Die Dallas Mavericks haben einen neuen Liebling: Er ist erst 20 Jahre alt und tritt das Erbe von keinem Geringeren als Dirk Nowitzki an. Den Status der deutschen Basketball-Legende geniesst Luka Doncic in Texas noch nicht. Doch er ist auf dem besten Weg dahin.

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Das erste Mal seit 1998 bestreiten die Dallas Mavericks eine Saison ohne Dirk Nowitzki. Der 41-Jährige verabschiedete sich im vergangenen Frühling nach mehr als 20 NBA-Jahren in den Basketballer-Ruhestand. Ein 20-Jähriger trat das Erbe des texanischen Publikumslieblings an - und hat sich nach nur wenigen Monaten bereits in die Herzen der Dallas-Fans gespielt.

Zum einen ist es die zurückhaltende, bodenständige Art, die Luka Doncic so beliebt macht. Er sei "ein cooler, netter und lustiger Typ mit einem tollen Charakter", sagte einmal Teamkollege Maxi Kleber über den Slowenen. Zum anderen ist es das Auftreten des 2,01-Meter-Mannes auf dem Platz.

Luka Doncic verzaubert die NBA

Doncic verstrahlt Spielfreude, wirft sich rein, ist Leader - und einfach ein überragender Basketballer. Die Medien feierten ihn bereits als einen Rookie "wie von einem anderen Stern". Als ein "Wunderkind für die Basketball-Welt" oder etwa als neuen Star, der "Legende Nowitzki vergessen macht". So weit ist es in Dallas noch nicht, doch daran arbeitet der 20-Jährige.

Doncic verblüfft die NBA Woche um Woche, bricht Rekord um Rekord und wird schon jetzt mit Superstars wie LeBron James von den Los Angeles Lakers oder Legende Michael Jordan verglichen. Erst vergangene Woche führte der Youngster die Mavericks zum Sieg bei den Sacramento Kings - mit seinem zwölften Triple-Double der Saison: In gleich drei statistischen Kategorien - 25 Punkte, 15 Rebounds und 17 Assists - erzielte er zweistellige Werte. Herausragend.

Prägt Doncic nach Abschied von Dirk Nowitzki die nächste Dallas-Dynastie?

Der Ex-Klub von Nowitzki belegt nach 42 absolvierten Spielen den fünften Platz in der Western Conference und ist damit auf dem besten Weg in die Play-offs. Auch wenn etwa nochmal so viele Partien zu absolvieren sind, sind sich die Fans in Dallas sicher, dass die Saison für die Mavericks Mitte April weitergehen wird. Dafür ist in erster Linie Doncic verantwortlich.

Der Slowene ist das Aushängeschild des Franchise. Was Nowitzki einmal war, soll Doncic werden. "Wir glauben, wir können mit ihm die nächste Dynastie hier in Dallas aufbauen", sagte Rick Carlisle, Trainer der Mavericks, vor etwa eineinhalb Jahren nach der Verpflichtung von Doncic.

Ein grosses Erbe. Dessen ist sich Doncic bewusst. Er geht es mit Demut an. "Nowitzki ist ein Beispiel für jeden Basketballer, er hat so viel erreicht. Er ist ein Anführer, eine Legende", sagte Doncic zu Beginn seiner Zeit bei den Mavericks. In Dallas gelandet zu sein, sei wie ein Traum für ihn.

Mavericks-Star in seiner erst zweiten NBA-Saison ins All-Star-Game berufen

Doncic lebt den Basketball-Traum eines jeden Kindes. Mit gerade einmal 16 Jahren gab er sein Profi-Debüt für Real Madrid. Noch vor seinem Sprung in die NBA feierte er die spanische Meisterschaft, den spanischen Pokalsieg und den Gewinn der Euroleague sowie einige persönliche Auszeichnungen. Obendrauf gab es den EM-Titel mit Slowenien. Mehr geht in Europa nicht.

Trotz aller Erfolge blieben Beobachter des Basketballers aber skeptisch. Er sei ein Spieler, dem es an Kraft und Muskelmasse fehle, um den Durchbruch in der NBA zu schaffen, sagten sie. Dass sie damit falsch lagen, ist spätestens jetzt deutlich geworden.

Doncic war vergangene Saison zum Nachwuchsspieler der Liga gewählt worden. Er schlug ohne Anlaufzeit ein, wie vielleicht kein europäischer Spieler vor ihm. Nun gehört er in seiner erst zweiten Saison in der besten Basketball-Liga der Welt zum engsten Favoritenkreis auf den Preis des wertvollsten Spielers. Am Freitag teilte die NBA zudem mit, dass Doncic in das diesjährige All-Star-Game gewählt wurde, bei dem die besten Spieler der Liga aufeinandertreffen.

Nowitzki: "Doncic spielt, als wäre er nicht von dieser Welt"

Besser könnte es für Doncic derzeit wohl nicht laufen. Oder vielleicht doch? Carlisle sagte Ende vergangenen Jahres über Doncic, dass er den Slowenen "gegen keinen Spieler der Liga tauschen" würde. Ein grösseres Vertrauen kann ein Trainer seinem Spieler nicht aussprechen.

Nur das Wort eines Mannes findet bei den Mavericks noch mehr Gehör: das von Vereinslegende Nowitzki. Und was der gebürtige Würzburger von dem Supertalent hält, wurde besonders nach dem Sieg der Mavericks über die Lakers im vergangenen Dezember in Los Angeles deutlich.

Wie ein kleines Kind lief der im Staples Center anwesende Nowitzki nach Spielende mit offenen Armen, weit aufgerissenem Mund und freudestrahlenden Augen auf Doncic zu. Es sah fast so aus, als wolle sich der 41-Jährige vom Jungspund ein Autogramm holen. Doch es war schlicht die beeindruckende Leistung, zu der Nowitzki seinem Nachfolger gratulierte. Eine von vielen in dieser Spielzeit.

"Luka spielt, als wäre er nicht von dieser Welt", sagte Nowitzki anschliessend den Pressevertretern und frohlockte: "Hoffentlich wird es für eine lange, lange Zeit ein Team sein, dem man gerne zuschaut."

Sich zurücklehnen und die Show geniessen, dafür hat der Familienvater nach seinem Karriereende genügend Zeit. Nach seinem Rücktritt und weiteren Veränderungen in der Mannschaft spielen die Mavericks auch deutlich besser als in den Vorjahren.

Doncics Erklärung dafür: "Letzte Saison hatten wir Dirk in der Verteidigung, das war hart", sagte er im November gegenüber Journalisten und lachte los. "Ihr wisst, ich mache nur einen Spass", stellte er aber unverzüglich klar. Grund zu Lachen hat der "neue Nowitzki" derzeit viel.

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