Erstmals wird der Sieger der Tour de France aus Kolumbien kommen: Egan Bernal sichert sich auf dem verkürzten Teilstück nach Val Thorens die entscheidenden Sekunden. Der beste Deutsche, Emanuel Buchmann, jubelt ebenfalls.

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Der kolumbianische Radprofi Egan Bernal steht vor dem Gesamtsieg bei der 106. Tour de France.

Der 22-Jährige vom Team Ineos belegte am Samstag beim Erfolg des Italieners Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) auf der letzten Bergetappe in Val Thorens Platz vier und geht mit 1:11 Minuten Vorsprung vor Vorjahressieger Geraint Thomas aus Wales (Ineos) als Spitzenreiter auf das letzte Teilstück am Sonntag nach Paris. Dort wird das Gelbe Trikot traditionell nicht mehr attackiert.

Buchmann fährt auf "mega geilen" Platz vier vor

Der beste Deutsche, Emanuel Buchmann aus dem Team Bora-hansgrohe, kam auf der wegen nicht passierbarer Strassen auf 59,5 Kilometer verkürzten Etappe als Siebter mit 23 Sekunden Rückstand auf Tagessieger Nibali als Siebter ins Ziel auf 2.365 Metern Höhe und verbesserte sich damit in der Gesamtwertung von Platz fünf auf vier. Sein Rückstand auf Bernal beträgt 1:56 Minuten.

"Das war eine Traumvorstellung. Top 10 war das Ziel, Platz vier ist mega geil", sagte Buchmann in der ARD: "Heute hatte ich nicht die besten Beine, habe es versucht und konnte es nicht durchziehen. Ich bin echt zufrieden mit dem vierten Platz. Im Moment ist keine Enttäuschung dabei. Krujswijk und Thomas waren zu stark."

Nach der 33 Kilometer langen finalen Alpen-Kraxelei herzte Buchmann komplett erleichtert seine Freundin. Nach dem vollendeten Berg-Finish war eine riesige Last vom erschöpften Buchmann abgefallen.

Auch ohne einen Top-3-Rang in Paris sorgt Buchmann für die beste deutsche Tour-Platzierung seit 2006, als Andreas Klöden Zweiter wurde.

Buchmanns Beine gaben das Podest nicht mehr her

Er habe es noch einmal versucht, erläuterte Buchmann, doch nach über 3.300 Kilometern hatte er nicht mehr die Beine für eine finale Attacke auf das Podium.

Für Bernal wird der Sonntag die Krönung seiner noch jungen Karriere. Der 22-Jährige nutzte die verletzungsbedingte Abwesenheit seines schwer gestürzten Kapitäns Chris Froome herausragend und wird am Sonntag (18:10 Uhr/One und Eurosport) auf dem Weg nach Paris zu den Champs-Élysées traditionell nicht mehr angegriffen.

"Dass ich das Gelbe Trikot tragen darf, ist unglaublich", sagte Bernal. Souverän regelte das Team Ineos am Samstag das Finale: Bernal und Thomas fuhren den Favoriten auf dem letzten Kilometer davon und beglückwünschten sich auf der Ziellinie. Das erinnerte an die triumphalen vergangenen Jahre.

Kampf gegen den Berg, die Konkurrenten und das Wetter

Einen Tag nach starken Regen- und Hagelschauern sowie einer Schlammlawine auf der Abfahrt vom Col de l'Iseran hatte das Wetter die Alpen-Kletterei auch am Samstag fest im Griff.

Im Zielort Val Thorens, der höchstgelegenen Skistation Europas, fing es um 12:00 Uhr an, in Strömen zu regnen, was sich in den Stunden danach auch nicht änderte. Erst nach dem Etappenstart um 14:30 Uhr wurde es besser, die Fahrer kamen trocken ins Ziel.

Schon am Vorabend hatten die Veranstalter mitgeteilt, dass die Etappe von 130 auf 60 Kilometer verkürzt wird. Start und Zielort blieben zwar gleich, der Cormet de Roselend erwies sich nach Erdrutschen am Freitagabend aber als unbefahrbar.

Taktiererei gab es bei der letzten Chance vor Paris so noch weniger, schliesslich machte der 33,4 Kilometer lange Anstieg mehr als die Hälfte der kompletten Distanz bei der 20. Etappe aus.

Jumbo-Visma machte schon zu Beginn Tempo für Kruijswijk, das zahlte sich gegen die starke Ineos-Equipe, die bis zum letzten Kilometer einen Helfer bei Bernal und Thomas hatte, allerdings nicht aus.

Buchmann hat eine glänzende Tour de France hinter sich

Verfolger Buchmann hatte die Bergankunft in Val Thorens schon die ganze Woche als "Showdown" bezeichnet. "Ich fühle mich für die dritte Woche noch echt gut, so habe ich mich bei einer dritten Woche noch nie gefühlt", erklärte der Deutsche, der sich in drei Wochen Tour de France nicht eine Schwäche leistete.

In den Vogesen glänzte er an der Rampe zur Planche des Belles Filles, in den Pyrenäen griff er am Tourmalet sogar an, und auch in den Alpen steuerte er mit grosser Lockerheit einer verdienten Top-5-Platzierung entgegen.

Die französischen Träume vom ersten Tour-Sieg seit Bernard Hinault 1985 platzten hingegen in den Alpen. Nach dem verletzungsbedingten Ausstieg von Thibaut Pinot nach einem Muskelfaserriss konnte auch Alaphilippe als Liebling der Grande Nation im Finale nichts mehr zusetzen.

In der Höchstleistungskletterei verspielte der 27-Jährige nach 14 Tagen im Gelben Trikot auch noch das Gesamtpodest in Paris, auf dem nun Bernal, Vorjahressieger Thomas und Kruijswijk stehen werden. Alaphilippe beendet die Tour hinter Buchmann auf Rang fünf. (hau/dpa/AFP)

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