Wochenlang hat sich IOC-Chef Thomas Bach gegen eine Verlegung oder Olympia-Absage gewehrt. Doch die Coronavirus-Pandemie hat die Verantwortlichen zum Handeln gezwungen. Es gibt nun eine Deadline von vier Wochen für mögliche Szenarien, dann soll es Klarheit geben.
Binnen von vier Wochen soll Klarheit über eine mögliche Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio herrschen. Das Internationale Olympische Komitee setzte sich nach einer Telefonkonferenz der Exekutive diese Deadline, schloss aber gleichzeitig eine Komplett-Absage der Sommerspiele aus. Das teilte das IOC am Sonntagabend mit, nachdem der Druck bezüglich einer Entscheidung immer grösser geworden war.
Vom Licht am Ende des Tunnels
"Menschenleben haben Vorrang vor allem, auch vor der Austragung der Spiele. Das IOC will Teil der Lösung sein", sagte IOC-Chef
Ein wenig Hoffnung bleibt dem deutschen Fecht-Olympiasieger von 1976 also noch, der sich lange gegen jegliche Diskussionen gewehrt hatte - trotz der vielen Rufe nach einer Verlegung der Tokio-Spiele. Doch nachdem die Weltgesundheitsorganisation täglich steigende Zahlen an Sars-CoV-2-Infektionen und Toten vermeldete, musste das IOC handeln.
Ein Spiel auf Zeit
Bach spielt nun auf Zeit und hofft auf Besserung. Diese Hoffnung haben andere bereits aufgegeben.
Denkbar ist eine Verschiebung der vom 24. Juli bis 9. August geplanten Sommerspiele auf den Herbst, auf Sommer 2021 oder gar auf 2022. Am wahrscheinlichsten dürfte die Verlegung um ein Jahr sein, was angesichts des fixierten Terminkalenders im Weltsport auch eine monumentale Entscheidung nie da gewesener Dimension wäre. Im Sommer 2021 sind zum Beispiel die Weltmeisterschaften der Schwimmer in Fukuoka/Japan und die der Leichtathleten in Eugene/USA vorgesehen. Gegen 2022 spricht, dass in dem Jahr die Olympischen Winterspiele im Februar und die Fussball-WM im November und Dezember stattfinden.
Abgesagt wurde schon häufiger
Eine Olympia-Verschiebung wäre eine historische Entscheidung, doch eine Absage wie es sie in der Vergangenheit schon einige Male gegeben, wird es wegen des grassierenden Virus nicht geben. Im Ersten Weltkrieg wurden die Sommerspiele 1916 (Berlin), im Zweiten Weltkrieg die Sommerspiele 1940 (Tokio) und 1944 (London) sowie die Winterspiele 1940 (Cortina d'Ampezzo) und 1944 (Sapporo) gestrichen.
Zwar hat Japan das Virus gut in den Griff bekommen, allerdings greift die Pandemie weltweit immer mehr um sich. Eine Sportveranstaltung mit rund 11 000 Athleten und Tausenden an Zuschauern, Betreuern und Journalisten wären kaum zu verantworten. "Es gibt für Viren quasi kein tolleres Fest als so eine Veranstaltung", hatte etwa Virologe Alexander Kekulé in der ARD-"Sporschau" gewarnt.
Kaum Training möglich
Auch ist aufgrund der Ausgeh- und Reiseverboten in vielen Ländern eine geregelte Wettkampfvorbereitung nicht mehr gegeben, ganz zu schweigen von regelmässigen Dopingkontrollen. Dazu kommt das Problem der Olympia-Qualifikationen, die in den letzten Wochen reihenweise abgesagt worden waren.
Sollte nun auch Olympia verlegt werden, hätte es auch die letzte Grossveranstaltung erwischt. Fussball-EM, Formel-1-Rennen, French Open, Eishockey-WM oder der nationale Ligen-Betrieb - die Sportwelt steht seit Wochen still.
Der Deutsche Olympische Sportbund informierte am Samstagabend rund 200 Topsportler in einer Video-Konferenz über den Stand der Olympia-Debatte. Seine Athleten, die qualifiziert sind oder es noch schaffen könnten, forderte der DOSB auf, sich in einer Abstimmung für oder gegen die planmässige Austragung der Sommerspiele auszusprechen. "Der DOSB macht es sehr gut", lobte Hartung die Dachorganisation und erklärte zur Abstimmung: "Es ist das klare Bekenntnis da, das Votum der Athleten mit in die Position des DOSB zu den Spielen einzubeziehen. Das ist einmalig auf der Welt."
Das Olympische Feuer ist schon vor Ort
Ungeachtet der Pandemie hielten IOC und Gastgeberland noch am Wochenende an den olympischen Ritualen der Spiele-Vorbereitung fest. Am Samstag kamen mehr als 55.000 Menschen zum Bahnhof Sendai im Nordosten von Japan, um das dort angekommene Olympische Feuer in Empfang zu nehmen. Dabei hatte die Regierung die Öffentlichkeit aufgefordert, grosse Versammlungen zu vermeiden. (best/dpa)
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