Sport- und Internet-Star gleichzeitig: Für Volleyballer Tobias Krick ist das kein Problem. Mit über fünf Millionen Followern auf TikTok und über einer Million Fans auf Instagram gehört der 27-Jährige zu den erfolgreichsten deutschen Sportlern in den sozialen Medien. Im Interview erklärt er, wie das geklappt hat.

Ein Interview

Als die deutsche Volleyball-Nationalmannschaft im August bei den Olympischen Spielen in Paris gegen Frankreich im Viertelfinale ausschied, diskutierte man in Deutschland vor allem über eine Spielszene: die umstrittene Rote Karte gegen Tobias Krick. Der Volleyball-Nationalspieler hatte die Gegner nach einem gewonnenen Punkt wohl etwas zu provokant angeschaut, der Schiedsrichter zeigte direkt Rot.

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Krick verarbeitete die Ungerechtigkeit auf seine eigene Art und veröffentlichte ein Video der Szene auf seinen Social-Media-Accounts: "POV: Du bekommst eine Rote Karte dafür, dass du geradeaus geguckt hast", schrieb er dazu. Das Video sammelte fast drei Millionen Aufrufe.

In den sozialen Medien hat Krick inzwischen Millionen Follower, wir haben mit dem 27-Jährigen unter anderem über seine grosse Popularität im Internet gesprochen.

Herr Krick, Sie spielen in der Volleyball-Bundesliga und zählen bei TikTok und Instagram zu den reichweitenstärksten Sportlern. Wofür nehmen Sie sich in der Woche mehr Zeit?

Tobias Krick (lacht): Für Volleyball. Mit den sozialen Medien ist es meistens tagesabhängig, manchmal mache ich ein bisschen mehr, manchmal weniger. An einem guten Tag beschäftige ich mich vielleicht mal zwei bis drei Stunden mit den sozialen Medien – aber auch nur vielleicht zweimal die Woche. Für Volleyball trainiere ich regelmässig zwei bis vier Stunden am Tag.

Ihr Geld verdienen Sie eigentlich mit Volleyball. Wann haben Sie gemerkt, dass Sie auch im Umgang mit sozialen Medien ein Talent haben?

Ich habe Ende 2019, als TikTok langsam bekannt wurde, einfach damit angefangen. Damals habe ich vielleicht mal ein paar Clips aus der Nationalmannschaft zusammengeschnitten und ein Video pro Woche gepostet. Mit der Zeit habe ich mich immer mehr verbessert und fünf Jahre später ist es dann relativ gross geworden. Aber was ich mache, ist kein Hexenwerk, das Schneiden von Videos kann man sich selbst beibringen. Man muss einfach dranbleiben.

"Würde ich nur Volleyball spielen, würden wir dieses Interview vielleicht gar nicht führen."

Tobias Krick

Ist das nur ein Hobby oder denken Sie auch an ihre Selbstvermarktung als Sportler?

Klar weiss ich, dass es für einen Sportler sinnvoll ist, sich ein bisschen selbst zu vermarkten. Würde ich nur Volleyball spielen, würden wir dieses Interview vielleicht gar nicht führen, es gibt ja auch noch viele andere gute Volleyball-Spieler. Aber trotzdem mache ich das in erster Linie als Hobby, weil neben dem Volleyball einfach viel Zeit übrigbleibt. Wenn ich das Ganze professioneller machen würde, würde bestimmt noch mehr Geld herausspringen.

Bei TikTok sind besonders Ihre "Transition"-Videos beliebt, in denen Sie Ihre Volleyball-Highlights mit sich selbst zusammenschneiden. Woher bekommen Sie die Ideen?

Ich gehöre leider auch zu den Leuten, die ein bisschen TikTok-süchtig sind. Meistens kommen die Ideen deshalb von der Plattform selbst, ich versuche nur, die Trends zu übernehmen. So kann ich die Zeit zumindest nutzen und scrolle nicht nur wie ein Zombie auf TikTok (lacht).

Auf der Plattform haben Sie über fünf Millionen Follower. Wie schlägt sich das in ihrem Alltag nieder?

Klar, manchmal werde ich auf der Strasse schon erkannt. Ich weiss aber jetzt nicht, ob durch meine Präsenz auf Social Media mehr Zuschauer zu unseren Spielen kommen. Nach den Spielen muss ich immer viele Autogramme geben, aber das müssen meine Teamkollegen auch.

Krick: "Man muss konstant dranbleiben"

Wie sieht es bei Ihren Teamkollegen aus? Sind Sie mit Ihrer Präsenz auf Social-Media-Plattformen dort eine Ausnahme?

