Premiere bei den Männern, Überraschung bei den Frauen: Dennis Schröder und Anna-Maria Wagner tragen die deutsche Fahne bei der Olympia-Eröffnungsfeier. Die Judoka reagiert mit Tränen und sieht ein schwieriges Kapitel in ihrer Karriere hinter sich.

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Anna-Maria Wagner kamen nach der Botschaft völlig überwältigt direkt die Tränen. Die zweimalige Judo-Weltmeisterin wird mit Basketball-Star Dennis Schröder die deutsche Delegation bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris als Fahnenträger anführen.

Der NBA-Profi und die Judoka setzten sich bei der Wahl durch Fans und das deutsche Olympia-Team durch und übernehmen die Aufgabe bei der Zeremonie am Freitag (19:30 Uhr). Das bestätigte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Dienstag.

Die Zeremonie findet erstmals nicht in einem Stadion, sondern auf Booten auf der Seine statt. Auf dem Fluss im Herzen von Frankreichs Metropole wird sich die deutsche Mannschaft auf Schiff Nummer sieben befinden und begleitet von Zehntausenden Fans am Ufer an den wichtigsten Wahrzeichen der Hauptstadt vorbeifahren.

"Es ist eine schöne Wertschätzung für die letzten Jahre, für das ganze Leben, was man dem Sport untergeordnet hat."

Fahnenträgerin Anna-Maria Wagner

Der DOSB veröffentlichte nach der Bekanntgabe ein Video, wie die beiden Fahnenträger die Botschaft überbracht bekamen. Überraschend war vor allem Wagners Sieg bei den Frauen. Als Favoritin galt DFB-Fussballerin Alexandra Popp. "Ich habe damit gar nicht gerechnet, weil einfach die Konkurrenz sehr, sehr stark war. Es ist eine schöne Wertschätzung für die letzten Jahre, für das ganze Leben, was man dem Sport untergeordnet hat", sagte die Sportsoldatin, die ausserdem Hotel- und Tourismusmanagement studiert.

Insgesamt wurden bei der Wahl der Öffentlichkeit mehr als 500.000 gültige Stimmen abgegeben. Vor drei Jahren in Tokio waren es rund 189.000 Stimmen. Wagner profitierte von viel Zuspruch von den Mitstreiterinnen und Mitstreitern in Paris. Von den Fans erhielt Stürmerin Popp klar die meisten Stimmen.

Wagner gehört in Paris zu den Titelkandidatinnen

Für Wagner ist es die zweite Olympia-Teilnahme. 2021 in Tokio gewann die 1,83 Meter grosse Ravensburgerin Bronze im Einzel und im Team. Auch in Paris gehört die zweimalige Weltmeisterin in der Gewichtsklasse bis 78 Kilogramm zu den Titelkandidatinnen. Dabei war lange offen, ob die 28-Jährige überhaupt bei Olympia dabei ist. Zwar gehört die Athletin, die in Köln trainiert, seit Jahren zur absoluten Weltspitze und ist aktuell Weltranglistenzweite.

In Alina Böhm hat sie aber auch eine extrem starke nationale Konkurrentin. Da pro Gewichtsklasse bei Olympia nur eine deutsche Athletin antreten darf, sicherte sich Wagner erst mit ihrem zweiten WM-Titel in Abu Dhabi im Mai endgültig das Ticket. Ihr Wettkampf in Paris findet erst am 1. August statt.

Wagner geht offen mit mentalen Problemen um

Viel Respekt bekam Wagner auch dafür, dass sie nach Olympia in Tokio ganz offen über mentale Probleme sprach. "In dem Jahr hatte ich mit dem Weltmeistertitel zudem im Prinzip alles erreicht, was man erreichen kann. Danach war erstmal die Frage: Okay, und jetzt? Wie geht es jetzt weiter? Ich hatte die Freude am Judo verloren, konnte mich nicht mehr so für den Sport motivieren", berichtete sie im Nachhinein.

Nun ist sie nach eigener Aussage aber wieder ganz die Alte: "Gerade ist das sehr weit weg. Mich hat das Thema lange begleitet. Es war ein langer Kampf zurück. Ich würde sagen, seit Anfang dieses Jahres habe ich es komplett abgeschüttelt", sagte sie am Mittwochmittag bei einer Pressekonferenz im Deutschen Haus in Paris. Sie sei komplett zurück und stärker denn je, ergänzte sie noch.

Ihren Weg zurück will sie nun in Paris mit einer weiteren Medaille krönen und hofft, dass sie in Paris im Vergleich zur Bronzemedaille in Tokio noch einen drauflegen kann. Dabei hat sie auch das deutsche olympische Motto im Kopf: "Jetzt für immer". Die Olympischen Spiele sind laut Wagner "das Highlight und ein Kindheitstraum. Deshalb bleibt es, glaube ich, auch für immer. Alles, was man jetzt erlebt, kann einem nie jemand wegnehmen."

Danach will sich die Sportsoldatin wieder mehr ihrer beruflichen Zukunft widmen und ihr Studium im Hotel- und Tourismusmanagement fortführen. (lh/dpa)

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