Imane Khelif ist Olympiasiegerin im Boxen. Die Algerierin lässt sich von den Diskussionen um ihre Geschlechtszugehörigkeit auch im Kampf um Gold gegen die Weltmeisterin aus China nicht beirren.

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Unter tosendem Jubel hüpfte Imane Khelif durch den Ring, dann trug ihr Trainer sie auf Schultern durch die Halle – und die algerische Fangemeinde flippte schier aus: Die nordafrikanische Boxerin hat nach fast zwei Wochen voller unseliger Diskussionen um ihre Geschlechts-Zugehörigkeit Olympia-Gold gewonnen. Sportlich ist das Thema nach einem deutlichen Finalsieg durch, ruhiger dürfte es um Khelif nicht werden – auch wenn sie das hofft.

"Acht Jahre lang kein Schlaf, acht Jahre lang müde. Aber jetzt bin Olympiasiegerin."

Imane Khelif

"Ich bin so glücklich. Acht Jahre lang war das mein Traum, acht Jahre lang habe ich dafür gearbeitet, acht Jahre lang kein Schlaf, acht Jahre lang müde. Aber jetzt bin Olympiasiegerin", sagte Khelif.

Zweites algerisches Gold in Paris

Im Finale der Klasse bis 66 Kilogramm siegte die 25-Jährige im legendären Tennis-Tempel Philippe Chatrier gegen die chinesische Weltmeisterin Yang Liu klar nach Punkten und feierte den grössten Erfolg ihrer Karriere. Es war nach dem Sieg von Turnerin Kaylia Nemour am Stufenbarren die zweite Goldmedaille für Algerien in Paris und das zweite Olympia-Gold im Boxen nach Federgewichtler Hocine Soltani 1996 in Atlanta.

Vor rund 14.000 Zuschauern auf dem fast voll besetzten Chatrier, viele davon mit algerischen Flaggen, erwischte Khelif, die von ihren 50 Amateur-Kämpfen zuvor 41 gewonnen hatte, den klar besseren Start und war in Runde eins die agilere Boxerin mit deutlichen Treffern. Yang wagte danach mehr, kam aber nicht wirklich an Khelif heran. Auch Runde zwei ging deutlich an Khelif, auf den Rängen begann bereits die grün-weisse Goldparty – das Urteil ging in Freudenschreien von den Rängen unter.

"Ich konzentriere mich auf die Konkurrenz, andere Dinge sind nicht wichtig."

Imane Khelif

"Ich bin sehr stolz auf das, was ich erreicht habe. Ich habe alles gegeben, was ich hatte", hatte Khelif nach dem Halbfinale gesagt: "Ich konzentriere mich auf die Konkurrenz, andere Dinge sind nicht wichtig." An diese Marschroute hielt sie sich auch im Finale, dem – rein sportlich gesehen – grössten Kampf ihres bisherigen Lebens.

Die Debatte um Khelif, die im Boxsport schon länger geführt wurde, hatte sich derweil seit dem Beginn der Spiele kontinuierlich verschärft. Spätestens mit Khelifs Auftaktkampf am 1. August gegen die Italienerin Angela Carini, die nach 46 Sekunden aufgab, war die Causa zum Politikum geworden. Das IOC und sein Präsident Thomas Bach sahen sich zu einer öffentlich Stellungnahme genötigt. Der vom IOC nicht mehr anerkannte Box-Weltverband IBA reagierte mit einer grotesken Pressekonferenz.

Der IBA-Präsident sieht Khelif und Yuting nicht als Männer an

Darin behauptete der umstrittene IBA-Präsident Umar Kremlew, dass Khelif und die Taiwanerin Lin Yuting, die am 11. August ebenfalls um Gold boxt, biologische Männer seien, was Tests ergeben hätten. Die IBA hatte Khelif 2023 vor dem Finale der WM 2023, in dem sie auf ihre Paris-Finalgegnerin Yang getroffen wäre, deshalb ausgeschlossen.

Das IOC erkennt die Testergebnisse der IBA nicht an und nannte das Vorgehen des Verbandes unseriös. "Es bestand nie ein Zweifel daran", dass Khelif und Lin "Frauen sind", sagte Bach. (sid/bearbeitet von hau)

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