Schwimmer Josia Topf hat ein Problem: Weil er ohne Arme auf die Welt kam, hat er bei den Paralympischen Spielen einen Nachteil gegenüber seinen Konkurrenten. Um diesen auszugleichen, geht Topf hohes Risiko ein – auch auf Kosten seiner Gesundheit.

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Der 21-jährige Josia Topf träumt davon, bei den Paralympischen Spielen eine Medaille zu gewinnen. Doch das ist nicht ganz einfach, schliesslich kämpfen mit ihm bei den Spielen in Paris viele weitere Schwimmer, die nicht immer den gleichen Grad an Behinderung haben wie er.

141 Entscheidungen stehen im Schwimmen bei den paralympischen Spielen in der französischen Hauptstadt an – mehr als dreimal so viele wie bei den Sommerspielen wenige Wochen zuvor. Das liegt daran, dass die Schwimmer und Schwimmerinnen nicht nur in unterschiedlichen Disziplinen antreten, sondern auch je nach ihrer Beeinträchtigung in verschiedene Gruppen eingeteilt werden. Doch trotzdem läuft dabei nicht alles so fair ab, wie es sollte.

Topf ist mit dem Tar-Snydrom geboren

Topf etwa ist mit dem Tar-Syndrom geboren, seine Hände sind deshalb ohne Arme direkt mit seinem Oberkörper verbunden. Mit den Händen anzuschlagen, wie es im Schwimmen eigentlich die beste Variante ist, ist für ihn deshalb wenig effizient. Doch im Wettkampf muss es der Schwimmer mit Athleten aufnehmen, die auch Arme haben und diese zumindest teilweise nutzen können.

Die Klassifizierung der paralympischen Schwimmer war für Topf schon bei den Spielen 2021 in Tokio ein Problem. Damals wurde er kurz vor den Spielen in die nächsthöhere Stufe eingruppiert, wo er auf Konkurrenten mit geringeren Beeinträchtigungen traf. Topf prangerte das System schon damals an.

Um diesen klaren Nachteil auszugleichen, schlägt Topf mit dem Kopf am Beckenrand an, wenn er ins Ziel schwimmt – und das trotz hoher Geschwindigkeiten, die er im Wasser erreicht. Wie Topf gegenüber der "SZ" erzählt, habe er nach seinem Zielanschlag per Kopf hin und wieder Orientierungsverlust und starke Kopfschmerzen, auch Sprachverlust könne vorkommen.

"Es steht definitiv fest, dass es gesundheitsschädlich ist."

Schwimmer Josia Topf über seinen Zielanschlag per Kopf

Topf selbst hat dazu 2023 eine Studie in Auftrag gegeben. Und die zeigte, dass sein sportlicher Ehrgeiz womöglich starke gesundheitliche Probleme zur Folge haben könnte. "Es kam heraus, dass der Aufschlag für meinen Kopf sehr stark ist. Man wird leider erst später erfahren, welche Auswirkungen das für mein Leben haben wird. Es steht definitiv fest, dass es gesundheitsschädlich ist", erklärte er gegenüber "Welt".

Er fordert, dass es für die paralympischen Schwimmer zumindest eine Polsterung am Beckenrand oder an der Badekappe selbst geben sollte, um die gesundheitlichen Schäden zu verringern. Bei den Paralympischen Spielen in Paris sind diese aber noch nicht erlaubt.

Und so muss Topf weiter bei jedem Rennen schwere Treffer am Kopf hinnehmen, um seine sportliche Chance zu wahren. In der Hoffnung, dass die Schmerzen zumindest durch eine Medaille belohnt werden.

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