Dreimal Gold, zweimal Silber, zweimal Bronze: Mit dieser Bilanz haben die Schweizer Athleten die Erwartungen bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro übertroffen. Platz 24 im Medaillen-Ranking ist für eine so kleine Nation eine durchaus respektable Platzierung. Die Eidgenossen haben damit Nationen wie Schweden, Dänemark, Polen, Nordkorea oder Österreich hinter sich gelassen.
Cancellaras finaler Gold-Coup
Wohl niemand hätte gedacht, dass es Fabian Cancellara gelingen würde, im Strassenzeitfahren seinen Gold-Coup von 2008 zu wiederholen. Der 35 Jahre alte Radprofi, der seine aktive Karriere mittlerweile beendet hat, krönte am 10. August seine grossartige Laufbahn mit einem grandiosen Erfolg über die 54,5 Kilometer lange, anspruchsvolle Strecke.
Mit 47 Sekunden Vorsprung distanzierte er die Konkurrenz um Hausecken. Dem "Spartacus" gelang damit etwas, was anderen Schweizern 80 Jahre lang nicht gelungen ist: Nämlich Doppel-Olympiasieger bei Sommerspielen zu werden.
Studentenquartett wird zur Goldverbindung
Eine ungewöhnliche Geschichte war auch der Goldmedaille des Rudervierers vorausgegangen. Das Studentenquartett Mario Gyr, Simon Niepmann, Simon Schürch und Lucas Tramèr wollte nach der Enttäuschung bei den Spielen in London und darauffolgenden Konflikten schon die Segel streichen, riss sich dann aber doch sprichwörtlich an den Riemen. Nur einen Tag nach Cancellaras Triumph ruderten die Vier an der Lagoa Rodrigo de Freitas zu Gold.
Am letzten Tag der Olympischen Spiele vollendete Nino Schurter im Mountainbike-Cross-Country das Gold-Triple für die Eidgenossen. Nach Bronze in Peking und Silber in London hievte sich der 30jährige Bündner in Rio auf den Olymp.
Nie erwartete Medaillen
Doch auch der Silbermedaille von Nicola Spirig wohnt ein Hauch von Gold inne. Nach einer Handfraktur kämpfte sich die Triathletin an die Weltspitze zurück und wurde mit Edelmetall belohnt.
Und das ungleiche Paar Martina Hingis und Timea Bacsinszky erreichte im Tennis-Doppel den zweiten Rang.
Mit Giulia Steingruber schaffte erstmals eine Schweizer Kunstturnerin einen Medaillenrang. Die 22-jährige Gossauerin holte im Sprung die Bronzemedaille.
Im Alter von 47 Jahren erfüllte sich Sportschützin Heidi Diethelm Gerber mit Bronze einen nie für möglich gehaltenen Traum. Dabei kam die Thurgauerin erst spät und nur durch Zufall zum Schiessen.
Die Enttäuschten
Angesichts der sieben Medaillen gab es in Rio nur wenige Schattenseiten für das Schweizer Olympiateam. Einzig die Fechter – von denen man sich viel erwartet hatte – machten keinen Stich.
Geschichte wollte auch Reiter Steve Guerdat (34) schreiben. Vier Jahre lang hatte er alles seinem Traum von Olympiagold untergeordnet. Am Ende reichte es aber "nur" zu einem vierten Platz.
Mehr Geld gefordert
Trotz der in Summe erfreulichen Bilanz des Swiss-Olympic-Teams warnt der Dachverband des Sports, die Augen vor den Problemen nicht zu verschliessen. Mindestens 30 Millionen Franken müssten zusätzlich investiert werden, wenn man langfristig konkurrenzfähig bleiben wolle, richtete Roger Schnegg, der Direktor von Swiss Olympic, einen Appell an den Staat.
Für die weitaus meisten Schweizer Athleten ist der Sport zwar ein Vollzeitjob, aber einer, mit dem sich kaum Geld verdienen lässt. Das gilt in ganz besonderem Mass für den Nachwuchs. Ohne Unterstützung von Swiss Olympic könnten viele Verbände ihre Talente nicht an die Spitze führen. Für Rio wurden 45 Millionen Franken in das Olympiaprojekt investiert.
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