Das Internationale Olympische Komitee schliesst das Russische Olympische Komitee vorerst von Olympischen Spielen aus: Das ROC wird suspendiert. Was das für die russischen Sportlerinnen und Sportler bedeutet, ist allerdings noch unklar.
Das Internationale Olympische Komitee hat das Nationale Olympische Komitee Russlands (ROC) wegen der Aufnahme von vier annektierten ukrainischen Gebieten "mit sofortiger Wirkung" suspendiert. Diese Entscheidung traf die IOC-Exekutive am Donnerstag im indischen Mumbai.
IOC-Sprecher Mark Adams stellte klar, dass die Suspendierung des ROC keine Auswirkungen auf die finale Entscheidung über die Teilnahme der Athletinnen und Athleten aus Russland an den Olympischen Spielen 2024 in Paris hat. Die Empfehlung an die Weltverbände zur Eingliederung russischer und belarussischer Sportler als "neutrale Athleten" bleibe in Kraft, die Entscheidung werde weiterhin "zu gegebener Zeit" fallen.
Das IOC reagierte mit dem Schritt auf einen "Bruch der Olympischen Charta". Das ROC hatte die annektierten ukrainischen Regionen Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk als Mitglieder aufgenommen und damit "die territoriale Integrität des NOK der Ukraine verletzt", wie das IOC mitteilte.
Das ROC hatte vor einer Woche die regionalen Sportorganisationen der ukrainischen Gebiete Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk als Mitglieder aufgenommen. Dies stelle einen Bruch der IOC-Charta dar und verletzte die territoriale Integrität der Ukraine, entschied das Exekutivkomitee.
IOC setzt damit Zahlungen an ROC aus
Durch die Suspendierung bleiben die Zahlungen des IOC an das ROC ausgesetzt. Wegen des Überfalls auf die Ukraine hatte das IOC bereits die Auszahlung der Marketingeinnahmen an Russlands Olympiavertretung eingefroren. Das ROC kündigte an, gegen diese Entscheidung vor einem Gericht in der Schweiz, wo das IOC beheimatet ist, zu klagen.
In knapp zehn Monaten starten die Olympischen Sommerspiele in Paris (26. Juli bis 11. August 2024). Während der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine unvermindert anhält, ist die lange Zeit feste Haltung im Weltsport nicht mehr eindeutig.
Der Fussball-Weltverband Fifa und die europäische Fussball-Union Uefa haben zuletzt beschlossen, russische U17-Teams wieder zu ihren Wettbewerben zuzulassen - auch wenn die Uefa-Entscheidung inzwischen wieder zu kippen scheint. Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) entschied indes Ende September, russische und belarussische Athleten und Athletinnen im neutralen Status an den Paralympics 2024 teilnehmen zu lassen.
Besonders umstritten ist die Haltung zu Russland in Europa
Höchst umstritten ist die Russland-Causa vor allem in Europa. Das erfuhr zuletzt eben die Uefa bei der Wiederzulassung russischer Juniorenteams: Weil sich ein Dutzend Verbände weigerte, gegen Russlands Nachwuchs anzutreten, kann die russische U17 doch nicht in die bereits laufende EM-Qualifikation einsteigen.
Doch in der weiten olympischen Welt ist diese Ablehnung nicht mehrheitsfähig. Der Deutsche Olympische Sportbund habe zur Kenntnis nehmen müssen, mit seiner Haltung gegen eine Starterlaubnis für Russen und Belarussen "als eines von weltweit 206 Nationalen Olympischen Komitees einer Minderheit im internationalen Sport" anzugehören, sagte etwa Dosb-Präsident Thomas Weikert bei "Tagesschau.de".
Eine Reihe internationaler Verbände, darunter auch olympische Herzstücke wie Schwimmen und Turnen, haben bereits ihre Türen wieder geöffnet und ermöglichen so Russen und Belarussen auch die Erfüllung der Qualifikationskriterien für Paris. Die Gruppe der Weltverbände um die Leichtathletik, die Sportler aus beiden Ländern weiter aussperren, schrumpfte in den vergangenen Monaten stetig. In der grossen Frage der Zulassung für Paris 2024 aber spielte das IOC bisher auf Zeit. (SID/dpa/ank)
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