-Kurven machten die Sprintvorbereitung knifflig.
Drei Stürze in der Schlussphase
Am Ende wartete jedoch eine 750 Meter lange Gerade, die nur minimal anstieg. Die Hatz auf der neun Meter breiten Strasse wurde gleich von drei Stürzen überschattet. In Europameister Fabio Jakobsen kam ein Mitfavorit zu Fall, es folgten zwei weitere Stürze, die offenbar alle glimpflich ausgingen. Bauhaus hielt sich schadlos, am Ende klaffte allerdings eine recht grosse Lücke zu Philipsen.
Am Mittwoch steht der erste Härtetest in den Pyrenäen an. Auf den 162,7 Kilometern von Pau nach Laruns bleibt dem Peloton zwar eine Bergankunft erspart. Dennoch sind im Col de Soudet (höchste Kategorie) und dem Col de Marie Blanque (erste Kategorie) zwei schwere Anstiege zu bewältigen. Vom Marie Blanque bis ins Ziel sind es noch 18,5 Kilometer.
Für die zwei Alpen-Etappen haben die Organisatoren derweil die Sicherheitsstandards erhöht. Auf den mit einer Abfahrt endenden Teilstücken 14 und 17 wurde der Asphalt erneuert, Warntöne machen die Fahrer auf Kurven aufmerksam. In den gefährlichsten Kurven sollen zudem gepolsterte Absperrungen aufgestellt werden. Von den Abfahrten soll den Teams Videomaterial zur Verfügung gestellt werden.
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