Noch nie holte ein deutscher Schwimmer vier Goldmedaillen bei einer Weltmeisterschaft. Florian Wellbrock, bereits zweifacher Weltmeister bei diesem Turnier, möchte das ändern und verzichtet dafür sogar auf einen Wettbewerb, an dem er eigentlich gerne teilgenommen hätte.

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Den historischen Goldrausch am Strand von Fukuoka hätte Florian Wellbrock gerne selbst vollendet. Alle WM-Freiwassertitel für eine Nation - für den möglichen Rekord für die Ewigkeit fühlte sich der Olympiasieger "in überragender Form". Doch ein anderes Kapitel Sportgeschichte würde der 25-Jährige noch lieber schreiben: Er könnte als erster deutscher Schwimmer Vierfach-Weltmeister werden - das schaffte selbst der "Albatros" Michael Gross nicht.

Über fünf und zehn Kilometer im Meer hat Wellbrock bereits unglaublich souverän triumphiert, jetzt nimmt er die 800 und 1500 m im Becken der Marine Messe in den Blick. Ist viermal Gold wirklich möglich? "Die ersten zwei waren schon extrem harte Arbeit - und ein Quäntchen Glück", gab der Magdeburger im MDR-Interview zu, fügte aber selbstbewusst an: "Wenn ich gesund durch die nächste Woche komme und die Regeneration so funktioniert, wie wir uns das vorstellen, dann sind die Chancen immer noch sehr hoch." Er wisse aber nicht, "ob es sich im Endeffekt bewahrheiten wird". Aber auch ein WM-Triple wäre schon ein Novum für die deutschen Männer.

Wellbrock will keine fünf Rennen mehr schwimmen

Zumindest tut Wellbrock alles dafür: Auf die Freiwasserstaffel am Donnerstag (1.00 Uhr MESZ) und die Chance auf den fünften Titel im fünften Rennen für Deutschland verzichtete er schweren Herzens. "Regeneration steht jetzt erstmal an erster Stelle", betonte er, "die 15 Kilometer Wettkampfstrecke, die ich schon hinter mir habe, muss der Körper erstmal wegstecken."

Das Mammutprogramm bei der WM 2022 will sich der inzwischen sechsmalige Weltmeister diesmal nicht zumuten. In Budapest startete er auf fünf Strecken, schwamm auf jeder auf das Podest und stellte damit die Marke von Gross ein, der 1982 ebenfalls zweimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze gewonnen hatte. Wie er das noch toppen könnte, verriet er schon im SID-Interview vor der WM mit einem Lachen: "Na ja, ich hatte ja 'nur' zweimal Gold."

Vor allem wurmte ihn, dass er auf seiner Lieblingsstrecke 1500 m seinen Titel von 2019 verloren hatte. Auf dem "langen Kanten" ist Wellbrock nach seinem deutschen Rekord im April in diesem Jahr die Nummer eins der Welt und insgesamt viertschnellster Schwimmer der Geschichte. Der Weltrekord des Chinesen Sun Yang ist nur noch knapp vier Sekunden entfernt. Den hat Deutschlands Schwimmstar im Blick, wenn er an die starke aktuelle Weltspitze denkt: "Wenn man sich von dieser Gruppe absetzen will, um ein Rennen sicher gewinnen zu können, muss man Weltrekord schwimmen."

Wellbrock schwimmt gegen Vereinskollegen

Auf 800 m kommt die Konkurrenz sogar aus dem eigenen Verein. 400-m-Europameister Lukas Märtens, der tagtäglich mit Wellbrock in Magdeburg trainiert, war in diesem Jahr schon schneller als er - als einer von fünf Schwimmern weltweit.

In Fukuoka kommt Wellbrock der Terminplan entgegen. "Dieses Jahr ist das Programm besser, wir haben viel mehr Zeit zwischen den Rennen", sagte der Olympiasieger, der in Budapest in zehn Tagen siebenmal an den Start ging. Damals lagen die wichtigsten Rennen über 1500 m und zehn Kilometer nur vier Tage auseinander, diesmal sind es fast zwei Wochen, weil mit Freiwasser begonnen wurde.

Bis zum ersten Vorlauf im Becken hat Wellbrock sechs Tage Pause, die er braucht, um "sich wieder mehr mit dem Poolschwimmen" zu beschäftigen, "dass es wieder ins Rutschen kommt". Für den ganz persönlichen Goldrausch. (sid/jum)

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