Der deutsche Turn-Sport kommt nach den schweren Vorwürfen verschiedener Sportlerinnen nicht zur Ruhe. Auch Rekordturnerin Elisabeth Seitz berichtet Schlimmes - und will den Turnerbund schon vor Jahren informiert haben.
Die deutsche Turn-Rekordmeisterin
Seit Ende Dezember gibt es zahlreiche öffentliche Stellungnahmen, in denen ehemalige Turnerinnen und zuletzt auch ein Turner Missstände an deutschen Stützpunkten kritisierten. Es geht vor allem um harsche und autoritäre Trainingsmethoden, "systematischen körperlichen und mentalen Missbrauch" sowie katastrophale Umstände.
Stuttgart und Mannheim im Fokus
Nach dem Stuttgarter Kunstturnforum, wo ein Trainer-Duo als Konsequenz suspendiert wurde, geriet zuletzt auch der Stützpunkt in Mannheim in den Fokus. Dort trainierte Seitz lange, ehe sie 2017 nach Stuttgart wechselte. So berichtete sie, dass sie als Jugendliche weiter am Barren haben üben müssen, obwohl sie eindeutig gesagt habe, dass sie keine Kraft mehr habe.
"Dann bin ich beim Jägersalto mit dem Gesicht auf den Holm geknallt und habe mir die Lippe durchgebissen, mein Zahn war beschädigt", erzählte die Stufenbarren-Europameisterin von 2022. Während sie mit Schmerzen auf ihre Mutter wartete, habe sie weiter Krafttraining machen müssen. "Der Satz, den ich immer hören musste, war: Hör auf, dich selbst zu bemitleiden", sagte die 31-jährige Seitz.
Seitz will zukünftige Turnerinnen schützen
Der Deutsche Turner-Bund ist mit der Aufklärung beschäftigt und hat dafür Mitte Januar auch eine Kanzlei aus Frankfurt am Main hinzugezogen. Seitz forderte eine umfassende Aufklärung. "Ich möchte auf keinen Fall, dass irgendein Kind oder ein Mädchen so was noch mal erleben muss", sagte die WM-Dritte von 2018.
Es sei ganz wichtig, dass die "richtigen und guten Leute" im DTB und im Turnen bleiben würden. "Aber die Leute, die nicht richtig sind in diesem Verband oder in diesem Sport, die müssen gehen. Und erst wenn das passiert ist, haben wir die Chance, wirklich was zu verändern", sagte Seitz. (dpa/bearbeitet von ska)
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