• Der Impfstatus von Joshua Kimmich ist in Deutschland nationales Gesprächsthema - in den USA steckt Aaron Rodgers im Zentrum einer ähnlichen Debatte.
  • Weil sich die Menschen von dem NFL-Superstar aber zusätzlich in die Irre geführt fühlen, ist alles viel emotionaler.

Mehr Sportthemen finden Sie hier

Als Quarterback in der NFL kann er in Zukunft so gut spielen wie er will - den vierten MVP-Titel seiner Karriere kann sich Aaron Rodgers nach seiner ganz persönlichen Corona-Impfdebatte wohl abschminken. "Ich denke, das ist eine legitime Aussage", sagte der Football-Profi der Green Bay Packers am Dienstag.

Er lachte bei dem nächsten Auftritt in der US-Talkshow, in der er sich erst am Freitag dazu geäussert hatte, warum er entgegen der Annahme nicht gegen das Coronavirus geimpft ist. Dabei ist das alles gar nicht so lustig für ihn: Rodgers steckt in den USA ähnlich wie Joshua Kimmich in Deutschland im Zentrum eines Entrüstungssturms zum Thema Impfen.

Die Kommentare in Richtung des Super-Bowl-Champions von 2011 sind dabei um einiges schärfer als all die Appelle an Kimmich. Das liegt wohl auch daran, weil sich viele Menschen in den USA von Rodgers bewusst getäuscht fühlen - oder sogar angelogen. Denn noch im August hatte der Teamkollege des Deutsch-Amerikaners Equanimeous St. Brown auf eine Reporter-Frage nach seinem Impfstatus geantwortet: "Ja, ich bin immunisiert."

Strafe für Packers wegen Halloween-Party

Der für seine Polemik bekannte ESPN-Kommentator Stephen A. Smith bezeichnete den dreimal zum wertvollsten Profi der NFL gewählten Packers-Spielmacher zuletzt sogar als "nationale Peinlichkeit" nach dessen Aussagen in der "Pat McAfee Show".

Dort hatte Rodgers seinen Verzicht auf eine Impfung mit einer Allergie auf einen Wirkstoff in den mRNA-Impfstoffen begründet. Zudem habe er Sorgen um seine Zeugungsfähigkeit. Daher nutze er homöopathische Methoden. Es gibt bislang keinerlei wissenschaftliche Hinweise darauf, dass eine Impfung Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit eines Menschen haben könnte.

Für die NFL ist die ganze Gemengelage delikat. Sie muss sich den Vorwurf gefallen lassen, bei Rodgers beide Augen zugedrückt zu haben und nicht alle Verstösse gegen das Corona-Reglement gleich strikt zu bestrafen. Die Liga wusste, dass er nicht geimpft ist, reagierte aber nicht auf die öffentlichen Regelverstösse wie Pressekonferenzen ohne Maske. Erst als der positive Corona-Test von Rodgers öffentlich wurde und in einer Reihe stand mit weiteren positiven Fällen im Team gab es eine Untersuchung.

Seit Dienstagabend (Ortszeit) steht die Strafe fest: 300.000 US-Dollar für die Packers und je 14.650 Dollar für Rodgers und seinen Mitspieler Allen Lazard, weil sie als ungeimpfte Footballer an der Halloween-Party des Teams teilgenommen hatten.

Aaron Rodgers: "Ich bin Athlet, kein Aktivist"

Als Rodgers gekleidet in einen Star-Wars-Pullover und mit einer schwarzen Mütze auf dem Kopf nun wieder per Video in die Show des Ex-NFL-Spielers, Wrestlers und Moderators Patrick McAfee zugeschaltet war, gab er sich zumindest in Teilen einsichtig.

Er übernehme "die volle Verantwortung für meine irreführenden Kommentare", sagte er da bezogen auf die "immunisiert"-Aussage aus dem Sommer. Inhaltlich rückte er aber keinen Zentimeter ab von seiner Position. "Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe, und den Gründen, aus denen ich die Entscheidung getroffen habe", erzählte er.

Als Botschafter wolle er sich nicht verstanden wissen. Er habe das Gefühl, auf der anderen Seite seiner Corona-Infektion angekommen zu sein. Es gehe ihm gut. Er müsse noch Tests machen, bevor er wieder Football spielen dürfe, frühestens beim Heimspiel am Sonntag gegen die Seattle Seahawks.

"Ich bin Athlet, kein Aktivist. Ich werde wieder das machen, was ich am besten kann, und das ist Ball spielen", sagte Rodgers. Dass er dafür aber noch mal eine persönliche Auszeichnung bekommt, ist seit einigen Tagen deutlich unwahrscheinlicher geworden. (dpa/fte)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.