Baseball-Profi Juan Soto hat einen neuen Rekordvertrag unterschrieben, 765 Millionen Dollar innerhalb der nächsten 15 Jahre bekommt der 26-Jährige künftig bei den New York Mets, möglicherweise sogar noch mehr. Wobei sich vor allem in Europa die Frage stellt: Warum ist in dieser Sportart dermassen viel Geld vorhanden?

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Michael Schleicher sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Dass im internationalen Sport-Business mittlerweile Gehälter gezahlt werden, die sich in astronomischen Sphären befinden, ist kein Geheimnis mehr. Häufig jagt ein Rekord den nächsten. Höher, schneller, weiter – und vor allem eins: immer besser bezahlt. So lautet die Devise.

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Jetzt markiert ein Vertrag den neuen Höhepunkt des Gehalts-Wahnsinns – das jedoch nicht im Fussball, Basketball oder American Football, sondern in einer Sportart, die in Europa weitaus weniger populär ist.

Rekordvertrag für Baseball-Star Juan Soto

Die New York Mets, eines der Top-Teams aus der nordamerikanischen Major League Baseball (MLB), lässt sich die Dienste von Star-Spieler Juan Soto künftig einiges kosten.

Für die kommenden 15 Jahre wechselt der 26-Jährige von den New York Yankees zum Lokalrivalen. Die Mets schnüren dafür ein Gehaltspaket von 765 Millionen Dollar, das unter Umständen auf bis zu 805 Millionen Dollar anwachsen kann. Es ist der bislang grösste Vertrag für einen Einzelsportler überhaupt. Soto ist damit das Mass aller Dinge.

Die grosse Frage, die sich vor allem in Europa angesichts dieses Mega-Vertrags stellt: Warum gibt es in der MLB so viel Geld? Oder anders gesagt: Warum verdienen einige Baseballspieler dermassen gut?

Einer der Hauptgründe: Auch wenn Baseball in Europa im Vergleich zu anderen US-Sportarten eher zu den unbekannteren zählt, ist er vor allem in Nordamerika und Ostasien äusserst beliebt. Viele MLB-Spieler kommen aus Japan, der bekannteste von ihnen ist Shohei Ohtani. Erst im vergangenen Jahr wurde der 30-Jährige von den Los Angeles Dodgers mit einem Vertrag über 700 Millionen Dollar ausgestattet. Ein Meilenstein. Bis Soto und die Mets kamen.

MLB gehört zu den finanzstärksten Profiligen weltweit

Die grosse Beliebtheit des Sports in mehreren Teilen der Welt, unter anderem auch in Lateinamerika, sorgt dafür, dass die MLB zu den finanzstärksten Profiligen überhaupt zählt. Dem "Sports Business Journal" zufolge erwirtschaftete die Liga im vergangenen Jahr Einnahmen von rund 11,6 Milliarden Dollar, im Vergleich zu 2022 eine Steigerung von einer Milliarde Dollar.

Im Ligen-Vergleich spielt die MLB damit im Konzert der ganz Grossen mit. Nur in der NFL, der nordamerikanischen Football-Liga, fliesst insgesamt noch mehr Geld. Zahlen, die deutlich machen: Geld ist in der höchsten Baseball-Liga überhaupt definitiv vorhanden.

Dabei hat Werbung einen massgeblichen finanziellen Anteil an den hohen Einnahmen der Liga bzw. ihrer Teams. Ein Beispiel: Vor allem japanische Unternehmen haben dank Ohtani durchaus Interesse daran, im Dodgers-Umfeld Werbung zu schalten. So wird der Spieler im Ausland schnell zum Aushängeschild eines ganzen Landes.

Mets-Besitzer ist einer der reichsten Menschen der Welt

Ein weiterer Grund für das viele Geld in der MLB liegt auf der Hand: Die Klubs gehören in der Regel äusserst wohlhabenden Besitzern. Für viele ist der Baseballverein eine Art Spielzeug, in das jede Menge Geld gesteckt wird. Recht eindrucksvoll zeigt sich das beispielsweise bei den bereits angesprochenen Mets mit Besitzer Steven Cohen.

Mets-Besitzer Steve Cohen
Mets-Besitzer Steve Cohen. © IMAGO/USA TODAY Network/Brett Davis

Laut "Forbes"-Magazin steht Cohen in der Rangliste der reichsten Menschen der Welt derzeit auf Platz 95. Das aktuelle Vermögen des Hedgefonds-Managers wird auf 21,3 Milliarden Dollar geschätzt. Im November 2020 kaufte der glühende Anhänger der New York Mets seinen Lieblingsklub. Für 2,4 Milliarden Dollar.

