Gleichzeitig mit dem olympischen Feuer wird zum Start der Spiele in Rio die hitzige Debatte über Doping in der Leichtathletik entfacht. Doch wie läuft eine Dopingkontrolle eigentlich ab und wie versuchen die Sportler, diese Tests zu umgehen?
Vinicius und Tom sind die offiziellen Maskottchen der Olympischen Spiele in Rio. Beide sind Fabelwesen, welche die Evolution so nicht geschaffen hat. Vermutlich sind die Figuren, natürlich unbeabsichtigt, Sinnbilder einer Sportlergeneration, die ebenfalls übernatürliche Eigenschaften besitzt - und wenn diese nur durch Doping hervorgerufen werden.
Damit die Spiele so sauber wie möglich ablaufen können, setzen die Organisatoren auf Dopingkontrollen, die Betrüger überführen sollen. Zuständig für die Kontrollen ist die Welt Anti-Doping Agentur, kurz: WADA, die Standards für die weltweite Anti-Doping-Arbeit setzt. Sie bestimmt also beispielsweise auch, wie die deutschen Athleten vor und während der Olympischen Spiele in Rio getestet werden.
Das deutsche Pendant, dass bei Veranstaltungen hierzulande zum Einsatz kommt und sich um beispielsweise spontane Trainingskontrollen der deutschen Athleten ausserhalb des Wettkampfs kümmert, nennt sich NADA. Im Vorfeld können Sportler, die bei der NADA gemeldet sind, das sind in der Regel alle Kaderathleten, rund um die Uhr getestet werden. Verweigert ein Sportler den Test, droht eine bis zu vier Jahre lange Sperre.
Die Urinprobe
Bei einer Urinprobe bringt der Kontrolleur drei verschiedene Messbecher mit, aus denen der Sportler sich einen aussuchen muss. Insgesamt 90 Milliliter sind für den Test nötig. Nun muss der Sportler auf die Toilette. Dann gilt: Hose runter, T-Shirt hoch, auch Ärmel müssen hochgekrempelt werden - und das alles unter Aufsicht. So soll verhindert werden, dass der Athlet eine andere Flüssigkeit als den eigenen Urin in den Behälter füllen oder genau diesen manipulieren kann.
Nach dem Toilettengang füllt der Sportler eigenhändig 30 Milliliter in einen Behälter für die B-Probe, die doppelte Menge kommt bei der A-Probe zum Einsatz. Diese wird dann ins Labor geschickt und auf illegale Substanzen analysiert. Ist der Test positiv, kann der Sportler einfordern, dass die B-Probe ebenfalls getestet wird.
Die Blutprobe
Neben Urinproben kommen im Kampf gegen Doping auch Blutproben zum Einsatz. Diese unterscheiden sich in einigen Punkten: Die abgenommene Menge Blut, die in Fläschchen landet, legt der Sportler eigenhändig in einen Versiegelungsbehälter, der samt Temperaturlogger in eine Kühlbox kommt und dann ins Labor geschickt wird. Auch hier wird erst nur die A-Probe untersucht - bei positivem Test dann auch die B-Probe.
Bei den Wettkämpfen selbst laufen die Tests prinzipiell genauso ab.
Wer wird untersucht?
In der Regel werden die Medaillen-Gewinner untersucht, es kann aber auch Starter auf den hinteren Plätzen treffen. Doch was passiert, wenn ein Sportler bei Olympia aufgrund der A-Probe positiv getestet wird, er aber noch weitere Wettkämpfe absolvieren muss? "Dies ist in den Regeln des IOC vorgegeben für die Olympischen Spiele", erklärt Eva Bunthoff, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit der NADA gegenüber der Redaktion. "Eine sofortige Suspendierung kann ausgesprochen werden. Das weitere Vorgehen entscheidet dann das sportrechtliche Verfahren."
Neue Dimension des Dopings
Aber wie sicher sind diese Tests und wie leicht kann man die Sicherheitsvorkehrungen umgehen? Eva Bunthoff ist sich sicher: "Um das System zu unterlaufen ist heute eine gewisse kriminelle Energie notwendig." Doch die kriminelle Energie ist vorhanden, wie ein Fall aus dem Jahr 2013 zeigt.
Damals wurde der italienische Läufer Devis Licciardi des Dopings überführt, weil er mit einem Penis-Imitat die Dopingkontrolle umgehen wollte. Laut Ermittlern kein ungewöhnlicher Versuch, im Internet sollen diese künstlichen Geschlechtsteile samt sauberem Urin in Pulverform zum Kauf angeboten werden.
Und auch der aktuelle Fall um Manipulationen von russischen Sportlern zeigt, welche Dimension das Doping mittlerweile eingenommen hat: Hier soll sogar der russische Geheimdienst FSB dabei geholfen haben, Proben von Athleten verschwinden zu lassen. Doch auch wenn die Jagd auf Doping-Sünder dem Kampf David gegen Goliath gleicht: Die Anti-Doping-Kontrolleure sind bereit, diese Schlacht zu schlagen - für saubere Olympische Spiele und zum Wohl der Gesundheit der Sportler.
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