- Deutschlands Handballer scheitern im Viertelfinale des olympischen Turniers an Ägypten.
- Gegen den überragend aufgelegten Afrikameister findet die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason kein Mittel.
- Die Enttäuschung nach der Bronzemedaille bei den Spielen 2016 in Rio ist entsprechend gross.
Die Gesichter waren lang, die Blicke leer. Während die Spieler von Afrikameister Ägypten über das Parkett tanzten, schlichen die deutschen Handballer wie geprügelte Hunde davon. Sie hatten von einer Medaille geträumt, die Verbandsspitze hatte sogar von Gold gesprochen - nun war in Tokio bereits im Viertelfinale Schluss. 26:31 (12:16) unterlag die kopflose und chancenlose Auswahl von Bundestrainer Alfred Gislason - am Ende war es ein Debakel.
"Das ist ein beschissenes Gefühl", sagte Spielmacher Philipp Weber nach einem einseitigen Spiel, in dem die Deutschen schnell 1:6 zurück- und nie in Führung lagen. "Wir sind heute absolut verdient rausgeflogen, und das schmerzt noch mehr", meinte Rechtsaussen Timo Kastening im ZDF: "Wir sind heute nirgendwo auf unser Normalniveau gekommen, und dann verliert man so ein Spiel verdient."
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Auch der Bundestrainer war niedergeschlagen. "Die Enttäuschung ist schon gross, weil wir uns ein super Spiel erhofft hatten", sagte
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Von ihren Leistungen in der Gruppenphase hatte sich die deutsche Mannschaft wohl blenden lassen. Auch in den verlorenen Spielen gegen Frankreich (29:30) und Spanien (27:28) "haben wir gezeigt, was in uns steckt" sagte Kapitän Uwe Gensheimer, der auch gegen Ägypten nur für die Siebenmeter aufs Feld kam. "Auch gegen die Norweger haben wir eine starke Partie gezeigt, heute aber leider nicht ganz so gut spielen können wie in den Spielen zuvor."
Das Halbfinale war das ausgegebene Ziel gewesen
Statt in Tokio nach der fünften olympischen Medaille für ein deutsches Männerteam zu greifen, gab es deshalb die nächste herbe Enttäuschung: Erklärtes Verbandsziel war das Halbfinale gewesen. Doch hinten wie vorne genügte die Vorstellung gegen Ägypten den internationalen Ansprüchen nicht. Auch die bislang so starken Torhüter Andreas Wolff und Johannes Bitter erreichten am Dienstag nicht annähernd ihr Niveau.
"Wir sitzen jetzt am Tisch, an dem der Kuchen verteilt wird. Und wir haben Hunger", hatte DHB-Vizepräsident Bob Hanning vor der Partie angekündigt. Dieser Hunger, der unbedingte Wille war erkennbar, doch es lief kaum etwas zusammen. Und somit folgte dem historisch schlechten zwölften Platz bei der WM im Januar die nächste herbe Enttäuschung. Noch vor fünf Jahren hatte das deutsche Team in Rio die Bronzemedaille gewonnen.
Deutschland erwischte gegen Ägypten einen schlimmen Start, von der Souveränität der gelungenen Olympia-Generalprobe (29:27) gegen die Afrikaner vor rund drei Wochen war nichts zu sehen. "Ägypten ist mit der erwarteten Wucht auf uns zugekommen. Unser eigenes Spiel wirkt sehr statisch. Wir müssen mehr in Bewegung kommen", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer in der Halbzeit. Es blieb ein frommer Wunsch. (AFP/hau)
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