Jedes MLB-Team spielt pro Saison mindestens 162 Partien

Was im Vergleich zu einigen anderen Ligen beim Baseball anders ist, und dadurch für die ein oder andere zusätzliche Finanzspritze sorgt: National können die einzelnen Klubs jeweils separat mit Fernsehanstalten wegen der TV-Vermarktung verhandeln. So kann es also vorkommen, dass beispielsweise die Spiele der Dodgers auf einem ganz anderen Sender laufen als die der Mets. Ein ungewöhnliches Vorgehen – zumindest aus europäischer Sicht.

Ohnehin ist beim Thema Baseball-Übertragung im TV mächtig Musik – oder besser gesagt Geld – drin. In den USA zeigen gleich fünf verschiedene Anbieter Live-Baseball, die Übertragung ist ihnen allen mehrere Milliarden Dollar wert.

Was für vor allem fussballgeprägte Europäer ebenfalls eher ungewöhnlich ist: die schiere Anzahl an Spielen innerhalb einer Saison in der MLB. Jedes Team absolviert in einer Spielzeit mindestens 162 Spiele, die Hälfte davon logischerweise im heimischen Stadion. Auch die Einnahmen durch Tickets und die sonstigen Erlöse an einem Spieltag – etwa durch Merchandising und Gastronomie – dürfen also nicht ausser Acht gelassen werden.

In der MLB gibt es keine Gehaltsobergrenze

Was die MLB im Vergleich zu vielen anderen der grossen US-Sportligen ausserdem unterscheidet, ist eine fehlende Gehaltsobergrenze. Die Einführung einer solchen scheiterte bislang an der starken Spielergewerkschaft, der Major League Baseball Players Association (MLBPA). Denn eine Begrenzung des Gehalts ist natürlich ganz und gar nicht im Sinne der Spieler.

Wie mächtig die MLBPA ist, wurde bereits in der Vergangenheit eindrücklich deutlich: Als der bisherige Tarifvertrag auslief, schlugen die Klub-Besitzer aus für sie nachvollziehbaren Gründen vor, eine Gehaltsobergrenze einzuführen. Was folgte, war ein monatelanger Streik in der MLB, von August 1994 bis April 1995 wurde nicht gespielt.

Diese fehlende Gehaltsobergrenze sorgt heutzutage dafür, dass es um Star-Spieler teilweise ein regelrechtes Wettbieten zwischen den Vereinen gibt. So zuletzt auch bei Soto. Sein aktueller Verein, die Yankees boten dem 26-Jährigen 760 Millionen Dollar über 16 Jahre. Ungenügend für den Baseball-Profi, der sich daraufhin den Mets anschloss.

Theoretisch können die reichen Eigentümer der Klubs also soviel Geld für Spieler ausgeben, wie sie möchten. Zwar gibt es eine theoretische Begrenzung (in dieser Saison sind es 237 Millionen Dollar), bei deren Überschreitung eine Strafe, die sogenannte "Luxury Tax" (also "Luxus-Steuer"), gezahlt werden muss. Für die meisten Besitzer eines MLB-Teams jedoch eine Strafe, die sie ohne Bedenken eingehen – wenn im Anschluss der Wunschspieler im eigenen Team spielt. Mets-Besitzer Steve Cohen dürfte die "Luxus-Steuer" als einer der reichsten Menschen des Planeten also nur wenig stören.

Üppiger Unterschriftbonus für Soto

Für Soto, den Wunderknaben aus der Dominikanischen Republik, lässt er einiges springen. Er bot 765 Millionen Dollar für eben 15 Jahre – und warf noch zwei "Zuckerl" auf den Tisch. 75 Millionen erhält Soto sofort; wenn er nach fünf Jahren auf die Option verzichtet, aus dem Vertrag auszusteigen, erhöht sich sein Jahresgehalt von bis dahin durchschnittlich 51 Millionen Dollar auf 55 Millionen Dollar. Macht dann 805 Millionen insgesamt.

Trotz all der obengenannten Gründe muss dennoch festgehalten werden: Der Mega-Vertrag für Soto ist ein neuer Meilenstein bei Verträgen im Profisport und wird zukünftige Verhandlungen mit Top-Stars prägen. Auch in den USA, dem Mutterland des Baseballs und dem Land der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten, sieht man Verträge wie diese nicht jeden Tag. Und das will etwas heissen.

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