Das Aus der Nummer eins der Weltrangliste ist eine der grössten Überraschungen in der olympischen Tischtennis-Geschichte.
Der Ersatzschläger brachte kein Glück: Der chinesische Tischtennis-Weltranglistenerste Wang Chuqin ist beim olympischen Turnier sensationell schon in der zweiten Runde ausgeschieden. Einen Tag nach dem Gewinn der Goldmedaille im Mixed mit seiner Teamkollegin Sun Yingsha verlor der siebenfache Weltmeister völlig unerwartet gegen den ehemaligen schwedischen WM-Zweiten Truls Möregardh 2:4 – nur die Nummer 26 der Rangliste.
Fotograf zerstörte versehentlich Wangs Schläger
Beim Sensationssieg des Skandinaviers mit dem sechseckigen Schläger spielte auch noch eine Szene vom Vortag mit. So gross bei Wang die Freude über das Gold im Mixed gewesen war – sie schlug wenig später in Ärger um: Im Gedränge nach der Siegerehrung zerstörte ein Fotograf aus Versehen seinen Schläger.
"Ich habe", gab Wang danach zu, "ein bisschen die Kontrolle über meine Emotionen verloren". Als er sich ein wenig später beruhigt hatte, versicherte die Nummer eins der Welt: "Ich werde auch mit meinem Ersatzschläger gut spielen können."
Schwede Möregardh mit Ehrenrunde in der Tischtennis-Halle
Tatsächlich aber wurde Wang Teil einer der grössten Überraschungen der bisher 36 Jahre währenden olympischen Tischtennis-Geschichte. Eine 2:0-Satzführung von Möregardh konnte er noch ausgleichen, nach 52 Minuten Spielzeit aber sass dann der 22-Jährige erst vor Glück auf dem Hosenboden und schlug ungläubig die Hände über den Kopf – dann drehte der neue Champions-League-Spieler von Vizemeister 1. FC Saarbrücken eine kleine Ehrenrunde, während sich das Publikum zu einer Ovation erhob.
Durch das Aus für Wang ist Weltmeister Fang Zhendong schon der letzte Trumpf der Serien-Champions aus China. Seit 2008 beim Heimspiel in Peking haben die Dominatoren aus dem Reich der Mitte jede olympische Goldmedaille im Einzel der Männer und insgesamt 32 der 37 Entscheidungen gewonnen. Anders als bei WM-Turnieren dürfen bei Olympia nur zwei Spieler pro Nation im Einzel antreten.
Wangs K.o. macht das Aus für den Düsseldorfer Europameister Dang Qiu vor der Runde der besten 16 (3:4 gegen den Kasachen Kirill Gerassimenko) nachträglich doppelt bitter. Denn der chinesische Branchenführer erschien auf dem Papier als schier unüberwindbare Viertelfinalhürde für den deutschen Spitzenspieler, für den durch Möregardhs Coup der Weg in die Medaillenrunde erheblich einfacher gewesen wäre. (sid/ms)
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