Mit viel Geld will Saudi-Arabien im kommenden Jahrzehnt Einfluss im Sport gewinnen. In mehreren Sportarten hat das Land es bereits geschafft. In welchem Sport steckt schon jetzt arabisches Geld und wo will Saudi-Arabien mit seiner Investitionsoffensive noch hin?
Ein unmoralisches Angebot brachte die Tennis-Welt im März 2024 zum Nachdenken. Mit zwei Milliarden US-Dollar aus dem Staatsfonds soll sich Saudi-Arabien angeboten haben, die beiden Profitouren des Sports mehr oder weniger aufzukaufen. Es war das nächste Kapitel der saudischen Sportoffensive, bei der sich die Monarchie zwischen Persischem Golf und Rotem Meer mit ihrem staatseigenen Public Investment Fonds (PIF) in zahlreiche Sportarten drängt und versucht, das eigene Image mit Grossveranstaltungen und prominenten Werbeträgern zu verbessern. In welchen Bereichen Saudi-Arabien jetzt schon aktiv ist oder noch aktiv werden möchte, zeigt dieser Überblick.
Fussball: Grosse Spieler, grosse Turniere und ein englischer Klub
Für grosse mediale Schlagzeilen sorgte Saudi-Arabien im Dezember 2022 mit der Verpflichtung des mehrmaligen Weltfussballers
Darüber hinaus versucht Saudi-Arabien mehr und mehr, Fussballturniere ins eigene Land zu holen. Der spanische und italienische Supercup wurden in aufgeblähter Variante im Wüstenstaat ausgetragen, bei ersterem zeigten sich aber ebenso wie beim türkischen Supercup die Grenzen der saudi-arabischen Gastfreundschaft. Fifa-Präsident Gianni Infantino stört das nicht: Es gilt als fast sicher, dass das Land 2034 Gastgeber der Fussball-Weltmeisterschaft sein wird.
Aber auch am Frauenfussball soll das Land, in dem Frauen bis zum Jahr 2018 nicht Autofahren durften, interessiert sein. So startete man im letzten Jahr eine Kooperation mit Iran, bald könnten möglicherweise auch bekanntere Spielerinnen im Land spielen. Mit Monika Staab und Kathrin Längert waren auch Akteure aus Deutschland in den Aufbau des Frauenfussballs in Saudi-Arabien involviert.
Golf: Die PGA-Tour knickt ein
Mit der Gründung der LIV-Tour als Konkurrenz zur prestigeträchtigen PGA-Tour sorgte Saudi-Arabien 2022 für Zorn im Golfverband. Die PGA wetterte gegen den neuen Gegner, der mit höheren Preisgeldern in kürzester Zeit viele hochrangige Spieler abwarb und die Vormachtstellung der PGA infrage stellte. Jene, die das Angebot annahmen, durften nicht mehr bei der PGA spielen.
Im vergangenen Jahr kam dann die plötzliche Wende: PGA-Chef Jay Monahan verkündete eine Zusammenarbeit mit der Tour, nachdem er zuvor noch starke Kritik angesichts der Menschenrechte in Saudi-Arabien geübt hatte. Viele Spieler, die der PGA auch deshalb die Treue gehalten hatten, warfen ihm daraufhin Heuchelei vor.
Formel 1: Fester Bestandteil des Rennkalenders
Bereits zum vierten Mal fand im März in Dschidda der Grosse Preis von Saudi-Arabien statt. Dass das grösste Land der arabischen Halbinsel nach Bahrain, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten nun auch einen Platz im Formel-1-Rennkalender hat, kam schneller als gedacht - nach den ersten Gerüchten im Jahr 2019 folgte schon 2021 das Formel-1-Debüt auf saudi-arabischem Boden. Auch Kriegshandlungen in der Nähe der Strecke und die Tatsache, dass der eigentlich für die Formel 1 geplante Kurs nahe der Hauptstadt Riad noch immer nicht fertiggestellt ist, hindern den Formel-1-Zirkus nicht daran, regelmässig nach Saudi-Arabien zurückzukommen. Was möglicherweise auch daran liegen könnte, dass das Land dafür nicht nur 50 Millionen Euro Antrittsgage zahlt, sondern mit dem Unternehmen Aramco auch einer der grössten Sponsoren der Formel 1 in saudi-arabischer Hand liegt.
