Seit seinem schweren Skiunfall vor elf Tagen liegt Michael Schumacher im Koma. Zuletzt wurde sein Zustand als stabil bezeichnet. Doch die Ärzte halten sich mit neuen Aussagen zum Heilungsverlauf zurück. Für Neurochirurg Florian Ringel verständlich, denn im Moment kann keine verlässliche Prognose abgegeben werden.

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Elf Tage liegt Michael Schumacher nun schon im Koma. Seit er in die Universitätsklinik von Grenoble gebracht wurde, belagern Journalisten das Krankenhaus. Doch die Informationen über den Gesundheitszustand des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters, die an die Öffentlichkeit gelangen, geben wenig Aufschluss über seine Verletzung.

Auch zu seinen Heilungschancen wagen die Ärzte keine Prognose. Und das aus gutem Grund. "Erst wenn die erste Phase, die Akut-Phase, vorbei ist und man ihn aus dem künstlichen Koma aufwachen lässt, kann man eine Prognose über die weitere Erholung abgeben", erklärt Dr. med. Florian Ringel, der leitende Oberarzt der Neurochirurgie des Klinikums rechts der Isar in München.

Künstliches Koma erste Therapiemassnahme

Die Genesung von einem schweren Schädel-Hirn-Trauma verläuft von Patient zu Patient unterschiedlich. Während einige Menschen daran sterben oder schwere Schäden davon tragen, gibt es andere, die sich sehr gut erholen. "Wie das jedoch für einen individuellen Patienten sein wird, ist in der Anfangsphase enorm schwierig abzuschätzen", so Ringel. Familie und Fans bleibt also nur abzuwarten, denn konkrete Aussagen zu den Genesungschancen können in nächster Zeit nicht getroffen werden.

Auch wann Schumacher wieder aufwacht, ist ungewiss. Dass er schon elf Tage im künstlichen Koma liegt, überrascht den Experten nicht. "Das künstliche Koma ist eine Therapiemassnahme, die eingesetzt wird, um den Druck im Kopf zu senken und auch so lange aufrechterhalten wird, bis sich die Druckverhältnisse normalisieren." Doch wie entsteht eigentlich der erhöhte Druck? "Wie viele andere Körperteile auch, schwillt das Gehirn nach einer Verletzung an. Durch den knöchernen Schädel kommt es zu einer Drucksteigerung, weil das Gehirn nicht ausweichen kann", erklärt Ringel. Aus der Dauer des künstlichen Komas könne man allerdings nichts zur Heilung ableiten.

Vergleich zu Prinz Friso ist sinnlos

Der ehemalige Rennfahrer ist nicht der erste Prominente, der sich beim Skifahren schwer verletzt hat. Immer wieder werden Vergleiche zu anderen Fällen gezogen. Vor allem das Schicksal des niederländischen Prinzen Friso, der nach eineinhalb Jahren im Koma in Folge eines Lawinenunglücks starb, dient oft als Anhaltspunkt. Doch derartige Vergleiche sind nicht sinnvoll. Wie Ringel erläutert, trugen beide wahrscheinlich vollkommen unterschiedliche Verletzungen davon. "Deswegen kann man keine Vergleiche ziehen und auch nicht sagen, dass es Herrn Schumacher jetzt so ergehen wird wie dem Prinzen."

Laut Ringel ist es aus der Ferne ohnehin nicht möglich, die Schwere von Schumachers Schädel-Hirn-Trauma festzustellen. Deswegen müssen sich die Fans des Rennfahrers noch eine Weile gedulden. Erst wenn er aus dem künstlichen Koma erwacht, wird es neue Erkenntnisse geben.

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