Wer sich auf das olympische Fussballturnier gefreut hatte, wird bisher bitterlich enttäuscht. Nicht nur die Spiele der deutschen Auswahl sind bisweilen eine Qual, auch andere grosse Nationen haben Probleme. Aber woran liegt das eigentlich?

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Früher war das ja so: Bei Olympia durften nur Amateursportler teilnehmen. Und keine Profis. Dann kam das grosse Geld und mit ihm die Sehnsucht nach dem vermeintlich grossen Sport der grossen Athleten.

Die Spiele der Jugend sind schon längst in der Vermarktungshölle, aufgebläht bis zum Gehtnichtmehr. Allein am Sonntag wurden 300 Stunden Wettkampf geboten, an einem einzigen Tag. Da versendet sich so einiges, zum Beispiel auch grosse Teile des olympischen Fussballturniers. Was aber wohl auch ganz gut so ist.

Die deutsche Auswahl hat jetzt zwei Spiele absolviert, zweimal reichte es zu einem Remis und sollte nicht etwas völlig Aberwitziges passieren, dann dürfte die Mannschaft auch Fidschi mit den benötigten fünf Toren Unterschied schlagen und in die K.o.-Runde einziehen. Gegen die Freizeitkicker von der Insel im Südpazifik kommen die deutschen Bundesliga-Stars wie mächtige Riesen daher.

Schwaches Spielniveau bisher

Gespielt haben die Riesen aber bisher eher wie Kleinwüchsige - und sie passen sich damit dem eher fragwürdigen fussballerischen Niveau des gesamten Turniers an. Gegen Mexiko, immerhin ja auch der Titelverteidiger, gab es noch einige helle Passagen. Gegen Südkorea aber schmerzten die Augen der Betrachter doch ziemlich: Kaum ein Pass, kaum eine Stafette funktionierte reibungslos.

Man sieht den Deutschen an, dass hier ein beinahe willkürlich zusammengewürfelter Haufen an starken Einzelkönnern versucht, eine Mannschaft zu mimen. Das gelingt in den seltensten Fällen. Und weil das auch fast allen anderen Nationen so ergeht, kommt das olympische Fussballturnier bisher daher wie eine Ausgabe des Confed Cups aus den 90er Jahren.

Selbst die Brasilianer, die nach dem 1:7 gegen Deutschland ihr Trauma pflegen und doch so gerne ein wenig Linderung verspüren wollten, stolpern nur so über den Rasen. Selbst der grosse Neymar kommt da nicht hinterher mit seinen Dribblings und Verzweiflungsschüssen aus der zweiten Reihe. Die kleine Selecao spielt wie die grosse vor zwei Jahren: Talentiert, aber zusammenhanglos.

Rumpftruppe in Brasilien

Wie alle anderen grossen Nationen haben auch Brasilien oder Deutschland nur Profis im Kader, zum Teil grandiose Figuren wie Neymar oder auf deutscher Seite den hochbegabten Julian Brandt. Aber bisher sind sie wie ihre Mannschaften eine einzige fussballerische Enttäuschung. Natürlich haben die Klubs zu Hause wenig Lust verspürt, ihre besten Spieler nach Rio zu entsenden. In Deutschland entwickelte sich die Suche nach geeignetem und willigem Personal sogar beinahe zu einer ausgewachsenen Farce.

18 Spieler hat Trainer Horst Hrubesch in Rio dabei. Und ungefähr genauso viele andere sind zu Hause geblieben, aus den unterschiedlichsten Gründen. Es sind keine EM-Fahrer dabei, das Kontinentalturnier genoss beim DFB in diesem Sommer höchste Priorität.

Dazu fehlen Spieler, die in den letzten Wochen den Verein gewechselt haben und jene, die mit ihren Klubs bereits vor dem Start in die neue Saison international aktiv waren oder sein werden, in den Qualifikationsrunden zur Champions und Europa League. Und eine Abstellungspflicht, wie bei der FIFA vorgeschrieben, gibt es für die Olympischen Spiele nicht.

Und: Olympia ist nicht das Grossereignis, das eine Saison abschliesst, wie ein Champions-League-Finale oder eine EM oder WM. Eher ist es der Anfang einer Saison, genauer gesagt sind die Spiele mitten hinein platziert in die Vorbereitung der Klubs. Das heisst: Die Spieler kommen aus dem Urlaub, sie sind weder auf dem Toplevel ihrer Leistungsfähigkeit, noch haben sie wichtige Abläufe untereinander einstudieren können. Heraus kommt dann ein Gestöpsel wie das der deutschen Mannschaft gegen Südkorea oder Brasiliens fader Auftritt gegen Südafrika (0:0).

Fussball überstrahlt mal wieder (fast) alles

Man wird sich damit abfinden müssen, dass in der Gruppenphase noch mehr heisse Luft produziert wird. Erst wenn es in die K.o.-Runde geht, die Exoten wohl von der Bildfläche verschwunden sind und die grossen Mannschaften vor allen Dingen ein wenig besser eingespielt sind und mehr Drang nach Edelmetall verspüren als nach dem blossen "Dabei sein ist alles", dann könnte das Turnier tatsächlich noch Fahrt aufnehmen.

An der Berechtigung der Fussballwettbewerbe bei Olympia wird das IOC ohnehin nicht zu rütteln wagen. Fussball sendet sich ganz hervorragend in die Wohnzimmer zu Hause, auch das deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen macht da keine Ausnahme. Jedes zweitklassige Fussballspiel schlägt bei den Programmplanern eine Nischensportart - und möge sie noch so spannend und aufregend sein - um Längen.

So ist das eben bei Olympia. Auch hier geht es darum, das maximale Wachstum auf allen Ebenen zu kultivieren.

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