Tennis: Ein Angebot bringt zum Nachdenken
Im Tennis herrscht schon länger Unruhe, denn die Frauen fühlen sich von ihrem Verband WTA nicht mehr gut vertreten. Nicht zuletzt die schwierigen Bedingungen bei den WTA-Finals im mexikanischen Cancun brachten im November 2023 einige Topspielerinnen dazu, öffentlich Kritik zu äussern. Saudi-Arabien macht sich das nun zunutze - und bietet wohl zwei Milliarden US-Dollar an, um nicht nur mehr Einfluss zu gewinnen, sondern den Männerverband ATP mit der WTA zu vereinigen. Viele Sportler und auch die Führungsriege der ATP sind dem nicht ganz abgeneigt.
Zum Tennisverband der Männer hatten die saudi-arabischen Geldgeber schon vorher gute Kontakte geknüpft, das Finalturnier im letzten Jahr fand etwa in Dschidda statt. Mit Rafael Nadal wurde zudem einer der prominentesten Spieler der letzten 20 Jahre als Botschafter des saudi-arabischen Tennisverbands gewonnen.
Boxen: Saudisches Geld vereint die Verbände
Kaum einen Sport hat Saudi-Arabien mit seinen Investitionen wohl mehr durchdrungen als den Boxsport. Turki Al-Sheikh, Mitglied der Regierung von Kronprinz Mohammed bin Salman und im Land für Unterhaltung und Kultur zuständig, bringt regelmässig prestigeträchtige Weltmeisterschaftskämpfe ins eigene Land, zuletzt etwa den des britischen Schwergewichtlers Anthony Joshua gegen Francis Ngannou. Besonders sind dabei sogenannte Vereinigungskämpfe, bei denen in Saudi-Arabien die Weltmeister aus den vier konkurrierenden Weltverbänden WBO, WBA, WBC und IBF gegeneinander antreten. Denn wo die Verbände einst verbissen um die Gunst der Zuschauer und Geldgeber stritten, herrscht dank des Geldflusses aus Saudi-Arabien nun überraschend viel Einigkeit.
Handball: Eifert Saudi-Arabien Katar nach?
Bislang ist Saudi-Arabien im Vergleich zum Nachbarn Katar im Handball eine recht kleine Nummer. Das sollte sich wohl ändern: So bestätigte Hassan Moustafa, Präsident der Internationalen Handballföderation (IHF), zunächst, dass Saudi-Arabien gerne eine der Weltmeisterschaften 2029 und 2031 ausrichten würde.
Vorgemacht hatte es auch hier Katar im Jahr 2015. Mit einem Team, von dem kaum ein Spieler im Land geboren war, konnte Katar bei der Heim-WM direkt ins Finale einziehen und gehört seitdem zu den stärksten Mannschaften ausserhalb Europas.
Zuletzt wollte sich Saudi-Arabien aber wieder aus dem Handball zurückziehen und sich stattdessen auf andere Sportarten konzentrieren. Der ehemalige Handball-Nationalspieler Stefan Kretzschmar bedauerte dies.
Wintersport: Saudi-Arabien plant skurriles Megaprojekt
Wer dachte, der Wintersport würde von Saudi-Arabiens ambitionierten sportlichen Plänen verschont bleiben, lag falsch. Denn obwohl das Land von heissem Wüstenklima dominiert wird, plant Saudi-Arabien, ein ganzes Ski-Ressort in einer geplanten Megastadt mitten in der Wüste zu errichten. Dort sollen dann 2029 die Asiatischen Winterspiele stattfinden. Doch schon im März 2024 feierte das Königreich bereits sein Debüt als Gastgeber von Wintersportereignissen: Mit dem "SnowBlast KSA Cup" gab es in der Hauptstadt Riad tatsächlich ein Freestyle-Event zu sehen.
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