Die algerische Boxerin Imane Khelif sorgt für grosse Aufregung bei den Olympischen Spielen in Paris. Sie wird nicht geringer, als sie ihren ersten Kampf bereits nach 46 Sekunden gewinnt. Das aber beeindruckt ihre nächste Gegnerin wenig.
Im weltweiten Wirbel um die Boxerin Imane Khelif blieb Anna Luca Hamori bemerkenswert entspannt. "Ich habe keine Angst. Wenn sie oder er ein Mann ist, wird mein Sieg nur noch grösser sein", sagte die Ungarin, die im Viertelfinale des olympischen Boxturniers von Paris am 3. August gegen Khelif antritt.
Sogar Giorgia Meloni mischt sich ein
Die Aufregung um das Geschlecht der algerischen Boxerin hatte da allerdings schon ein unangenehmes Hoch erreicht. Italiens Ministerpräsidentin
Seit Tagen wird in Paris bereits über die Boxerinnen Khelif, Fünfte vor drei Jahren in Tokio, und Lin Yuting aus Taiwan, die bei Olympia in der Klasse bis 57 Kilogramm boxt, diskutiert. Beide waren vom Weltverband IBA auf Grundlage eines nicht näher spezifizierten Geschlechtertests für die WM 2023 disqualifiziert worden. Da die IBA vom Internationalen Olympischen Komitee unter anderem wegen Korruption ausgeschlossen ist, organisiert das IOC selbst die Wettbewerbe.
Das war in Tokio so, und das ist noch heute so. Auch die Teilnahmebedingungen sind dieselben geblieben, und zwar die aus dem Jahr 2016, als die IBA in Rio ein skandalöses Turnier veranstaltete. Und so dürfen Khelif und Lin in Paris starten und das IOC schlägt sich mit einem Thema herum, das unter anderem der Leichtathletik-Weltverband World Athletics im Zusammenhang mit der Klage der Mittelstreckenläuferin Caster Semenya längst abgeräumt hat.
Das IOC will keine "Hexenjagd"
IOC-Sprecher Mark Adams betonte am Mittwoch mit Nachdruck, dass die beiden Boxerinnen "voll teilnahmeberechtigt" sind. "Sie sind Frauen, sie waren in Tokio dabei. Ich glaube, wir haben die Verantwortung, das runterzukochen und nicht in irgendeine Hexenjagd zu verwandeln", sagte er.
Doch einen Tag später brodelte es nicht mehr nur, es kochte über. Khelif gewann in der Klasse bis 66 Kilogramm den Kampf gegen Angela Carini nach 46 Sekunden. Die Italienerin zog sich nach zwei harten Treffern unter Tränen zurück.
Angela Carina verweigert Imane Khelif den Handschlag
"Ich habe grosse Schmerzen in der Nase und ich habe 'Stopp' gesagt. Es ist besser, nicht weiterzumachen, meine Nase blutete schon nach dem ersten Treffer", sagte Carini und fügte hinzu: "Ich habe schon oft im Nationalteam gekämpft. Ich trainiere mit meinem Bruder. Ich habe immer gegen Männer gekämpft, aber heute hatte ich zu starke Schmerzen." Nach dem Kampf verweigerte sie Khelif den Handschlag.
Allerdings sagte Carini auch: Ein Urteil oder eine Entscheidung in diesem Fall stehe ihr nicht zu, "wenn diese Frau hier ist, dann wird es einen Grund geben."
Algeriens OK wirft den Medien "Lügen" vor
Schon vor dem Kampf hatte das Nationale Olympische Komitee Algeriens "bösartige und unethische Angriffe gegen unsere herausragende Athletin durch gewisse ausländische Medien" beklagt. Es handele sich um "Lügen".
Kurz nach dem Kampf erreichte die Diskussion allerdings neue Dimensionen. Italiens Ministerpräsidentin Meloni prangerte einen "ungleichen" Kampf an: "Ich stimme nicht mit dem IOC überein. Ich denke, Athletinnen mit männlichen genetischen Merkmalen sollten nicht an Frauen-Wettbewerben teilnehmen dürfen. Nicht, weil wir jemanden diskriminieren wollen, sondern um das Recht der weiblichen Athleten zu schützen."
Die IBA hält angewendeten Test geheim
Die IBA trug übrigens wenig zur Aufklärung bei. Am 1. August teilte der in Verruf geratene Verband mit: "Die Athletinnen wurden keiner Testosteronuntersuchung unterzogen, sondern einem gesonderten und anerkannten Test, dessen Einzelheiten vertraulich bleiben." (sid/hau)
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