Ich würde behaupten, ich bin der Einzige, der das so intensiv betreibt. Andere Spieler posten teilweise Bilder, aber zum Beispiel weniger Videos als ich. Ich versuche auch, es meinen Teamkollegen ein bisschen beizubringen, wenn sie wollen, aber das Problem ist: Man muss konstant dranbleiben, sonst bringt es nicht so viel. Aber ich bin immer bereit, Tipps zu geben.

Sehen Sie einen Trend, dass sich mehr Sportler in diese Richtung orientieren?

Definitiv. Es gibt schon mehr Leute, die mich danach fragen, aber das Ding ist eben: Die meisten sind ein paar Monate gehypt, sehen dann aber, dass das Wachstum nicht so schnell geht und geben dann leider schon auf, anstatt dranzubleiben. Aber eigentlich kann das jeder machen, es ist generell nicht so schwer. Im Volleyball gibt es genug Clips, die man verwenden kann.

Sie würden eine Präsenz auf Social Media also weiterempfehlen?

Klar, wenn man Lust darauf hat. Aber manche haben ja auch keinen Bock auf Social Media und das verstehe ich auch. Es muss auch nicht jeder einen Auftritt dort haben.

In der Bundesliga spielen Sie für den Serienmeister Berlin Recycling Volleys. Wie geht der Verein mit Ihrer Präsenz in den sozialen Medien um? Werden Sie nach Rat gefragt?

Nein, der Verein hat ein bisschen anderen Content als ich und macht eher sein eigenes Ding. Um Rat hat mich da niemand gebeten, das müssen sie aber auch nicht. Beim Verein läuft das auch ganz gut, aber es geht eben mehr um den Klub und nicht den einzelnen Sportler.

Auch der Volleyball selbst vermarktet sich gut in den sozialen Medien, einzelne Highlightspiele der Bundesliga gibt es live auf Twitch zu sehen. Merkt man das auch an den jüngeren Fans?

Es ist schon auffällig, dass in den letzten Jahren etwas jüngere Leute im Publikum sitzen. Früher war es schon eine etwas ältere Zielgruppe. Es scheint also ganz gut zu klappen.

Krick: Volleyball findet in den klassischen Medien kaum statt

Das heisst: Der Volleyball ist nicht mehr auf die Berichterstattung der klassischen Medien angewiesen.

Das Problem ist, dass Volleyball in den klassischen Medien kaum stattfindet. Dort interessiert man sich für Fussball, vielleicht ein bisschen Basketball oder Handball, wenn gerade WM ist. Volleyball interessiert die Medien nicht so wirklich. Deshalb ist es gut, wenn man über Social Media jetzt die jüngere Generation erreichen kann. Als Sport ist das für uns ein grosser Vorteil.

Sie haben auch in Italien gespielt, wo der Volleyball-Sport strukturell ein bisschen weiter ist. Waren dort Unterschiede erkennbar?

In Italien steckt ein bisschen mehr Geld dahinter, dadurch ist die Qualität natürlich auch ein bisschen besser. Aber Deutschland hat auch nachgelegt in den letzten Jahren, mittlerweile ist die Qualität der Spielübertragungen ganz gut. Früher gab es meist nur eine Kamera von Sportdeutschland TV, jetzt gibt es bei allen Spielen mehr Kameras und zwei Kommentatoren. Das ist auch für die Zuschauer besser.

Auf dem Feld haben Sie und die deutsche Nationalmannschaft vor allem mit Ihrer Leistung bei Olympia viele Herzen erobert. Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre?

Ich hoffe, dass wir nicht nachlassen. In der Weltrangliste in den Top zehn zu bleiben, wäre super. Ausserdem hoffe ich, dass es wieder mehr Nachwuchs gibt, der hat in den letzten Jahren in der Nationalmannschaft mit Ausnahme von Erik Röhrs etwas gefehlt. Ich bin seit 2017 dabei und immer unter den drei Jüngsten gewesen. Aber jetzt haben wir gute Talente in Sicht. Bei Olympia waren wir mit Ausnahme von Georg und Lukas ein relativ junges Team, auch unser Coach hat nochmal bis zu den Olympischen Spielen in Los Angeles 2028 verlängert. Das sind auf jeden Fall gute Nachrichten für den deutschen Volleyball.

Über den Gesprächspartner

  • Tobias Krick ist 27 Jahre alt und spielt seit 2023 für die Berlin Recycling Volleys, 2024 gewann er mit dem Serienmeister des Volleyballs standesgemäss die Meisterschaft. Ein Höhepunkt des Jahres waren sportlich aber auch die Olympischen Spiele in Paris. Dort brachten die deutschen Volleyballer um Krick Gastgeber Frankreich an den Rand einer Niederlage, das Team schaffte es bis ins Viertelfinale. Mit weit über zwei Metern gehört Krick selbst unter Volleyballern zu den Hünen – eine Tatsache, die auch in seinen Videos immer wieder eine Rolle spielt.
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