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Oscar Pistorius (l.) kommt am 22. November 1986 in Sandton in Südafrika zu Welt. Er ist das zweite gemeinsame Kind von Sheila (1958-2002) und Henk Pistorius (r.) Er hat zwei Geschwister: den eineinhalb Jahre älteren Bruder Carl und die drei Jahre jüngere Schwester Aimee.
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An der Highschool spielt Pistorius zunächst Cricket, Rugby und Tennis. Im Juni 2003 verletzt er sich schwer beim Rugbyspielen, woraufhin eine längere Reha-Phase folgt. In dieser konzentriert sich Pistorius erstmals auf den Laufsport. Bereits gut ein Jahr später nimmt er an den Paralympics in Athen teil.
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Dort holt er gleich Gold im Sprint über 200 Meter sowie Bronze über 100 Meter in der Kategorie T44. Pistorius wird wegen seiner Prothesen unter dem Spitznamen "Blade Runner" bekannt. Ihm fehlten bei seiner Geburt aufgrund einer Fehlbildung die Wadenbeine und die äussere Seite der Füsse. Im Alter von elf Monaten wurden ihm deshalb die Beine unterhalb der Knie amputiert. Durch speziell angefertigte Unterschenkelprothesen aus Karbon ist er in der Lage, zu laufen und zu sprinten.
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Bereits in den Jahren nach den Paralympics in Athen tritt Pistorius immer wieder gegen Nicht-Behinderte an - und schlägt sich äusserst respektabel. So nimmt sich Pistorius vor, 2008 bei den olympischen Spielen in Peking anzutreten.
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Da der Dachverband IAAF die Prothesen als unerlaubten Vorteil ansieht, soll er jedoch nicht starten dürfen. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hebt diese Entscheidung später allerdings auf. Letztlich tritt Pistorius bei den Olympischen Spielen aber doch nicht an, weil er knapp in der Qualifikation scheitert.
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Bei den anschliessenden Paralympics ist Pistorius dabei und dominiert in seinen Disziplinen. Er gewinnt die 100-, 200- und 400-Meter-Läufe der Klasse T44 in 11,17 Sekunden, 21,67 Sekunden und 47,49 Sekunden.
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2011 schliesslich wird Pistorius' grosser Traum wahr und er darf und kann als zweiter Behindertensportler überhaupt bei einer Weltmeisterschaft antreten. Im südkoreanischen Daegu wird er über 400 Meter Dritter seines Vorlaufs und qualifiziert sich für das Halbfinale. Dort scheidet er allerdings nach einem schwachen Lauf als Letzter aus. Seine Vorlaufzeit hätte für eine Finalqualifikation ausgereicht.
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Im Halbfinale läuft er dann mit der 4x400-Meter-Staffel in 2:59,21 Minuten neuen südafrikanischen Landesrekord. Die südafrikanische Staffel erreicht im Finale anschliessend ohne Pistorius den zweiten Platz. Wegen seiner Halbfinalteilnahme wird auch Pistorius die Silbermedaille verliehen.
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2012 nimmt Pistorius in London als erster Behindertensportler an den Olympischen Spielen teil. Dort kann er mit der Konkurrenz allerdings nicht ganz mithalten. Über 400 Meter ist im Halbfinale Schluss. Bei der 4x400-Meter-Staffel kommt Pistorius zwar bis ins Finale, dort wird Vize-Weltmeister Südafrika allerdings nach der Disqualifikation des russischen Teams nur Siebter.
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Auch persönlich scheint es für Pistorius zu laufen. Im Herbst 2012 wird bekannt, dass er mit dem südafrikanischen Model Reeva Steenkamp liiert ist.
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In der Nacht zum Valentinstag 2013 dann der Schock: Pistorius tötet die damals 29-Jährige mit vier Schüssen durch die Toilettentür seiner Villa. Für die Tat wird er im Jahr 2014 wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen und zu einer Haftstrafe von fünf Jahren verurteilt. In dem Verfahren hatte Pistorius ausgesagt, er habe mehrfach gefeuert, weil er hinter der Tür einen Einbrecher vermutet habe.
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Das Verfahren geht anschliessend durch weitere Instanzen. Im Juli 2016 hebt das erste Berufungsgericht das Urteil auf und spricht Pistorius des Mordes mit verminderter Tötungsabsicht schuldig. Das Strafmass wird auf sechs Jahre Haft festgelegt. Im November 2017 dann setzt der Supreme Court of Appeal auf die Berufung der Staatsanwaltschaft hin Pistorius' Haftstrafe auf das reguläre Mindestmass von 15 Jahren hinauf, rechnet die bereits verbüsste Strafhaft jedoch an, sodass die Verbüssung seiner Strafe 2031 enden würde.
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Am 24. November 2023 teilt die südafrikanische Justizvollzugsbehörde mit, dass Pistorius auf Bewährung freigelassen wird. Er sei als "Ersttäter mit einem positiven Unterstützungssystem" eingestuft worden, hiess es. Am Morgen hatte eine Bewährungsanhörung stattgefunden. Der heute 37-Jährige hat etwa die Hälfte seiner Haftstrafe abgesessen. Nach südafrikanischem Gesetz hatte er damit automatisch Anspruch auf eine Bewährungsanhörung. (Archivbild vom 15. Juni 2016)
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Zahlreiche südafrikanische und internationale Fernsehteams und Fotografen hatten seit Mitternacht vor dem Gefängnis ausgeharrt. Doch das einzige, was sie zu sehen bekamen, war ein Eingangstor mit Schranke inmitten einer weitläufigen Hügellandschaft, die von einem Zaun umgeben ist. Das tatsächliche Gefängnisgebäude im Norden von Pretoria befand sich weit ausserhalb der Reichweite der Kameras.
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Zu Pistorius' künftigem Leben ist bisher bekannt, dass er zunächst im Haus seines Onkels (im Bild) leben wird, welches er ohne Erlaubnis der Behörden nicht verlassen darf. Seit der Bewilligung der Bewährung musste er in der Haftanstalt ein Reintegrationsprogramm durchlaufen. Zu den Bewährungsauflagen gehören eine Therapie zur Aggressionsbewältigung sowie gemeinnützige Arbeit im Bereich geschlechtsspezifischer Gewalt. Alkohol ist in der fünfjährigen Bewährungszeit für Pistorius tabu, Drogen sowieso. Er muss ausserdem zu bestimmten Zeiten zu Hause sein und darf keine Medieninterviews geben.